Planung für Paketzentrum läuft an

Weicheringer Gemeinderat beschließt Einstieg ins Verfahren - Ohne Bürgerbeteiligung läuft wohl nichts

11.08.2021 | Stand 11.08.2021, 7:12 Uhr
Die Projektfläche: Auf diesem Areal an der Kreisstraße ND18 soll das Paketzentrum entstehen. −Foto: Janda

Weicheringer Gemeinderat beschließt Einstieg ins Verfahren - Ohne Bürgerbeteiligung läuft wohl nichts

(ty) Die Planungen für das umstrittene Paketzentrum in Weichering haben eine erste Hürde genommen.

Jeweils einstimmig leitete der Gemeinderat am Montagabend die Änderung des Flächennutzungsplans und die Aufstellung eines Bebauungsplans für das Projekt ein. Beschlossene Sache ist dieses damit aber noch lange nicht.
Weicherings Bürgermeister Thomas Mack (CSU) knüpfte eine Umsetzung der Planungen allerdings an zwei wesentliche Faktoren. Zum einen muss die Deutsche Post als Vorhabensträger sämtliche noch offenen Fragen zur Zufriedenheit des Gemeinderats beantworten. "Denn es ist klar: Wenn bestimmte Sachen nicht so kommen, wie wir uns das vorstellen, werden wir am Ende nicht zustimmen", stellte Mack unmissverständlich klar. Zum anderen betonte er, dass aus seiner Sicht - und wohl auch aus der des Gremiums - kein Weg an einer Beteiligung der Weicheringer Bevölkerung vorbeiführt. Wie berichtet, geht es dabei entweder um ein Bürger- oder um ein Ratsbegehren, also letztlich auf jeden Fall um einen Bürgerentscheid, den verschiedene Gruppen bereits anstreben.

Bis die Weicheringer an die Wahlurnen müssen, soll es aber zunächst einmal Antworten geben. Und die kann der Konzern nur liefern, wenn das Projekt ins weitere Verfahren geht. "Wir spielen den Ball daher nun zurück an die Post", so Mack, der einige der offenen Fragen aufzählte. Dabei geht es beispielsweise um Anzahl und Art der geplanten Arbeitsplätze, um die Ausbildung im Paketzentrum, um das große Thema der Gewerbesteuer und wie diese in der Gemeinde bleiben kann sowie auch um die Verkehrssituation und um den Lärmschutz am Standort. Vor allem zu letzteren Fragen dürften die nötigen Gutachten aber erst im Laufe der weiteren Planungen vorliegen.

Das bestätigte Alois Rieder zum zuständigen Planungsbüro. Seinen Worten zufolge hat der Konzern bestimmte Expertisen bereits veranlasst, unter anderem geht es dabei um die artenschutzrechtliche Prüfung und um eine schalltechnische Untersuchung. Demnächst soll auch eine erste archäologische Sondierung folgen, immerhin erwarten Experten auf dem Projektgebiet vor- und frühgeschichtliche Siedlungsreste und auch Gräber.

Die Entscheidungshoheit über das Paketzentrum, das immerhin eine Fläche von rund 15 Hektar umfassen soll, bleibt unterdessen komplett Sache der Gemeinde. "Laut der Regierung von Oberbayern handelt es sich nicht um ein Vorhaben von überregionaler Bedeutung", erklärte Rieder den Gemeinderäten und erinnerte nochmal an die Bedeutung des geplanten, vorhabensbezogenen Bebauungsplans. Über diesen ist ein Sondergebiet für das Projekt geplant, das penibel genau festlegt, was der Konzern bauen darf. Erst ein Durchführungsvertrag zwischen Konzern und Kommune sei dazu der letzte Schritt.

Im Detail will das Unternehmen zwischen dem Weicheringer Kernort im Osten und Maxweiler im Westen das siebte Paketzentrum in Bayern errichten. Im Norden und im Süden begrenzen Bahnlinie und Bundesstraße das Projektgebiet. Dieses liegt im Landschaftsschutzgebiet "Brucker Forst", das wegen der Herausnahme der Flächen an mehreren anderen Stellen wachsen soll. Einen entsprechenden Antrag der Kommune hat der Natur- und Umweltausschuss des Kreistags bereits abgesegnet. Laut Planung soll der Bau des Paketzentrums 2023 beginnen. Ab 2025 sollen dann rund 400 Mitarbeiter bis zu 40000 Pakete pro Stunde verarbeiten. Dass dazu täglich etwa 700 bis 800 Lkw-Fahrten - wohlgemerkt einfach, also insgesamt 1400 bis 1600 - nötig sind, stößt vielen Anliegern sauer auf. Vor allem in Maxweiler fürchten die Bürger den Verkehr. Die dortige Anschlussstelle an die B16, das steht bereits fest, muss für das Projekt ausgebaut und erneuert werden. Neben dem 126 Meter breiten, 277 Meter langen und 14,5 Meter hohen Zentrum samt knapp 500 Wechselbrücken-Stellflächen sind auf dem Gelände ein dreistöckiges Parkhaus für 348 Autos sowie ein 13 Meter hoher Verwaltungsbau mit drei Stockwerken geplant.

Die Weicheringer Gemeinderäte nahmen all diese Informationen zur Kenntnis. Sie stehen dem Projekt zum Teil positiv, zum Teil aber auch skeptisch gegenüber. Dennoch stimmte das Gremium ohne Nachfrage für das weitere Verfahren. Derart geschlossen und vor allem schweigsam dürften die Kommunalpolitiker im weiteren Verfahren aber eher nicht bleiben. Zumindest hofften das die Zuhörer, die im Innenhof des Pfarrstadels die Sitzung verfolgten.