Neuburg
Zweite Donaubrücke: „Das ruft ja praktisch nach einer Klage“

Ludwig Hartmann, Grünen-Fraktionschef im Landtag, kritisiert bei Ortstermin im Auwald die geplante Trasse

17.09.2021 | Stand 17.09.2021, 13:13 Uhr

Brücken-Gegner im Auwald: Ludwig Hartmann (r.), Fraktionschef der Grünen im Landtag, ließ sich am Donnerstag die geplante Trasse der Ortsumfahrung von lokalen Grünen-Politikern und Vertretern des Bündnisses „Auwald statt Asphalt“ zeigen. Foto: Stark

Von Thorsten Stark

Neuburg –
Die Neuburger Grünen und das Aktionsbündnis „Auwald statt Asphalt“ haben einen neuen Verbündeten im Kampf gegen die geplante zweite Donaubrücke durch den Auwald gewonnen: Ludwig Hartmann, der Fraktionschef der Grünen im bayerischen Landtag, sicherte am Donnerstag seine Unterstützung zu, nachdem er sich an Ort und Stelle über das Vorhaben informiert hatte.



Wie mehrfach berichtet, plant die Stadt ausgehend vom B16-Kreisel an der Münchener Straße eine Trasse Richtung Bauhof an der Grünauer Straße, die dann im Auwaldbereich die Donau quert und westlich von Joshofen auf die Staatsstraße 2214 führt. Der Stadtrat hat sich vor der Sommerpause auf die weitere Planung mit dieser Variante festgelegt.

Er sei gerade viel in Bayern unterwegs, sagte Hartmann am Donnerstag bei einer Pressekonferenz mit Grünen und Vertretern des Bündnisses im Auwald. „Und Verkehrsprojekte, die aus der Zeit gefallen sind, erlebt man überall.“ Gerhard Schoder, Chef der Grünen-Fraktion im Neuburger Stadtrat, war mit Hartmann auf der B16 gefahren und über die Bergheimer Spange, bevor es dann zu einem Spaziergang durch den Auwald ging – „um ein bisschen Kontext zu liefern“, wie Schoder erklärte. Und Hartmann war begeistert von der „grünen Lunge Bayerns“ und warnte davor, dort wegen eines Straßenbauprojekts eine Schneise zu schlagen. „So einen Auwald werde ich nirgends mehr aufforsten können.“ Dazu handele es sich um FFH-Gebiet, ein Schutz-Status, den man nicht angreifen dürfe. Um die Verkehrsprobleme in Neuburg zu lösen, sei eine Brücke an dieser Stelle nicht die richtige Lösung. Die Stadt plant die Ostumfahrung mit Donaubrücke in kommunaler Sonderbaulast und würde damit mindestens 20 Prozent der derzeit auf 65 Millionen Euro geschätzten Baukosten übernehmen. „Da gehen bei mir schon die Alarmglocken los“, sagte Hartmann. „Verrennt sich da eine Kommune?“ Denn das lege nahe, dass der Staat gar nicht von der Dringlichkeit des Projekts überzeugt sei. „Das ruft ja praktisch nach einer Klage der Umweltverbände.“ CSU-Stadtrat und Landtagsabgeordneter Matthias Enghuber hatte erklärt, dass das Projekt laut Verkehrsministerin Kerstin Schreyer in der Vorprüfung der Fortschreibung des Ausbauplans für Staatsstraßen drin sei – womit die Finanzierung dann doch komplett vom Freistaat übernommen werden könnte. Doch es gebe viele Stimmkreise mit vielen Vorhaben, bei denen die Ministerin sicher auch ähnlich positive Signale gegeben habe, schätzt Hartmann. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass so ein großes Projekt nach vorne rutscht.“ Das Budget des Freistaats sei schließlich begrenzt. Nach seinem Gefühl bezuschusse man im Freistaat lieber viele kleine Projekte als ein großes – „weil man da mehr Bänder durchschneiden kann“.

Hartmann versprach, in München unter anderem nachzuhaken, wie konkret die Zusagen für das Projekt waren, wie viele Projekte im Freistaat schon genehmigt worden sind, die FFH-Gebiet durchqueren und inwieweit die Pläne schon auf übergeordneter Ebene geprüft worden sind.

Er werde nicht sagen, dass man nie wieder in Bayern eine Brücke bauen dürfe, sagte Hartmann. Aber man müsse sich schon vor Augen halten, dass in Bayern jeden Tag elf Hektar an Wiesen und Wälder durch Beton und Asphalt verloren gingen. Deswegen fordere er erst einmal einen Stopp für weitere Straßenbauprojekte. Dann müsse man nach alternativen Verkehrskonzepten suchen. In Neuburg könnte das mindestens eine Geh- und Radwegbrücke sein, dazu ein besserer ÖPNV wie in ganz Bayern. Das würde aus seiner Sicht sinnvoller sein als die geplante Brücke. Die anderen Grünen sowie die Bündnis-Vertreter waren da ganz seiner Meinung und bedankten sich bei Hartmann für seine zugesicherte Unterstützung.

DK