Rendezvous mit Rouen
Stürmer Bertrand kehrt mit dem ERC in der Champions League in frühere Heimat zurück

30.08.2023 | Stand 12.09.2023, 22:32 Uhr

Reise in die Vergangenheit: Der französische Nationalspieler Charles Bertrand legte einst in Rouen den Grundstein für seine Eishockey-Karriere. Foto: Traub

Allez ERC! Nach sieben Jahren Abstinenz starten die Panther an diesem Donnerstag (20 Uhr/sportdeutschland.tv) wieder in der Champions Hockey League. Für Stürmer Charles Bertrand ist das erste von sechs Hauptrundenspielen beim französischen Meister Rouen Dragons eine Reise in die Vergangenheit.



Das Prädikat „Randsportart“ beschreibt den Stellenwert des Eishockeys in Frankreich ziemlich präzise. Während der Fußball auch in der Grande Nation dominiert, muss sich die Jagd nach dem Puck noch weit hinter Rugby und anderen Sportarten anstellen. Die Ligue Magnus fristet im europäischen Vergleich ein Nischendasein, die Nationalmannschaft kann als größten Erfolg einen achten Platz bei der Weltmeisterschaft vorweisen.

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Doch in einer Stadt im Nordwesten des Landes gehen die Uhren etwas anders. „Rouen ist eindeutig eine Eishockey-Stadt“, sagt Charles Bertrand. „Es ist der Ort in Frankreich, wo man die Faszination für das Eishockey wirklich spüren kann. Ich bin mir nicht sicher, ob sie die Begeisterung für den Fußball übertrifft, aber die Atmosphäre in der Eishalle ist auf jeden Fall großartig.“

Fünf Jahre Ausbildung in Rouen



Bertrand weiß das bestens, schließlich legte der ERC-Stürmer bei den Dragons den Grundstein seiner Karriere: Der gebürtige Pariser zog als Kind flussabwärts der Seine und spielte fünf Jahre lang für die Jugendteams des 17-maligen französischen Meisters. „Ich bin damals vor allem wegen des guten Juniorenprogramms dorthin“, erzählt Bertrand. „Rouen ist einer der erfolgreichsten Klubs in Frankreich, das gilt sowohl für die Profimannschaft als auch für die Jugendteams. Das ist ein guter Ort, um sich zu entwickeln.“

Nun kehrt Bertrand mit den Panthern an jenen Ort zurück, in dem noch immer seine Eltern wohnen, zahlreiche Freunde sich auf ihn freuen und er ehemalige Kollegen wiedertrifft: Mit den Trainern Fabrice Lhenry und Anthony Guttig spielte er einst in der Nationalmannschaft, mit Stürmer Anthony Rech oder Verteidiger Florian Chakiachvili stand er bereits als Juniorenspieler für die Dragons auf dem Eis. „Es ist ein besonderer Ort, deshalb ist es definitiv aufregend für mich, dort zu spielen“, sagt Bertrand, der gerade rechtzeitig vor dem Auftakt in der Königsklasse nach wochenlangen Rückenproblemen wieder fit ist.

Champions League als Vorbereitung auf DEL-Start



Nur logisch deshalb, dass der Stürmer, der bereits mit dem amtierenden Champions-League-Sieger Tappara Tampere 17 Spiele in der Königsklasse absolviert hat, in den vergangenen Tagen mit ERC-Trainer Mark French ausführlich über den Gegner aus der Normandie gesprochen hat. Für den Chefcoach ist die Konzentration auf die Champions League, die mitten in die Vorbereitung auf die neue Saison in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) grätscht, eine besondere Herausforderung. Noch steht jede Menge auf der To-do-Liste des 52-Jährigen: Passende Reihenkombinationen und Verteidigerpaare müssen noch gefunden, die Fitness verbessert, die taktischen Vorgaben verinnerlicht werden. „Wir sind im Zeitplan, aber ich kann nicht behaupten, dass ich zufrieden bin“, sagt French. „Wir müssen in allen Aspekten noch besser werden. Deshalb nutzen wir die Champions-League-Spiele als Teil unserer Vorbereitung. Vor allem aufgrund des hohen Niveaus der Gegner profitieren wir davon sehr.“

Ein wenig fühlt sich French an den Start der vergangenen Saison erinnert, als er als DEL-Neuling die Gegner noch nicht kannte. Doch dank Bertrand sind die Dragons keine komplette Wundertüte für den Trainer. „Die Mannschaft legt viel Wert auf die Champions League und genießt zu Hause eine große Unterstützung ihrer Fans“, meint French. „Deshalb wird es sicher herausfordernd, gegen sie in Rouen zu spielen.“ Nun liegt es an den Panthern, in der Eishockey-verrückten Stadt einen ordentlichen Eindruck zu hinterlassen.

ERC Ingolstadt in Kürze



Gegner: Die Rouen Dragons qualifizierten sich als französischer Meister für die Champions League, insgesamt haben sie die nationale Meisterschaft bisher 17-mal gewonnen. Ihr größter Erfolg in der Königsklasse war die Qualifikation für die Viertelfinals in der Saison 2021/22. „Der ERC Ingolstadt ist eine der defensivstärksten Mannschaften in der DEL und hat viele erfahrene Spieler im Kader“, sagt Trainer Fabrice Lhenry. „Unser Ziel ist es, uns für die Play-offs zu qualifizieren und das tolle Abenteuer nach der Hauptrunde fortzusetzen.“ Verteidiger Enzo Cantagallo fällt gegen die Panther aus.

Ex-Panther: Larry Huras und Benoit Laporte starteten ihre Coaching-Karrieren einst als Spielertrainer in Rouen – und betreuten später (mit höchst unterschiedlichem Erfolg) den ERC. Huras wurde 2014/15 Vizemeister, Laporte 2008 nach drei Monaten gefeuert.

Karriereende: Brandon DeFazio (2020 bis 2022 beim ERC) hat seine Profikarriere beendet. Der fast 35-jährige Kanadier arbeitet künftig als Amateur-Scout für den NHL-Klub Pittsburgh Penguins, teilte er auf Facebook mit.