„Von ihm das Fluchen gelernt“
Schrobenhausener erinnern sich an Gustl Bayrhammer

12.02.2022 | Stand 20.12.2023, 11:38 Uhr

Ein Bild aus dem privaten Bayrhammer‘schen Familienalbum: der Schauspieler am Starnberger See zusammen mit Schwiegertochter Astrid und den drei Enkeln. Zwei von ihnen sind auf dem Bild oben zu sehen: links Fabian, rechts Sebastian. Fotos: privat

Von Thomas Floerecke

Schrobenhausen – An diesem Samstag wäre Gustl Bayrhammer 100 Jahre alt geworden, auch für viele Menschen im Schrobenhausener Land der Inbegriff des griabigen Bayern, fast schon ein Übervater. Königlich Bayerisches Amtsgericht, Komödienstadel, Tatort, Meister Eder und sein Pumuckl, Weißblaue Geschichten – mit all diesen Rollen prägte er ein Bild, das sich tief in die Erinnerung eingegraben hat. 

1993 starb er mit 71 Jahren. Für viele war er ein Superstar, noch bevor es diesen Titel überhaupt gab. Schrobenhausener Erinnerungen zu seinem Geburtstag.

 

Flo Weber - Musiker und Autor

„Da kann ich gleich mal sagen, dass ich ihn beim Königlich Bayerischen Amtsgericht am liebsten mochte, von Meister Eder das gesellschaftsfähige Fluchen gelernt habe, dank ihm und der Verfilmung vom Brandner Kasper weiß, wie Gott aussieht. Und er wohl der gentlemanhaftetste Tatort-Kommissar war, der Name Bayrhammer zusammen mit Sedlmayr auf der Longlist der Albumtitelfindung zu LaBum stand, dass man von ihm das Lachen lernen muss, denn ‚mit diesem Lachen bleibt man ewig g´sund, eine Halbe Bier in seiner Hand zum Schnapsglaserl schrumpft‘ und Gustl Bayrhammer den sehr direkten Partyhit ‚Saufst, na stirbst, saufst ned, stirbst a‘ veröffentlicht hat, der eigentlich gleich nach Deichkinds ‚Krawall und Remmidemmi‘ auf jeder Abrissparty aus den Boxen schmettern sollte. Und dann fällt mir noch ein sehr weiser, sozioempathischer Satz von Gustl Bayrhammer ein, der in diesen Zeiten, in denen individuelle Freiheit ein stark diskutiertes Thema ist, ganz gut passt: ‚Jeder Spaß hört da auf, wo ein anderer Schaden davonträgt.‘ Da gibt es wohl nichts mehr hinzuzufügen.“

 

Toni Christl - Gastronom und Hobbymusiker

Toni Christl freut sich sichtlich, wenn er den Namen Gustl Bayrhammer hört. Der einstige Radersdorfer Gastronom und Vollblutmusiker aus Taxberg bei Inchenhofen traf in den 1980er-Jahren des Öfteren mit ihm zusammen. Acht Jahre lang war der „Donsch“, wie der Christl Toni genannt wird, Geschäftsführer im Bräurosl auf dem Oktoberfest. Dort war Bayrhammer Stammgast. Tagsüber kam er. Und dann geschah jedes Mal das hier: „Sobald der Gustl Bayrhammer das Zelt betreten hatte, hat der Kapellmeister das Pumuckl-Titellied ‚Hurra, Hurra, der Pumuckl ist da‘ anstimmen lassen.“ Oft sei es auch vorgekommen, dass Bayrhammer im Anschluss daran von der Kapelle aufgefordert wurde, auf die Bühne zu kommen und ein, zwei Stücke zu dirigieren. Toni Christls Sohn Andi, der in Schrobenhausen zur Welt kam und unter anderem die Morgensendung bei Puls Radio moderiert, fällt beim Namen Gustl Bayrhammer sofort das alte und überlieferte Zitat ein: „Es muaß a Bläde gem, aber es wern oiwei mehrer.“ Für Andi Christl lebt Bayrhammer schon allein deshalb weiter. Auch über dessen 100. Geburtstag hinaus.



Lesen Sie hierzu auch ein ausführliches Portrait über Gustl Bayrhammer.



 

Richard Schwegler - Rennradler und Fan

Auf den Spuren Gustl Bayrhammers, so lautete einmal die Mission von Richard Schwegler. Als der Ingenieur im Ruhestand vor zehn Jahren mit den Arbeiten an seinem regionalen Radtourenbuch begann, machte ihn ein Bekannter auf eine besondere, im Wald gelegene Kapelle aufmerksam. Hinter Pöttmes bei Unterbaar befindet sie sich, „Maria im Elend“ heißt sie. Aus dem Althochdeutschen „Elilenti“ abgeleitet bedeutet dies, weiß Richard Schwegler, so viel wie fern oder abgelegen. Irgendwann fuhr er zu dieser Stelle, um sie sich und die Route für sein Buch genauer anzuschauen. Mit dem Radl natürlich. Und war gleich begeistert. Dann recherchierte der Komödienstadel-Fan weiter und stieß darauf, dass „Maria im Elend“ Ende der Siebziger sogar der Titel eines Münchner Tatorts mit Gustl Bayrhammer war. In der Gegend wurde damals auch gedreht. Mit dabei neben Bayrhammer waren die erste Riege bayerischer Schauspieler wie Helmut Fischer, Willy Harlander. Ludwig Schmidt-Wildy oder Bernd Helfrich. Ausgestrahlt wurde der Krimi im Dezember 1979 mit einem Marktanteil seinerzeit von 55 Prozent. Die ursprüngliche Kapelle aus Holz aus dem Jahr 1704 gibt es allerdings längst nicht mehr, das heutige Gebäude stammt aus dem Jahr 1957. Die ursprüngliche Marienfigur verschwand übrigens auf mysteriöse Weise aus der Kapelle. Und genau das war auch die Grundlage dieses Tatorts mit Gustl Bayrhammer.



