Wahl am 8. Oktober
Landtagswahl in Bayern: Von Söder bis Hagen – Die Spitzenkandidaten im Überblick

08.10.2023 | Stand 08.10.2023, 14:43 Uhr

Die acht Spitzenkandidaten und -kandidatinnen (von links oben nach rechts unten): Markus Söder (CSU), Ludwig Hartmann und Katharina Schulze (Grüne), Hubert Aiwanger (Freie Wähler), Katrin Ebner-Steiner und Martin Böhn (AfD), Florian Brunn (SPD) sowie Martin Hagen (FDP). − Fotos dpa/Bildkombo MGB

Sechs Parteien sitzen aktuell im bayerischen Landtag. Nach der Wahl am 8. Oktober könnte sich das ändern. Auf den letzten Metern stehen vor allem die acht Spitzenkandidaten und -kandidatinnen im Fokus.



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Die Mehrzahl der Parteien in Bayern geht diesmal mit altbekannten, aber höchst unterschiedlichen Spitzenkandidaten in die Landtagswahl. Ein Überblick über die Bewerber der Parteien, die den Umfragen zufolge fest mit einem Einzug ins Maximilianeum rechnen oder zumindest noch halbwegs realistisch darauf hoffen können:

CSU - MARKUS SÖDER (56):

Im März 2018 hatte der Nürnberger sein großes Lebensziel erreicht: als er im Landtag erstmals zum bayerischen Ministerpräsidenten und Nachfolger seines ewigen Rivalen Horst Seehofer gewählt wurde. Bei seiner ersten „eigenen“ Landtagswahl ein halbes Jahr später kam die CSU freilich nicht über 37,2 Prozent hinaus, Söder musste eine Koalition mit den Freien Wählern eingehen. Seither durchlebte der einstige politische Ziehsohn von Ex-CSU-Chef Edmund Stoiber, der schon CSU-Generalsekretär, Europa-, Umwelt- und Finanzminister war, wechselvolle Jahre: Er musste das Land unter anderem durch die Corona-Krise führen, genoss dafür anfangs auch bundesweit hohen Zuspruch, wäre fast Unions-Kanzlerkandidat geworden. Nun muss er kämpfen, nicht unter das Ergebnis von 2018 zu rutschen. Dafür reist der studierte Jurist, der Fan von Science-Fiction und ausgefallener Faschingsverkleidung ist, nimmermüde durchs Land, will den kümmernden Landesvater geben. Seinen Job als Regierungschef hat er sicher. Aber wie stark werden Söder und die CSU künftig noch sein?



GRÜNE - KATHARINA SCHULZE (38) UND LUDWIG HARTMANN (45):

Auch bei den Grünen hat es keine Veränderung gegeben: Die Partei ist mit ihrem schon bekannten Spitzenduo im Rennen. Schulze ist der auffälligere Part der Doppelspitze: In Reden und Debatten ist sie derart kämpferisch und engagiert, dass politische Kontrahenten oft die Augen verdrehen. Das aber ist Schulze, die 2013 erstmals in den Landtag eingezogen war und seit 2017 Fraktionschefin ist, völlig gleich. Sie gilt als fleißige Arbeiterin, die sich leidenschaftlich für ihre Überzeugungen einsetzt. Schulzes Kollege Hartmann sitzt seit 2008 im Landtag, gilt dort als versierter Energie- und Klimaexperte. Er ist ebenfalls ein Mann markiger Worte, der wenn nötig auch vor Streit nicht zurückschreckt. Die lauten Attacken auf Söder & Co. überlässt er aber oftmals lieber Schulze - die von Söder offenbar etwas gefürchtet wird: Direkten Duellen mit ihr geht er aus dem Weg.

