Die Blutsauger kommen

01.08.2021 | Stand 01.08.2021, 12:00 Uhr
Mücken −Foto: Pixabay

Aufgrund des Starkregens droht in Bayern heuer eine Mückenplage

(ty) Jeder kennt es: Man liegt im Sommer abends im Bett – das Fenster ist bei den warmen Temperaturen natürlich geöffnet – und schon summt etwas neben dem Ohr: eine Stechmücke. Zwar wedelt man dann mit der Hand in der Luft, um den Blutsauger abzuwehren, muss aber morgens feststellen, dass man trotzdem zum Opfer wurde und fängt zu kratzen an.


Die schlechte Nachricht: „Dank“ des Starkregens, der Bayern in den vergangenen Wochen heimgesucht hat, droht eine Mückenplage. Um die 50 verschiedenen Arten von Stechmücken gibt es allein in Deutschland. Die gute Nachricht: Die Expertin für Artenschutz beim Bund Naturschutz in München, Dr. Christine Margraf, gibt Tipps, wie man Stiche vermeiden kann.


„Es wird definitiv mehr Mücken geben als letztes Jahr“, sagt Christine Margraf gegenüber der Passauer Neuen Presse. Denn: Die Tierchen mögen es feucht. Da hat der Starkregen ideale Verhältnisse für den Zweiflügler, so der korrekte Name, wie die Expertin erklärt, geschaffen. Seien doch die Larven Wassertierchen, weshalb die Weibchen ihre Eier in jede Pfütze ablegen, die sie finden können. Da hat Christine Margraf gleich ihren ersten Tipp parat: „Zu Hause im Garten am besten die Regentonne abdecken, die ist besonders beliebt bei den Stechmücken.“ Dabei müssten es gar nicht so große Wassermassen sein, der Blutsauger gibt sich auch mit viel weniger zufrieden, beispielsweise mit dem Wasser in Untertöpfen: „Es klingt lächerlich, aber es macht wirklich einen Unterschied, wenn man schaut, dass die trocken sind.“

Mücken: Nur Weibchen saugen Blut

Übrigens sind auch die Larven der Grund dafür, warum die Weibchen Menschen stechen: Laut dem Mückenatlas, ein Projekt von dem Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), dem Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) und dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, braucht sie zur Eireifung eine proteinreiche Nahrung, deshalb saugt sie Blut. Sonst frisst sie – genauso wie die Männchen – zuckerhaltige Pflanzensäfte. Nachdem die Larve geschlüpft ist, braucht sie etwa ein bis zwei Wochen, bis sie zur Mücke wird. Dafür vertilgt sie im Wasser „Mikroorganismen und kleinste organische Substanzen“, heißt es weiter im Atlas.
„Die Stechmücke lebt dann ungefähr vier bis sechs Wochen“, informiert Dr. Christine Margraf. Vorausgesetzt sie schafft es so lange. Das Insekt hat nämlich einige Feinde. Bei Vögeln beispielsweise steht der Zweiflügler täglich auf der Speisekarte. Oft stirbt sie auch bei der Nahrungssuche und wird dann von einer Fliegenklatsche oder dem Staubsauger erwischt. Damit das Tierchen erst gar nicht ins Haus findet, rät die Expertin, immer das Licht auszuschalten, wenn man abends das Fenster geöffnet hat. „Oder man befestigt eben gleich Fliegengitter.“
Wer in der Dämmerung noch im Biergarten sitzt, hat nur zwei Möglichkeiten, sich vor den Blutsaugern zu schützen: „Entweder man nutzt sowas wie Autan oder trägt lange Kleidung“, sagt die Expertin. Schutzsprays wirken deshalb besonders gut, weil sich die Mücke ihre Opfer nach dem Geruch aussucht: „Sie mögen den Schweißgeruch.“ Weshalb man sich beim Outdoor-Sport oder bei der Gartenarbeit im Sommer häufig kaum vor den Insekten retten kann.

Mückenstich: Zwiebelsaft und Speichel helfen

Wenn man bereits gestochen wurde, helfen ganz einfache Hausmittel, wie die Zwiebel: „Der Saft wirkt kühlend und desinfizierend“, weiß Christine Margraf. Hat man eine solche nicht zur Hand, kann auch Speichel Linderung verschaffen. „Und natürlich nicht kratzen, dann schwellt der Stich erst gar nicht so an.“ Trotz des Juckreizes bittet die Artenschutzexpertin aber um so viel Toleranz wie möglich: „Die Mücken spielen eine große Rolle im Nahrungskreislauf von anderen Tieren.“