Mit besten Grüßen nach Regensburg

24.09.2019 | Stand 05.11.2019, 3:33 Uhr

Debatte über Ingolstädter Straßenbahn: INVG-Chef Robert Frank schwächt Argumente der Befürworter ab (ty) Die Städte Ingolstadt und Regensburg werden oft miteinander verglichen, denn sie haben einiges gemeinsam: Sie sind ungefähr gleich groß (die Bezirkshauptstadt der Oberpfalz ist mit rund 145 500 Einwohnern die Nummer vier in Bayern, Ingolstadt mit rund 138 000 die Nummer fünf) und sehr

Debatte über Ingolstädter Straßenbahn: INVG-Chef Robert Frank schwächt Argumente der Befürworter ab

(ty) Die Städte Ingolstadt und Regensburg werden oft miteinander verglichen, denn sie haben einiges gemeinsam: Sie sind ungefähr gleich groß (die Bezirkshauptstadt der Oberpfalz ist mit rund 145 500 Einwohnern die Nummer vier in Bayern, Ingolstadt mit rund 138 000 die Nummer fünf) und sehr wohlhabend. Beide prosperieren und wachsen enorm, Wohnraum und Bauplätze sind knapp und die Verkehrsverhältnisse anstrengend.

Es gibt aber auch erhebliche Unterschiede: Regensburg hat im Gegensatz zu Ingolstadt eine richtige Universität. Zählt man die Ostbayerische Technische Hochschule dazu, sind dort rund 32 000 Studentinnen und Studenten immatrikuliert. In Ingolstadt bringen es die THI und die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Uni Eichstätt auf etwa 7000, Tendenz steigend. Die Zahl der Tagestouristen vergleicht man besser nicht. An einem sonnigen Wochenende dürften es in Regensburg - ganz grob geschätzt - so viele sein wie in Ingolstadt in einem Vierteljahr. Die Zahl der Gästeankünfte ist in den Regensburg Hotels und Pensionen mit rund 625 000 (2018) etwa doppelt so hoch wie in Ingolstadt (rund 308 660 im Jahr 2017, inklusive Campingtouristen). Und dass die Schanz wie Regensburg den Unesco-Weltkulturerbe-Status erhält, steht eher nicht zu erwarten.

Noch ein Unterschied: Auch wegen der hohen Studenten- und Besucherzahlen bewegt sich der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) in Regensburg am Limit. Deshalb hat der Stadtrat beschlossen, eine Straßenbahn mit einem Gleisnetz von 15 Kilometern Länge zu schaffen. In Ingolstadt, wo die INVG noch nicht an der Belastungsgrenze rangiert, engagiert sich eine überparteiliche Initiativgruppe um Markus Stockmeier dafür, hier ebenfalls eine Tram zu bauen. Im Juli war, wie berichtet, eine 35-köpfige Ingolstädter Delegation im Regensburger Rathaus zu Gast, um sich über das Projekt informieren zu lassen. Darunter waren OB Christian Lösel, viele Stadträte, mehrere Verkehrsexperten wie INVG-Chef Robert Frank – und natürlich Markus Stockmeier.

Der Facharzt setzt sich weiter für sein Herzensanliegen ein: die Tram. Stockmeier zählt zahlreiche Argumente auf. Hierzu hat der Geschäftsführer der INVG allerdings einige Anmerkungen. Allem voran: die prognostizierten Kosten. Frank: "Die Stadt Regensburg plant nicht, wie Herr Stockmeier sagt, mit rund 246 Millionen Euro, denn darin fehlen drei Komponenten: die Anschaffung der Fahrzeuge selbst, ein Betriebshof und die Verstärkung der Galgenbergbrücke für Straßenbahnen." Diese Brücke führt nahe dem Hauptbahnhof über die Zuggleise. Tatsächlich rechne Regensburg mit einer Gesamtinvestitionssumme von rund 500 Millionen Euro. Eine halbe Milliarde.

Frank will Stockmeier keinesfalls kritisieren. „Ich schätze ihn sehr." Sie waren Schulkameraden am Apian. Stockmeier sei bei der Regensburg-Exkursion gerade nicht im Raum gewesen, als Baureferentin Christine Schimpfermann die Kosten des Trambahnprojekts im Detail darlegte, so Frank.

Zweitens: die Zuschüsse. Die von Stockmeier angeführte zu erwartende staatliche Förderung von rund 80 Prozent würde nur beim Bau von Bahnen "in einem eigenen Gleiskörper" greifen. Die Ingolstädter Tram soll aber nach den Vorstellungen der Initiativgruppe auch im Netz von DB Regio fahren. "Die Regensburger rechnen bei ihrer Straßenbahn mit einem Fördersatz von 64 Prozent", berichtet Frank.

Noch ein Unterschied: In Ingolstadt soll die Straßenbahn die Innenstadt durchqueren. "Die Regensburger Tram wird aber nicht mitten durch die historische Altstadt fahren, sondern an ihr vorbei - das ist eine ganz andere Hausnummer."

Dennoch stehe die INVG der Tram-Initiative aufgeschlossen gegenüber, betont Frank. "In Zeiten der Verkehrswende prüfen wir alle Möglichkeiten für einen modernen ÖPNV."