„Ein Flascherl“ pro Hausarztpraxis

Noch sind die Impfdosen gegen Corona Mangelware, aber das dürfte sich laut KVB „sehr bald“ ändern

25.03.2021 | Stand 25.03.2021, 7:32 Uhr
−Foto: pexels

Noch sind die Impfdosen gegen Corona Mangelware, aber das dürfte sich laut KVB „sehr bald“ ändern

Von Ruth Stückle

Impfen, impfen, impfen. Das ist nach Meinung von Experten die wirksamste Strategie, um die Coronavirus-Pandemie einzudämmen und zu einem einigermaßen normalen Leben zurückkehren zu können. Doch noch mangelt es in Deutschland an Impfstoff. In Bayern sollen nun ab 1. April die Hausärzte ran. „Wir begrüßen sehr, dass es endlich losgeht“, sagt die Ingolstädter Allgemeinmedizinerin Natalie Safarli. Auch wenn die Menge des Impfstoffs, die den einzelnen Praxen zur Verfügung steht, noch ein Tropfen auf den heißen Stein ist.

Im städtischen Impfzentrum sind die Impfungen der höchsten Priorität – also über 80-Jährige, Menschen in Pflegeheimen, Personal auf Intensivstationen, in Notaufnahmen und Rettungsdiensten – überwiegend abgeschlossen, wie Stadtsprecher Michael Klarner sagt. Es werden bereits Personen mit hoher Priorität (Stufe 2, etwa Personal in Kitas und Grundschulen, über 70-jährige und Menschen mit Trisomie 21 und Demenz) geimpft.

Damit es mit dem Impfen schneller vorangeht, sind ab 1. April zusätzlich die Hausärzte gefragt. Sie beziehen den Impfstoff nicht über die Impfzentren, sondern über die bereits bei den Ärzten bekannten Apotheken. Allerdings ist die Menge des Vakzins, das sie anfangs bekommen, überschaubar. Zehn Impfdosen pro Praxis, das ist laut dem Ingolstädter Hausarzt Anton Böhm bei 0,5 Milliliter pro Dosis „gerade ein Flascherl“. So sieht bei der Impfkampagne auch die Kassenärztliche Vereinigung Bayern noch „gewaltig Luft nach oben“, wie KVB-Pressesprecher Axel Heise sagt. Vor dem in der kommenden Woche anstehenden Impfstart appelliert der Vorstand der KVB an die Menschen im Freistaat, Ruhe zu bewahren und nicht die Praxen mit Nachfragen zu bestürmen. „In den ersten Wochen wird nur eine sehr begrenzte Menge an Impfstoff verfügbar sein, den die Praxen angelehnt an die Prioritätsvorgaben des Bundes verimpfen werden. Es ist nicht notwendig, sich bei den Praxen zu melden. Diese werden von sich aus den Kontakten zu den betreffenden Patienten aufnehmen, betont die KVB.

In den Ingolstädter Praxen ist die Nachfrage bereits jetzt groß. Sie bekomme sehr viele Anfragen, auch von jüngeren Patienten, die sehr froh wären, wenn sie rasch geimpft werden könnten, so Safarli. Die Impfungen in den Praxen begrüßt sie schon deshalb, „weil wir unsere Patienten und ihre Vorerkrankungen kennen“ und diese Vertrauen in ihre Hausärzte hätten. Momentan stünden nur zehn Impfdosen pro Woche zur Verfügung, und der logistische und organisatorische Aufwand sei „leider sehr hoch und sollte vereinfacht werden“. Trotzdem sei es „zumindest ein Beginn“.

Der Termin vor Ostern sei „relativ unglücklich“, meint Thomas Lips aus Kösching, der Vorsitzende des Hausärztekreises Ingolstadt-Eichstätt. Denn da seien viele Praxen im Urlaub. Dennoch hält er es für „unbedingt nötig“, dass Hausärzte impfen. Böhm, der in Ingolstadt fünf Hausarztpraxen betreibt, hat für die ersten Lieferungen vier davon angemeldet. Zehn Dosen pro Praxis – unabhängig von deren Größe – sollen am 31. März oder 1. April geliefert werden, die nächsten zehn am 8. April. Wer die raren Spritzen bekommt, bestimmen die Ärzte. Priorisiert werde nach Alter, Krankheiten und Gefahren, denen die Patienten ausgesetzt seien, so Böhm. Noch ist der Impfstoff Mangelware. Doch das wird sich ändern. Laut KVB-Sprecher Heise „werden die gelieferten Dosen sehr bald die Kapazitäten der Impfzentren übersteigen, so dass die Impfkampagne immer stärker auf die Praxen übergehen muss“.