Schwierige Lage für Studenten

03.06.2021 | Stand 04.06.2021, 8:10 Uhr
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Was, wenn Corona für insolvente Betriebe, geschlossene Grenzen und einsames Lernen sorgt?

(ty) Die Corona-Pandemie hat die Studierenden vom Hörsaal in die eigenen vier Wände katapultiert: Der gewohnte Alltag mit Vorlesungen, Seminaren und Praxiseinheiten fiel weg, stattdessen war plötzlich Onlinelehre angesagt. Die theoretischen Bildungseinheiten konnten damit schnell aufgefangen werden. Doch für einen leichten Berufseinstieg nach dem Studium zählen neben großem Wissensschatz auch Fertigkeiten, die in Praktika erworben werden.

Praktika

Doch auch diese Möglichkeiten, Praxisluft zu schnuppern, schränkte die Pandemie ein, wie Johanna Mayer aus ihren Erfahrungen berichtet. Sie ist an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) für die Karriereberatung zuständig und betreut zudem die hauseigene Börse für Stellenangebote aller Art. Die Ausschreibungen von Firmen, die bei ihr landen, brachen im ersten Lockdown ein. Somit fiel es den Studierenden schwerer, passende Praktikumsplätze zu finden. Ein mögliches Problem bei der späteren Bewerbung: "Erste Praxiserfahrungen sind für den Berufseinstieg wichtig", erklärt Mayer im Gespräch.

Die 24-jährige Claudia Skrocki, die an der KU den Masterstudiengang "Aisthesis. Kultur und Medien" belegt, war beispielsweise fünf Monate erfolglos auf der Suche, bis sie einen Platz in der Unternehmenskommunikation einer Firma ergatterte: "Aufgrund von Corona und des Lockdowns konnten viele Vereine und Firmen keine Praktikanten aufnehmen. Gründe dafür waren unter anderem Homeoffice oder Schließungen von Einrichtungen."

Um den Studierenden Druck zu nehmen, findet die KU verschiedene Wege, wie sie mitteilt: "An Pflichtpraktika werde generell festgehalten, wobei die Studierenden in der Regel flexibel gestalten können, wann sie das Praktikum absolvieren wollen." Manche Studiengänge an der KU hätten jedoch aufgrund der aktuellen Situation auf Praktika verzichtet, die noch vor Studienbeginn zu absolvieren seien und zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden könnten.

Ausland

Zudem verkomplizierte die Pandemie Studienaufenthalte im Ausland. Während das Wintersemester 2019/2020 noch 154 Studierende der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) im Ausland verbrachten, waren es im Wintersemester 2020/2021 nur noch 33. Ein ähnliches Bild zeichnet sich laut Auskunft der Hochschule für Praktika im Ausland ab: Während im Wintersemester 2019/2020 noch 58 Studierende diese Option nutzen konnten, waren es im folgenden Wintersemester lediglich 15.

Zu den Glücklichen, die trotz Corona Auslandserfahrungen sammeln konnten, zählt Maximilian Liebold. Der 21-Jährige studiert an der THI Internationales Handelsmanagement und konnte heuer ein Auslandssemester in Frankreich absolvieren. An der EDHEC Business School in Lille durfte er in kleinen Lerngruppen am Präsenzunterricht teilnehmen und dabei sogar kulturelle Reisen unternehmen - beispielsweise nach Paris.

Ein anderes Bild zeichnete sich für Sonja Moser. Die 24-Jährige studiert an der THI Betriebswirtschaft und ist von Anfang Februar bis Ende Juli dieses Jahres in Prag für ein Auslandssemester. Wegen der Pandemie sind alle Vorlesungen digital, weshalb Moser den Austausch mit Kommilitonen und Professoren vermisst.

Nachdem aber nicht alle Studierende ins Ausland konnten und solche Aufenthalte Kompetenzen schulen, die für das Berufsleben zentral sind, - die THI nennt beispielsweise Sprachkenntnisse und interkulturelles Verständnis - gab es Alternativen: Die Studierenden konnten zum Beispiel am Onlineangebot der Partnerhochschule teilnehmen oder virtuelle Praktika absolvieren.

Abschluss

Jedoch wirkten sich alle Problematiken rund um Corona nicht auf die erfolgreichen Studienabschlüsse aus - zumindest nicht an der THI. Im Sommersemester 2020 und im Wintersemester 2020/2021 schlossen zusammengerechnet 1199 Absolventen ihr Studium dort erfolgreich ab - 764 davon erlangten dadurch den Bachelor-Abschluss, 435 den Masterabschluss. Im Sommersemester 2019 und im Wintersemester 2019/2020 schlossen 1211 Absolventen ihr Studium an der THI erfolgreich ab.

An den Noten der Absolventen änderte sich nach Auskunft der Hochschule nur marginal etwas: Während die Studierenden im Sommersemester 2019 die Durchschnittsnote 2,08 erzielten, lag der Schnitt im Wintersemester 2019/2020 bei 2,01 und im Sommersemester 2020 bei 2,03.

Berufseinstieg

Allerdings ist auch mit erfolgreichem Abschluss der Berufseinstieg aktuell nicht immer einfach, wie die 27-jährige Hanna Dorn berichtet. Sie studierte an der KU den Studiengang "Geographie: Bildung für nachhaltige Entwicklung" und gab Ende Januar ihre Masterarbeit ab. Seitdem bewirbt sie sich - vor allem auf Projektmitarbeiter- oder Koordinationsstellen rund um das Thema Nachhaltigkeit. "Ich hatte mittlerweile so ungefähr fünf Vorstellungsgespräche, vier davon fanden online statt, eines in persona - von knapp 25 Bewerbungen."

Doch keine der Bewerbungen war bisher erfolgreich. "Mir wurde immer wieder gesagt, dass die Wahl dann doch auf jemanden mit Erfahrungen gefallen ist." Die Konkurrenz ist groß: "Auf Nachfragen bezüglich einer sehr passenden Stelle, wo ich leider nicht mal eingeladen wurde, hat man mir gesagt, dass sich auf die Stelle 200 Bewerber gemeldet hatten." Dieser Endruck deckt sich auch mit der Einschätzung von Karriereberaterin Mayer von der KU: "Ich habe das Gefühl, momentan gibt es weniger Stellen. Da wächst die Konkurrenz."

Nicht alleine: Unterstützung bei Unsicherheiten

Damit die Studierenden nicht alleine mit der Corona-Situation umgehen müssen, bestehen die Beratungsangebote weiterhin, wie beispielsweise Johanna Mayer, zuständig für die Karriereberatung an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, erklärt. Wenn diese auch seit dem zweiten Lockdown vollständig online oder am Telefon stattfinden müssen. Doch vielen Studierenden kommt das laut Mayer entgegen, nachdem viele nicht am Standort, sondern daheim seien. Aktuell würden sich die meisten Anfragen an sie darum drehen, wie Studierende das passende Berufsprofil für sich finden. "Die Sorgen wegen Corona haben sich mehr gelegt, das hätte ich stärker erwartet." Doch trübt die Pandemie dennoch die Stimmung, wie Mayer berichtet: "Auch wenn das natürlich nur ein subjektiver Eindruck ist - ich bekomme häufiger mit, dass sich Studierende mehr Sorgen in Bezug auf Bewerbungen und Absagen machen." Sie seien betrübt, wenn sie oft länger suchen müssten. "Das ist nicht so einfach."