Neue Pläne
Altstadttheater startet in die neue Saison: Von Goethe bis Krimi im kleinen Format

09.09.2023 | Stand 12.09.2023, 16:12 Uhr

Leni Brem-Keil plant erstmals ein Kinderstück. Foto: Wobker

„Faust“ für zwei Schauspieler, zwei Mal Kleist, die aberwitzige Theaterfassung des Bestsellerromans „Achtsam Morden“, „Miss Marple“ und ein Stück für Kinder: Das sind die Pläne von Leni Brem-Keil für die neue Saison des Ingolstädter Altstadttheaters. Nächste Woche geht’s los.



Frau Brem-Keil, das Altstadttheater startet mit einer Wiederaufnahme von „Dekubitus“. Warum?
Leni Brem-Keil: Die Nachfrage war schlicht so groß, dass wir die Produktion noch mal auf den Spielplan gesetzt haben, bevor „Dekubitus“ auf Gastspielreise geht. Das hat uns in unserer Einschätzung bestätigt: Themen wie Pflegenotstand oder Demenz sind wichtig und beschäftigen viele Menschen, werden auf der Bühne aber sehr selten verhandelt. Dabei kommen viele Zuschauer und Zuschauerinnen aus dem Pflegebereich.

Die erste Eigenproduktion ist Ende September geplant. „Faust“ ist eines der bedeutendsten und meistzitierten Werke der deutschsprachigen Literatur. Sie stemmen den Stoff mit nur zwei Darstellern.
Brem-Keil: Ich wollte unbedingt einen Klassiker im Programm haben – für das Altstadttheater aber im kleinen Format. Schon damit wir faire Gagen gewährleisten können. Also habe ich Sascha Fersch beauftragt, Goethes „Faust“ mit einem Schauspieler und einer Schauspielerin auf die Bühne zu bringen. Er schafft eine eigene, sehr reduzierte moderne Fassung mit den wichtigsten Handlungssträngen und allen bekannten Zitaten, die sich aber ernsthaft mit den Stoff auseinandersetzt und keine Persiflage oder Überschreibung ist. Weil „Faust“ immer noch zum Kanon zählt, könnte das auch für Schulen interessant sein.

Nach Sherlock Holmes hat sich Falco Blome „Miss Marple“ angenommen. War die Nachfrage nach Krimiklassikern so groß?
Brem-Keil: Wir merken es schon am Vorverkauf, dass die Nachfrage nach „Miss Marple“ sogar noch stärker ist als bei „Holmes & Watson“. Falco Blome setzt auf sein bewährtes Team: Adelheid Bräu schlüpft in die Rolle von Agatha Christies bekannter Protagonistin, Thomas Weber wird nicht nur als Mr. Stringer zu sehen sein, sondern auch andere Rollen übernehmen. Die Handlung setzt sich aus verschiedenen Fällen zusammen.

Gleich mehrfach steht Kleist auf Ihrem Spielplan.
Brem-Keil: Das ist Zufall. Regisseur Andreas Wiedermann hatte mir „Michael Kohlhaas“ angeboten. Und er hat einfach schon sehr intensive Theaterproduktionen wie „Szenen einer Ehe“ oder „Die Blechtrommel“ verantwortet. Diesmal hat er mit der Wortakrobatik-Gruppe „sprech & schwefel“ zusammengearbeitet. Es wird kein klassischer Theaterabend oder eine Lesung. Es geht eher in Richtung Hörspiel. Das wird sehr spannend.

Den anderen Kleist-Abend wird Kristine Walther bestreiten. Die kennt das Ingolstädter Publikum schon. Sie war unter der Intendanz von Wolfram Krempel am Theater engagiert.
Brem-Keil: Richtig. Kristine Walther wollte den Abend gern in ihrer alten Theaterheimat zeigen. „KLEIST – Wenn ich dich nur hätte…“ heißt das Programm, das nur aus Originaltexten besteht und Heinrich von Kleist in seinem Kampf um einen persönlichen Ausdruck und Anerkennung als Autor und seinem Ringen mit sich begleitet. Ein Kampf gegen Zwänge, Ängste und Konventionen und immer wieder das Ringen um die Sprache sind der rote Faden des Abends.

Sie selbst inszenieren „Achtsam morden“ von Karsten Dusse. Worum geht’s? Und was hat Sie an diesem Krimi interessiert?
Brem-Keil: Es gibt seit Kurzem eine Theaterfassung von Bernd Schmidt für drei Schauspieler oder Schauspielerinnen. Dadurch wird er unheimlich witzig und rasant. Und ich wusste von Anfang an, wer spielen sollte, nämlich Kolja Heiß, Pia Kolb und Martin Müller. Die Geschichte ist total absurd. Es geht um einen erfolgreichen Anwalt, der von seiner Frau gezwungen wird, ein Achtsamkeits-Seminar zu besuchen, um seine Ehe ins Reine zu bringen, sich als guter Vater zu beweisen und die etwas aus den Fugen geratene Work-Life-Balance wieder herzustellen. Doch während das eine gelingt, wird er unfreiwillig zum Mörder.

Mit „Mein lieber Schwan“ werden Sie eine musikalische Komödie mit Schlagern der 20er und 30er Jahre zeigen.
Brem-Keil: Musik funktioniert immer – aber hier auch auf einer politischen Ebene. Das Stück von Jan Demuth spielt Mitte der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts. Aber das Thema bleibt aktuell: Was passiert, wenn sich die politische Lage ändert, mit Künstlerinnen und Künstlern, die nicht mehr in dieses politische System passen? Es spielen und singen Maria Helgath und Konstantin Moreth.

Gibt es Veränderungen im Altstadttheater?
Brem-Keil: Eigentlich bleibt es bei dem Konzept aus Eigenproduktionen und Gastspielen. Es wird einige Wiederaufnahmen geben, weil die Nachfrage da ist. „Hinterkaifeck“ beispielsweise zeigen wir bereits in der fünften Spielzeit. Was immer funktioniert, ist die Doppelvorstellung an Silvester. Erstaunlicherweise gibt es da jetzt schon Interessenten. Wir werden von den Spieltagen wieder mehr aufs Wochenende gehen, weil wir festgestellt haben, dass es dem Publikum unter der Woche zu spät wird. Was neu ist: Erstmals werden wir ein Kinderstück anbieten. Die Nachfrage nach Theater für junges Publikum ist einfach so groß in Ingolstadt, dass wir dem Jungen Theater damit keine Konkurrenz machen. Näheres dazu ab November.

DK

Die Fragen stellte Anja Witzke.



Programm und Karten:

Das Altstadttheater in der Kanalstraße startet in die neue Spielzeit. Bevor die Eigenproduktion „Dekubitus“ mit Veronika von Quast auf Gastspielreise geht, wird das Stück zum Thema Pflegenotstand zum letzten Mal am 14. September in Ingolstadt zu sehen sein. Am 28. September steht mit „Faust“ die erste Premiere auf dem Programm. Am 29. September gibt es eine neue Ausgabe der Quizshow „Brot und Spiele“. Das erste Gastspiel – „Michael Kohlhaas“ – findet dann mit zwei Vorstellungen am Samstag, 30. September, und am Sonntag, 1. Oktober, statt. Geplant sind darüber hinaus zahlreiche Gastspiele u.a. von The Ukelites, Maxi Pongratz, André Hartmann und den Funny Valentines.

Alle Infos zum weiteren Programm gibt es unter www.altstadttheater. de und Karten für alle Vorstellungen unter kontakt@altstadttheater.de oder Telefon (0176) 32607265.

DK