Von Hobbits, Orks und anderen Politikern

Wer soll denn nun der nächste Kanzler der Bundesrepublik werden?

12.04.2021 | Stand 12.04.2021, 10:50 Uhr
Markus Söder −Foto: CSU-Fraktion

Wer soll denn nun der nächste Kanzler der Bundesrepublik werden?

Ein Kommentar von Michael Schmatloch

Hat man die Wahl zwischen zwei Übeln, auf die man beide gerne verzischten würde, also beispielsweise der Besuch beim Zahnarzt oder einem Urologen, dann spricht man landläufig davon, dass man die Wahl zwischen Pest und Cholera habe. Der Humanist bemüht dafür gerne die , speziell die Odyssee von Homer, und spricht von der Wahl zwischen Skylla und Charybdis, den beiden n, die in der Straße von Messina lebten und jeweils eine Seite der besetzten.

Doch das ist Vergangenheit. Denn neuerdings tragen die beiden Übel die Namen Laschet und Söder. Sowohl der Hobbit aus Mittelerde als auch das fränkische Rumpelstilzchen oder der bajuwarische Ork, um im Bild von Tolkien zu bleiben, haben sich bereiterklärt, für die Union sozusagen vollkommen selbstlos als Kanzlerkandidat zur Verfügung zu stehen.

Überraschend ist das kaum. Denn selbst bei Söder, der sich so mannhaft gegen eine eindeutige Erklärung gesträubt hatte, war doch klar, dass er sich zum Frontmann des Panikorchesters „Union“ berufen fühlt. Na und beim Halbhohen aus Nordrheinwestfalen war ohnehin unbestritten, dass er gerne Kanzler oder besser gesagt Kanzlerchen wäre, obschon laut einer Umfrage nur noch nur noch 26 Prozent der Wahlberechtigten in NRW mit seiner Arbeit zufrieden sind. Und als Kanzlerkandidat können sich 66 Prozent im eigenen Bundesland Laschet absolut nicht vorstellen. Söder immerhin 49 Prozent. In NRW! Von Bayern ganz zu schweigen. Und bei allen möglichen und unmöglichen Kanzlerkandidaten aus Koalitionspartner und Opposition hat er die Nase ganz weit vorne.

Stellt die Union also ihn als Kanzlerkandidat für die kommende Bundestagswahl auf, wovon auszugehen ist, wäre er nach momentanem Stimmungsbild also alternativlos, um den von Bundeskanzlerin Merkel geprägten Begriff zu verwenden. Alternativlos, um den rasanten Abwärtstrend der Unionsparteien aufzuhalten. Und nur darum geht es doch, denn schließlich wollen CDU/CSU auch nach dem Herbst wieder den besten Platz im Sandkasten bekommen.

Und mal ganz ehrlich. Ist es bei der „Qualität“ unserer Volksvertreter, deren Impotenz in Sachen Krisenmanagement Corona hinlänglich bewiesen hat, überhaupt von Belang, wer der nächste Kanzler wird? Der legendäre Hollywood-Schauspieler Humphrey Bogart hat einmal auf die Frage, wer seiner Meinung nach der nächste Präsident der Vereinigten Staaten wird, gesagt: „Mir ist es scheißegal, wer den nächste Präsident wird. Weil ich weiß, es wird ein Politiker sein.“ Dem ist bei der bundesdeutschen Kanzlerfrage nichts hinzuzufügen