Kriminalstatistik vorgestellt
Mehr Straftaten, viele Beschuldigte aus dem Ausland: Was sind die Hintergründe?

09.04.2024 | Stand 10.04.2024, 19:02 Uhr

Neue Zahlen zur Kriminalität sorgen gerade für Diskussionen in Deutschland. Am Dienstag wurde bekannt: Die Polizei musste vergangenes Jahr so viele Straftaten bearbeiten wie zuletzt vor sieben Jahren. − Foto: dpa

Die Polizei musste sich zuletzt um mehr Straftaten kümmern. Ein Experte erklärt, warum bestimmte Gruppen auffallen und welche Gründe es gibt, dass Menschen kriminell werden.



Neue Zahlen zur Kriminalität sorgen gerade für Diskussionen in Deutschland. Am Dienstag wurde bekannt: Die Polizei musste vergangenes Jahr so viele Straftaten bearbeiten wie zuletzt vor sieben Jahren. Dabei fiel auf: Von den Beschuldigten kamen viele Menschen aus dem Ausland. Auch darüber sprechen gerade viele.

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Der Experte Christian Walburg sagt: Man dürfe es sich aber nicht zu einfach machen. Warum jemand kriminell wird, ist kompliziert und hängt von vielen Dingen ab. „Es kann zu Straftaten kommen, wenn Menschen sozial nicht gut eingebunden sind und in schwierigen Verhältnissen aufwachsen und leben“, erklärt der Fachmann. Auch Armut erhöht die Gefahr, dass jemand Verbotenes macht. Wichtig zu verstehen sei aber: „Die meisten Kinder, die in Armut aufwachsen, werden später nicht kriminell.“

Junge Menschen testen Grenzen aus



Dabei ist der Anteil jüngerer Menschen unter Straftätern oft hoch. Herr Walburg sagt: „Meist geht es dabei um leichte Delikte wie kleine Diebstähle oder Sachbeschädigungen. Es ist zu einem gewissen Grad normal, dass man als junger Mensch auch mal Grenzen austestet und gegen Regeln verstößt.“ Kinder und Jugendliche müssten erst lernen, zu entscheiden, was richtig und falsch ist. „Bei den allermeisten Jugendlichen gelingt das.“ Nur wenige sind als Erwachsene kriminell.

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„Auch unter Zugewanderten und Geflüchteten begeht nur ein kleiner Teil Straftaten“, erklärt der Experte. Aber bei ihnen könnten mehrere Gründe zusammenkommen: „Sie sind häufiger jünger, männlich, nicht so gut sozial eingebunden und häufiger von Armut betroffen.“ Außerdem hätten manche von ihnen in ihrer Heimat oder auf der Flucht Gewalt erlebt.

Mehr Unterstützung für Eltern und Schulen



Und was kann man gegen Kriminalität tun? Eltern und Schulen sollten gut unterstützt werden, rät Herr Walburg. „Es sollte vermittelt werden, dass Gewalt nicht okay oder cool ist.“ Wer neu herkommt, sollte schnell gut eingegliedert werden und zum Beispiel Hilfe bei der Sprache bekommen. Je besser die Bedingungen im Umfeld oder die Anerkennung in der Schule, desto geringer sei die Wahrscheinlichkeit, dass jemand kriminell wird. Der Fachmann sagt auch: „Wir leben in Deutschland im Vergleich in einem sehr sicheren Land.“

− dpa