Imaginäre Bäume verstellen die Sicht

26.07.2019 | Stand 05.11.2019, 3:33 Uhr

Die Ingolstädter Linke präsentierte sich auf ihrem Sommerfest in bester Wahlkampfstimmung Von Veronika Hartmann Dass Ingolstädter OB-Kandidaten derzeit als Hauptqualifikation den Vornahmen Christan tragen sollten, hat sich ja auf der Schanz ja bereits herum gesprochen. Vielleicht sorgte deswegen die Tatsache, dass nicht Eva Bulling-Schröter, ehemalige Bundestagsabgeordnete und das Gesicht der

Die Ingolstädter Linke präsentierte sich auf ihrem Sommerfest in bester Wahlkampfstimmung

Von Veronika Hartmann

Dass Ingolstädter OB-Kandidaten derzeit als Hauptqualifikation den Vornahmen Christan tragen sollten, hat sich ja auf der Schanz ja bereits herum gesprochen. Vielleicht sorgte deswegen die Tatsache, dass nicht Eva Bulling-Schröter, ehemalige Bundestagsabgeordnete und das Gesicht der Linken in Ingolstadt, für dieses Amt kandidieren wird, sondern Christian Pauling, für wenig Erstaunen. „Es war ein Vorschlag der innerhalb der Partei aufgekommen ist und ich finde ihn gut“, kommentiert Bulling-Schröter die Entscheidung mit einer Doppelspitze in den Kommunalwahlkampf zu gehen und Pauling als OB-Kandidaten zu präsentieren.

Dass das bei der Parteibasis, aber auch vielen anderen Ingolstädterinnen und Ingolstädtern gut angekommen ist, konnte man auf dem Sommerfest der Linken am vergangenen Donnerstag deutlich sehen: Bis auf den letzten Platz gefüllt waren die Stühle und Bänke im Café Tagtraum am Paradeplatz, wo man in entspannter Atmosphäre ins Gespräch über linke Themen kam, aber auch die erste politische Rede des Herrn Pauling hören durfte.

Der achtundzwanzigjährige enttäuschte die Anwesenden an diesem Abend nicht: Während Eva Bulling-Schröter routiniert und etabliert auf ihre Stammwählerschaft zählen kann, ist Pauling das Gesicht der neuen Generation: Gut gebildet, kritisch hinterfragend, international zuhause. Während Bulling-Schröter betont, dass sie die Menschen hören möchte und sich deren Probleme erzählen lassen, kann Pauling klar die Ideen der Jugend formulieren. Somit ergänzt sich das Spitzenduo nahezu perfekt.

Eva Bulling-Schröter freut sich, sofern sie von den Bürgerinnen und Bürgern das Mandat dazu bekommt, im Sinne der Bürger nachzufragen: „Wir wollen keinen Konzern Ingolstadt“, stellt sie fest und will nachfragen und sich einarbeiten, um sicherzustellen, dass Korruption in Zukunft der Vergangenheit angehören wird. Denn die guten Zahlen der Stadt sind nicht zuletzt auch darauf zurück zu führen, dass es mittlerweile 48 einzelne GmbHs gibt, die Bulling-Schröter als „Schattenhaushalte“ bezeichnet. Sie wies außerdem darauf hin, dass es der Stadt Ingolstadt früher, bevor sie sich in diese für den Bürgern nicht mehr transparenten Unternehmen aufsplittete, „auch nicht pleiteging“.

Aber natürlich wird Bulling-Schröter auch die übrigen linken Themen nicht außer Acht lassen und vor allem eins hat sie vor: „Der Stadtrat muss aufgemischt werden und dafür sind wir gut!“.

Christian Pauling, der nach seinem Abschluss in visueller Kommunikation in Berlin nun noch in Eichstädt Politikwissenschaften studiert, ist in Ingolstadt kein Unbekannter. Er stammt von hier und bringt sich und seine Ideen schon länger auf verschiedensten Plattformen ein. Sein dringendstes Anliegen ist der Klimaschutz – denn dieses Problem ist eine direkte und globale Bedrohung. Dabei griff Pauling in seiner Reden auch die derzeitige Politik des derzeit amtierenden Oberbürgermeisters Christian Lösel an. „Leben an der Donau – das ist ein nettes Thema. Aber diesen Luxus hätten wir uns vor zehn Jahren leisten müssen. Heute haben wir andere Probleme zu lösen“, findet er und legt nach. Er habe den Bürgermeister nach der Klimastrategie befragt und der meinte, dass ja eine Million Bäume gepflanzt werden sollen auf der Schanz. Aber befragt, wie die CO2 Bilanz der Stadt aussähe und wie viel CO2 ein Baum wett machen würde, zog Lösel blank: „Ich bin Ökonom, nicht Ökologe“, soll er verraten haben. Paulig: „Ich weiß nicht viel über Ökonomie – aber das ist eine Disziplin, die mit Kennzahlen arbeitet. Und die sollte man dann schon wissen“, und bringt es auf den Punkt: „Wir brauchen keine imaginären Bäume, die uns den Blicke verstellen!“ Und auch mit einem anderen Mythos, den die Regierungspartei gerne kolportiert, räumt Pauling auf: „Klimaschutz ist kein Jobkiller, denn Klimaschutz ist arbeitsintensiv!“, verspricht er. Anders, als die derzeit so hoch geschätzte Digitalisierung, die Arbeitsplätze kosten wird. „Die Effizienz aus der Digitalisierung müssen wir dann in den Klimaschutz stecken“, lautet Paulings Strategie.

Dass das bei der Zuhörerschaft gut ankam, konnte man deutlich merken. Nicht zuletzt an den erstaunlich vielen Beitrittsformularen für die Linke, die an diesem Abend ausgefüllt wurden.