Gustl Bayrhammer im Bayerischen Fernsehen 

- Anlässlich des 100. Geburtstags von Gustl Bayrhammer strahlt das 3. Programm des Bayerischen Fernsehens am Samstagabend drei „Tatort“-Filme mit Kommissar Feigel aus. Um 20.15 Uhr „Wohnheim Westendstraße“ aus dem Jahr 1976, um 22 Uhr „Das Mädchen am Klavier“ von 1977 und um 23.30 Uhr „Ende der Vorstellung“ von 1979. Am Sonntag läuft, ebenfalls im Dritten, die Komödienstadel-Folge „Die drei Dorfheiligen“. Am Sonntagnachmittag gibt‘s außerdem zwei Pumuckl-Folgen im BR-Fernsehen. (DK)



 

Thomas Wagner - Bürgermeister und Regisseur

Für Thomas Wagner gehört Meister Eder und sein Pumuckl in der Fernsehfassung einfach zu seiner Kindheit. Wie viele andere hat auch Brunnens Bürgermeister die Serie geliebt. Wenn er heute auf die Achtziger zurückschaut, dann ist es für ihn erstaunlich, wie man damals schon die Fernsehfigur des Pumuckl technisch „dermaßen überzeugend“ hinbekommen habe. Aber auch die enorme Präsenz Bayrhammers in den Theaterstücken ist es, die den hobbymäßigen Theaterspieler und Regisseur aus Brunnen bis heute fasziniert.

 

Sebastian Bayrhammer - Einer der Enkel

Für den 100. Geburtstag ihres berühmten Opas haben sich die Zwillinge Fabian und Sebastian und der vier Jahre ältere Bruder Florian schon vor einigen Wochen ihren ganz persönlichen Plan gemacht: Die drei Enkel wollen morgens das Grab besuchen, danach ist eine kleine Städtetour durch München geplant, bei der es zu den einstigen Drehorten der Pumuckl-Verfilmung gehen soll. Am Abend wollen sie dann noch mindestens einen der insgesamt 15 Tatort-Folgen anschauen, in denen ihr Opa als Kommissar Melchior Veigl zu sehen war.

Ob es für die Schrobenhausener Zeitung die eine oder andere Anekdote gibt, die der Enkel noch nie erzählt hat? Der Münchner überlegt. Da gibt es die Erinnerung aus seiner Kindheit, als er mit seiner Familie regelmäßig sonntags mit dem Auto vom Münchner Osten in den Westen gefahren ist. Sein Vater Max rief immer kurz zuvor bei Oma und Opa an. Doch halt, die Geschichte sei eigentlich schon längst bekannt, sagt Sebastian Bayrhammer. Er lächelt dabei. Was es dort zu essen gab, das hätten aber bisher die wenigstens gefragt, meint der heute 43-Jährige. Die Antwort: „Immer Suppe als Vorspeise, überhaupt hat die Oma Irmgard, selbst gelernte Theaterschauspielerin, jedes Mal ganz schön aufgetischt“, verrät Enkel Sebastian. Grießnockerlsuppe und Graupensuppe sind ihm besonders im Gedächtnis geblieben. Und, dass seine Großeltern sehr gerne zuhause Zeit mit der Familie verbrachten, auch an Spaziergänge und Badetage zum Beispiel am Starnberger See mit Oma Irmgard und Opa Gustl erinnert er sich. Gustl Bayrhammer habe außerdem gut zuhören können, „die große Bühne in der Freizeit hat der Opa nicht gebraucht“. 

Dass der Großvater ein bekannter und gefeierter Schauspieler war, das sei Sebastian Bayrhammer in der Kindheit nicht bewusst gewesen. „Es war für uns einfach der Opa, der sich genauso wie die Oma viel Zeit für uns genommen und viel zugehört hat“, erzählt er. In der Schule hätten die Enkel dann aber schon die eine oder andere Autogrammkarte an Mitschüler verteilen müssen. Oder dürfen. Wenn Sebastian Bayrhammer heutzutage privat oder beruflich auf neue Leute trifft, dann käme es schon vor, dass nachgefragt werde, ob er mit Gustl Bayrhammer verwandt sei. So bleibe, sagt er, für ihn „der Opa auch ein Stück weit lebendig“. Und das fühle sich für ihn gut an.

SZ