Weil kein Mensch ertrinken muss

10.07.2019 | Stand 09.10.2019, 3:33 Uhr

Ingolstädter Gastronomen starten Initiative „Sicherer Hafen Ingolstadt“ (ty) „Sicherer Hafen Ingolstadt“ steht auf den Bierdeckeln, die seit Anfang Juli auf den Tischen und Theken vieler Lokale der Stadt aufgetaucht sind. Dahinter steckt eine Initiative Ingolstädter Gastronomen, die auf diese Weise darauf aufmerksam machen wollen, dass etwas schief läuft im Umgang der EU und seiner

Ingolstädter Gastronomen starten Initiative „Sicherer Hafen Ingolstadt“

(ty) „Sicherer Hafen Ingolstadt“ steht auf den Bierdeckeln, die seit Anfang Juli auf den Tischen und Theken vieler Lokale der Stadt aufgetaucht sind. Dahinter steckt eine Initiative Ingolstädter Gastronomen, die auf diese Weise darauf aufmerksam machen wollen, dass etwas schief läuft im Umgang der EU und seiner Mitgliedsstaaten mit dem Flüchtlingsdrama im Mittelmeer. Über 12 000 Bierdeckel und Plakate in Cafés, Kneipen und Clubs machen das Thema zum Stadtgespräch.

Die Wirte wollen aber auch konkret helfen. Unter dem Slogan „Unser bayerisches Rettungsschiff im Mittelmeer unterstützen“ wird auf der Rückseite der Bierdeckel zu Spenden für das Rettungsschiff Alan Kurdi der in Bayern ansässigen Hilfsorganisation Sea-Eye aufgerufen. Die Alan Kurdi machte erst vor wenigen Tagen Schlagzeilen, als sie nach einer mehrtägigen Irrfahrt 65 Gerettete nach Malta gebracht hatte. Am Tag darauf rettete die Crew in Zusammenarbeit mit der maltesischen Küstenwache wieder über 40 Menschen, darunter drei Kleinkinder. Bei einer der nächsten Missionen wird auch wieder ein Ingolstädter mit an Bord sein.

Die Kampagne „Sicherer Hafen Ingolstadt“ ist unabhängig von jeglicher politischen Partei, bezieht sich aber auf den Antrag „Ingolstadt ein sicherer Hafen“, über den der Stadtrat Ende Juli entscheiden soll. Der Antrag, dass sich Ingolstadt per Stadtratsbeschluss zum sicheren Hafen für Mittelmeerflüchtlinge im Sinne der Aktion Seebrücke erklären soll, wurde von der Fraktion der BGI (Bürgergemeinschaft Ingolstadt) und der ÖDP-Stadtratsgruppe nach Gesprächen mit Vertretern der Hilfsorganisationen vorbereitet. Formell eingereicht wurde der Antrag zwischenzeitlich von den Ingolstädter Grünen. Auch aus SPD-Kreisen wurde Unterstützung zugesagt.

Die Stadt würde sich dadurch mit den Menschen auf der Flucht solidarisieren und im Rahmen ihrer Möglichkeiten eine Entkriminalisierung der privaten Seenotrettung anstreben. Außerdem soll die Möglichkeit einer schnellen und unkomplizierten Aufnahme und Unterbringung von aus akuter Seenot geretteten Menschen geprüft werden. Die Stadtgesellschaft würde durch die Erklärung dokumentieren, dass das Sterbenlassen nicht in ihrem Namen geschieht.

„Ich bin überzeugt, dass eine Mehrheit für den Antrag möglich ist. Wirklich niemand will doch, dass weiterhin Menschen auf der Flucht im Mittelmeer ums Leben kommen. Die allermeisten Menschen wünschen sich für das eigene Land auch sichere Grenzen und Ordnung in der Migration. Wenn wir diese beiden Positionen aber weiterhin als Widerspruch wahrnehmen, können wir nicht im Gespräch bleiben um eine Lösung zu finden“, so Michael Kraus im Namen der Initiatoren, „für die Abstimmung im Stadtrat sollte der Fraktionszwang aufgehoben werden. Das ist unser Appell an die Fraktionsvorsitzenden und den Oberbürgermeister. Jedes Mitglied des Stadtrats sollte bei dem Thema frei entscheiden können.“