Seltsames Glaubensbekenntnis

Warum „INRI“, eines der Symbole des Kreuzigungstodes Jesu, künftig auf T-Shirts, Getränkeflaschen und Kosmetika steht

15.09.2020 | Stand 15.09.2020, 11:44 Uhr
INRI −Foto: Museum Ulm

Warum „INRI“, eines der Symbole des Kreuzigungstodes Jesu, künftig auf T-Shirts, Getränkeflaschen und Kosmetika steht

(ty) Ist das nun eine coole Idee, einfach nur geschmacklos oder gar Blaspehmie? INRI, die Abkürzung von „Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum", was übersetzt "Jesus von Nazareth, König der Juden" bedeutet, ziert seit Jahrtausenden Darstellung der Kreuzigungsszene und steht oben über dem sterbenden Jesus. Und nun soll es zu neuer Berühmtheit finden. Ein Aichacher Geschäftsmann hat sich diese Buchstabenkombination nämlich als europäischen Marke schützen lassen um damit künftig T-Shirts zu bedrucken, von denen die ersten auch bereits produziert wurden. Und zur Vermarktung fand ein jetzt ein Fotoshooting am Sisi-Schloss in Unterwittelsbach statt - mit dabei war unter anderem Model Nadine Berneis, Miss Germany 2019.

"Jeder sollte seinen Glauben auf dem Herzen tragen", findet Werner Lustig, der neue Inhaber der EU-Marke. Deshalb steht auf den ersten Shirts, die grundsätzlich in schlichtem Weiß gehalten sind, vorne auf der Brust mittig der INRI-Schriftzug in goldener Farbe. Auf der Rückenseite ist ein farbiges Bild des Porträts des Turiner Grabtuchs zu sehen. Lustig ließ es für den Druck extra von einer Künstlerin nachzeichnen. Der innere Nackenbereich ist zudem mit dem goldenen Schriftzug "Consummatum est" versehen, zu deutsch: "Es ist vollbracht." Das sollen die letzten Worte Jesu am Kreuz gewesen sein.

Ob nun ein T-Shirt mit dem Schriftzug „INRI“ ein Glaubensbekenntnis ist oder doch nur ein Marketing-Gag? Der römische Statthalter Pontius Pilatus soll diese vier Buchstaben am Kreuz Jesu anbringen haben lassen. Bei den Römer gab es den Brauch, die Schuld eines Verurteilten durch eine Tafel bekannt zu machen, um ihn vor seinem Tod öffentlich zu demütigen und zu verspotten. So gesehen ist es zumindest fraglich, ob die Verwendung dieser Abkürzung in der Tat ein Glaubensbekenntnis sein kann.

Werner Lustig bezeichnet sich selbst als gläubigen Menschen, fünf Jahre lang war er als Ministrant aktiv, berichtet er. Daher kam ihm auch die Idee, die Abkürzung als Marke schützen zu lassen. Nach Absprache mit einer Kanzlei, mit der er in rechtlichen Fragen zusammenarbeitet, war klar: Das ist grundsätzlich möglich. In vier Nutzerklassen konnte sich der 58-Jährige daraufhin die EU-weiten Markenrechte sichern: Lederwaren, Textil, Kosmetika und Getränke. 2016 gründete er die INRI UG, die im Frühjahr dieses Jahres in die INRI GmbH umgewandelt wurde. Über dieses Unternehmen werden die entsprechenden Produkte künftig vertrieben. Denn es sollen sowohl weitere INRI-Shirts kommen als auch andere Waren mit der Abkürzung.

"Die Geschichte ist verrückt und einzigartig", sagt Werner Lustig. Er selbst sei überrascht gewesen, dass man sich eine derartige Marke sichern könne. Er ist aber auch ein Macher und mag es nach eigenen Angaben, originelle Ideen in die Tat umzusetzen. Man müsse sich halt einfach trauen und es machen, findet er. "Der Glauben versetzt Berge, und danach handle ich auch", sagt der Aichacher.

Spätestens ab Ende Oktober soll es die ersten Shirts in einem Webshop, bei ausgewählten Einzelhändlern und auf Messen zu kaufen geben. Der endgültige Preis steht bisher noch nicht fest. Produziert werden die T-Shirts in Bangladesch. Er habe ein produzierendes Unternehmen ausgesucht, das sich vor Ort für gute Arbeitsbedingungen einsetze und gemeinnützig engagiere, erklärt der Geschäftsmann. Er selbst hat nach eigenen Worten vor, künftig einen Teil des Erlöses aus dem INRI-Geschäft gemeinnützig einzusetzen.