FREIE WÄHLER - HUBERT AIWANGER (52):

Die Affäre um ein antisemitisches Flugblatt hat ihm noch größere Bekanntheit verschafft. Fakt ist aber schon lange: Ohne Hubert Aiwanger geht bei den Freien Wählern nichts. Der Agraringenieur ist Landes- und Bundesvorsitzender - und seit 2018 bayerischer Wirtschaftsminister und Vize-Ministerpräsident. Nebenbei mischt er sich auch gerne in allen agrarpolitischen Fragen ein. Im Landtag hält der Niederbayer mit seinem unbeschreiblichen Dialekt auch lange Reden ohne jedes Manuskript. Und in Bierzelten und auf anderen Bühnen ledert er gerne engagiert bis polemisch gegen die Ampel in Berlin. Mit seiner „Demokratie zurückholen“-Äußerung auf einer Kundgebung in Erding hatte er sich massive Kritik eingehandelt - ebenso wie zuletzt nun mit seinem mindestens zweifelhaften Krisenmanagement der Flugblatt-Affäre. Er selbst geht aber jetzt mit dem Vorwurf einer Schmutzkampagne auf Stimmenfang - erfolgreich, wenn man den Umfragen glaubt. Es sieht jedenfalls alles danach aus, als könnte Aiwanger weiter mit der CSU regieren. Und 2025 will er sein nächstes Ziel erreichen: die Freien Wähler in den Bundestag führen.

AFD - KATRIN EBNER-STEINER (45) UND MARTIN BÖHM (59):

2018 hatte die AfD auf einen bayernweiten Spitzenkandidaten verzichtet. Diesmal entschied sie sich anders - auch deshalb, um in den sonst so kritisierten Medien ebenso mit ihrem Spitzenpersonal vorzukommen wie alle anderen. Der Kurs der Partei weist dabei immer weiter nach ganz rechts außen: Sowohl Ebner-Steiner als auch Böhm werden dem offiziell aufgelösten, völkisch-nationalen „Flügel“ zugerechnet. Vor allem Ebner-Steiner gilt als Vertraute von AfD-Rechtsaußen Björn Höcke aus Thüringen. Sie ist dabei schon lange eines der bekanntesten Gesichter der Bayern-AfD. Nach der Landtagswahl 2018 wurde sie zunächst Fraktionschefin und konnte sich dort bis Herbst 2021 halten - dann aber wurde sie, weil inzwischen das gemäßigtere Lager die Mehrheit hatte, abgewählt. Nun sind die „Flügler“ wieder auf dem Vormarsch.

SPD - FLORIAN VON BRUNN (54):

Er hofft angesichts der SPD-geführten Bundesregierung auf einen Kanzlerbonus - und doch muss Florian von Brunn nun erstmals auch persönlich bei einer Landtagswahl liefern. Im April 2021 hatte er den SPD-Landesvorsitz übernommen, auf den er so lange hingearbeitet hatte, zusammen mit Ronja Endres. Das Duo setzte sich damals gegen den amtierenden Generalsekretär Uli Grötsch durch. Im Mai 2021 griff von Brunn auch nach dem Fraktionsvorsitz im Landtag - und gewann eine Kampfabstimmung gegen den damaligen Amtsinhaber Horst Arnold, wenn auch nur denkbar knapp mit 12 zu 10 Stimmen. In diesem Mai wurden von Brunn und Endres als Parteivorsitzende bestätigt. Fakt ist aber auch: Wegen seines forschen Auftretens und seines großen Ehrgeizes war von Brunn auch partei- und fraktionsintern nie unumstritten. Politische Gegner kritisieren ohnehin seine oftmals von lauten Attacken und scharfen Angriffen geprägten Reden im Landtag.

FDP - MARTIN HAGEN (42):

Der FDP-Landtagsfraktionschef ist extrem redegewandt, argumentiert überzeugend - und kann quasi auf eine FDP-Karriere aus dem Bilderbuch verweisen: Politik-Studium, Arbeit in einer Unternehmensberatung, Pressesprecher der bayerischen FDP-Landesgruppe im Bundestag, acht Jahre lang Hauptgeschäftsführer der bayerischen FDP, dann wieder selbstständiger Strategie- und Kommunikationsberater. Und dann 2018 der große Erfolg: Als Spitzenkandidat führte Hagen die FDP nach fünf Jahren Pause zurück in den Landtag. In einer Urwahl hatte er sich damals gegen eine ganze Reihe von Mitbewerbern durchgesetzt, am Ende in einer Stichwahl auch gegen den ehemaligen Landeschef. Heute ist Hagen die unbestrittene Führungsfigur der Bayern-FDP, er sitzt zudem im Bundesvorstand. Nun aber steht er vor einer entscheidenden Bewährungsprobe: Schafft er am 8. Oktober mit seiner Partei den Wiedereinzug in den Landtag? Jüngste Umfragen ließen dies zweifelhaft erscheinen. Doch Hagen kämpft.

− dpa