Feuerwerks-Verkauf läuft
Polizei und Feuerwehr bitten zu Silvester: Beschießt uns nicht wieder mit Böllern!

28.12.2023 | Stand 30.12.2023, 15:16 Uhr

Das Feuerwerk zum Jahreswechsel kommt mehr und mehr in die Kritik. Rettungskräfte haben Angst, dass sie wieder damit beschossen werden. − Foto: Julius-Christian Schreiner/TNN/dpa

Polizei und Feuerwehr warnen zum Start des Feuerwerksverkaufs an diesem Donnerstag mit einem gemeinsamen Video vor dem Missbrauch von Böllern und Raketen. Zudem steht die Böllerei allgemein in der Kritik.



„Wir gehen gemeinsam in den Einsatz. Damit ihr Silvester sicher feiern könnt. Und um euch zu helfen, wenn ihr uns braucht“, sagen eine Polizistin, ein Polizist und ein Feuerwehrmann in dem am Mittwoch auf der vormals als Twitter bekannten Plattform X veröffentlichten Posting.

„Bitte respektiert unsere Arbeit. Gebt uns genug Platz dafür. Und folgt unseren Anweisungen“, heißt es weiter. „Greift uns nicht an. Beschießt uns nicht mit Böllern, Raketen oder Schreckschusswaffen. Ihr macht euch strafbar und euch drohen mehrere Jahre Gefängnis.“ Die drei Beteiligten appellieren: „Also verbaut euch nicht eure Zukunft. Und respektiert uns. Die Menschen, die für euch und eure Familien da sind.“



Während des Verkaufs gibt es an drei Tagen offiziell Feuerwerk der Kategorie F2 im Handel - das sind Böller, Raketen und Feuerwerksbatterien. Die Polizei hat vorab bereits auf Böllerverbotszonen zu Silvester hingewiesen.

Rettungskräfte in Hinterhalt gelockt

Im vergangenen Jahr sorgten Vorfälle für bundesweite Empörung - in der Hauptstadt wurden Rettungskräfte nach Worten von Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik gezielt in mutmaßliche Hinterhalte gelockt. Zum Teil musste die Polizei ausrücken, um Feuerwehrleute beim Löschen von Bränden gegen Angriffe zu schützen. Dieses Jahr werden ähnliche Ausschreitungen befürchtet. In Berlin gibt es nun zum Jahreswechsel den größten Polizeieinsatz an Silvester seit Jahrzehnten, auch in anderen Städten sollen viele Polizisten für Sicherheit sorgen.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) rechnet mit erneuten Ausschreitungen an Silvester und stellt sich auf massive Polizeieinsätze ein.

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„Dass in diesem Jahr an Silvester in vielen Orten massive Angriffe mit Böllern auf andere Feiernde, Polizisten und Rettungssanitäter drohen, kann niemanden überraschen“, sagte der GdP-Vorsitzende Jochen Kopelke der „Rheinischen Post“.

„Spätestens seit den Gewaltexzessen im vergangenen Jahr in Berlin, aber auch in zahlreichen Orten im Ruhrgebiet und selbst im eigentlich friedlichen Bonn weiß jeder, dass in unserer Gesellschaft etwas auseinandergelaufen ist“, sagte er weiter. „Darauf müssen wir endlich reagieren.“ Die Polizei werde an den Brennpunkten mit einem „massiven Personaleinsatz“ vor Ort sein, um erneute Gewaltausbrüche wie im vergangenen Jahr zu verhindern.

Faeser warnt vor Krawallen wegen Gaza-Krieg

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) warnte davor, dass Krawalle in der Neujahrsnacht durch den Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas sowie pro-palästinensische Demonstrationen zusätzlich angeheizt werden könnten.

Auch die Krankenhäuser und Kliniken bereiten sich auf die Nacht der Nächte vor. Besonders „gefährdet“, durch Böller schwer verletzt zu werden, sind Männer. Einer Auswertung des Unfallkrankenhauses Berlin (UKB) zu folge „sind 97 Prozent der Bölleropfer Männer“, heißt es in einer UKB-Auswertung. Diese nimmt Bezug auf 150 Patienten, die dort von 2005/06 bis 2022/23 je rund um den Jahreswechsel mit schwerwiegenden Handverletzungen stationär behandelt wurden.

Ärztepräsident gegen „Knallerei“

Ärztepräsident Klaus Reinhardt hat vor weiteren gefährlichen Folgen des Silvesterfeuerwerks gewarnt. Feuerwerkskörper könnten bei Menschen, die vor Kriegen und Gewalt geflohen seien, Angst hervor- und Kriegserinnerungen wachrufen, sagte der Präsident der Bundesärztekammer der Düsseldorfer „Rheinischen Post“. Auch er verwies auf die zusätzliche Belastung für die ohnehin schon vollen Kliniken und Notaufnahmen.

Niemand wolle den Menschen die Möglichkeit nehmen, Silvester ausgelassen zu feiern, erklärte Reinhardt. „Aber dazu braucht es keine ungeregelte Knallerei“, unterstrich der Ärztekammerpräsident. Feuerwerk schade der Umwelt und dem Klima. Auch Haus- und Wildtiere würden erheblich leiden.

− dpa/afp/epd/lai