Ingolstädter Gastro-Szene in Bewegung
Zwischen Hanoi und Miami

23.09.2021 | Stand 23.09.2021, 7:19 Uhr
Das Kokono am Audi-Kreisel setzt auf moderne asiatische Küche −Foto: Hauser

Von Johannes Hauser

Die Zahl an Restaurants und Imbissen, in denen asiatische Küche angeboten wird, ist in Ingolstadt auch während der Corona-Krise auffallend gestiegen. Dennoch hat sich Hung Thanh Tran entschieden, ein weiteres Lokal zu eröffnen. Seit Donnerstag, 16. September, werden im Kokono in der Friedrichshofener Straße unweit des Audi-Kreisels Gäste bewirtet. Der gebürtige Vietnamese ist überzeugt, sich mit seinem Angebot von großen Teilen der Konkurrenz abzusetzen. "Wir wollen keine schnelle Massenabfertigung", sagt Thanh Tran. "Bei uns werden Sie kein All-You-Can-Eat-Büffet finden." Er setze eher auf gesunde Speisen in einem ansprechenden Ambiente. "Ich glaube, das ist auch die Zukunft. Die Leute essen immer bewusster. " Vegetarische Gerichte sind deswegen längst obligatorisch. 

Die Filiale in Ingolstadt ist die neunte des Gastronomen. Unter anderem gibt es Niederlassungen in Nürnberg, Fürth, Aalen und Würzburg. Sitz des Unternehmens ist Heidenheim. Auf der Karte finden sich verschiedene asiatische Gerichte von japanischem Sushi bis vietnamesischen Pho. 

Thanh Tran lässt sich auf Reisen inspirieren und berichtet von einem besonderen Gewürz, das er aus Thailand mitgebracht hat, und von einem Garnelengericht, das er in Thailand gefunden habe. "Panasiatisch" nennt er das Konzept. Allerdings müssten die asiatischen Gerichte stets auf die westlichen Vorlieben umgedeutet werden. "In Deutschland isst man viel salziger als zum Beispiel in Vietnam", sagt auch The Nguyen, Mitarbeiter bei Kokono. Insgesamt versuche man, die traditionelle asiatische Küche modern zu interpretieren. Dazu gehören etwa flambierter roher Fisch, Sushi mit Guacamole, Kombinationen wie Steak mit Garnelen - bekannt als Surf and Turf - oder japanische Tapas. Gerichte, die in Deutschland sicher Anhänger finden, in Kyoto oder Hanoi wohl aber zunächst eher Fragen aufwerfen würden. 

Zum Ambiente gehört neben der Ausstattung des Lokals die Inszenierung der Speisen. Da werden Sushi-Platten im Trockeneis-Nebel serviert und der Lachs zu kunstvollen Blüten drapiert. Eine Wand im Kokono ziert ein Frauenporträt, das Thanh Tran selbst gemalt hat. Auf der Stirn leuchtet die rote, japanische Sonne, über dem Mund liegt eine schwarze Hand. Auch das sei als ein modernes Statement zu verstehen. "Ich will damit zeigen, dass in vielen asiatischen Ländern, Frauen noch immer nichts zu sagen haben", erklärt Thanh Tran. 

Kulinarisch auf der anderen Seite der Erdkugel geht es künftig im Sours zu. Die neue Bar in der Schäffbräustraße 23 eröffnet am Samstag, 25. September. Wer hier Hunger bekommt, kann sich Cubanos bestellen. Dabei handelt es sich um Sandwiches, wie sie im kubanisch geprägten Südosten der USA - etwa in den Einwanderervierteln von Miami und Tampa - gegessen werden, erklärt Marc Sauer, der Betreiber des Sours. "Im Original sind sie mit Schweinefleisch, wir bieten aber auch eine vegetarische und eine mit Rindfleisch an", erklärt er. Der Wirt setzt dabei auch auf Gäste, die in der Stadt arbeiten und mittags auf der Suche nach einer Mahlzeit sind. Außer den Cubanos gibt es Antipasti und auch eine vegetarische Bowl. Frühstück wird es im Sours ebenfalls geben. Das Lokal öffnet um 7.30 Uhr. Dabei wird der kulinarische Start in den Tag hier mehr nach südeuropäischer Art begangen: kein großes Büfett, sondern eher ein Croissant mit Kaffee. 

Mindestens genauso wichtig wie die Speisen sind in einer Bar allerdings die Getränke. Neben verschiedenen Bieren - Sauer kooperiert mit einer Bayreuther Brauerei - und qualitätsvollen Weinen, bietet der gelernte Hotelfachmann eine ganze Reihe Cocktails an. Dabei setze er bewusst auf "Klassiker", betont Sauer und weniger auf saftlastige Partydrinks. Denn trotz der längeren Öffnungszeiten (unter der Woche bis 23 Uhr, am Wochenende bis 2 Uhr) soll das Sour keine Partylocation werden, sondern eben ein Lokal im "New-York-Bar-Style". 

Das Sours ist Sauers erstes eigenes Lokal. Zuletzt hat er im Reimanns an der THI gearbeitet. Jetzt in die Selbstständigkeit zu gehen, berge angesichts der Corona-Pandemie natürlich ein gewisses Risiko. "Es ist aber auch eine Chance", ist er überzeugt. Die Situation habe zuletzt wie ein "Reset" auf die Branche gewirkt. Jetzt gingen alle wieder gemeinsam an den Start. "Es gibt Chancen für was Neues. " Und genau das möchte er mit seiner Stadtbar bieten. 

Noch vor einigen Wochen war in dem Gebäude das Café Maximilian untergebracht. Der einstige Wirt, Ralf Oberhofer, genießt im Augenblick die Ruhe, die sich nach der Geschäftsaufgabe eingestellt hat, berichtet er dem DONAUKURIER auf Nachfrage. Viele seiner ehemaligen Gäste vermissen vor allem die Currywurst, für die das Maximilian bekannt war. Für sie hat Oberhofer eine gute Nachricht: "Es wird die Currywurst wieder geben. " Auch wenn es noch keine konkreten Pläne gebe, plane er fest, irgendwann wieder ein Lokal in der Innenstadt zu eröffnen. Ein Konzept habe er bereits erarbeitet, in dem die Currywurst wieder eine große Rolle spiele.