Der Finanzausschuss befasste sich heute mit der Zukunft des alten Donaukurier
Ingolstadt bekommt sein „KuK“

19.10.2021 | Stand 19.10.2021, 18:18 Uhr
Das ehemalige Donaukurier-Gebäude −Foto: Schmatloch

Von Michael Schmatloch

Das zweite Schanzer „Bermuda-Dreieck“ im unteren Teil der Donaustraße leidet seit vielen Jahren am desolaten und auch optisch fragwürdigen Zustand des ehemaligen Donaukurier-Gebäudes. War gerade dieser Bau aus den 50er Jahren mit der Ganghoferschen Buchhandlung über Jahrzehnte ein bestens funktionierender Anziehungspunkt, hat der nun schon sehr lange währende Leerstand die Attraktivität des südlichen Eingangs zur Innenstadt doch arg leiden lassen. Das soll sich wie berichtet mit der Errichtung eines Zentrums für Kultur und Kreativwirtschaft im Erdgeschoss und der Unterbringung des Kulturamtes in den Stockwerken darüber nachhaltig ändern.

Viel ist noch nicht in trockenen Tüchern, was den Umbau und die exakte Konzeption betrifft. Genau das soll sich aber demnächst ändern. Für rund 120 000 Euro soll dieses Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft geplant werden.

Die Baukosten werden naturgemäß deutlich höher liegen. Die jedoch werden zu 80 Prozent vom Freistaat bezuschusst, was den finanziellen Einsatz der Stadt überschaubar erscheinen lässt. Heute war das Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft Thema im Finanzausschuss, das mit „KuK“ bereits über eine zugegeben etwas unglückliche Abkürzung verfügt, die doch sehr an einen bekannten Billighändler erinnert.

Ob dieses „KuK“ die Belebung der Innenstadt signifikant steigern wird, hängt nicht zuletzt von dem Betriebskonzept ab, das jetzt – da war sich der Ausschuss einig – entwickelt werden soll. An einer Formulierung in der Verwaltungsvorlage schieden sich indes bereits die Geister. Denn dort ist von einem Café mit Bar die Rede. Und da wollte Alt-Bürgermeister Albert Wittmann schon wissen, wer das betreiben soll und ob das angesichts der vielen Cafés in dieser Ecke sinnvoll sei. „Ich bin absolut dagegen, dass die Stadt selbst das Café betreibt“, meinte er. Auch was die Finanzierung des „KuK“ betrifft, wollte er wissen, was es bedeutet, wenn es in der Vorlage heiße: „An der Finanzierung des Betriebs ist die Kultur und Kreativwirtschaft angemessen zu beteiligen.“

Angemessen, das war auch FW-Stadtrat Hans Stachel zu schwammig. Da, wie Kulturreferent Gabriel Engert ausführte, zur Kreativwirtschaft aber auch durchaus nicht subventionierte Bereiche wie beispielsweise Architekten und Musikproduzenten gehören, die finanziell durchaus leistungsfähig seien, sei sicher ein Weg zu angemessenen Mieten zu finden. Was indes genau im künftigen „KuK“ stattfinden soll und wird, das muss das Betriebskonzept zeigen, das wie gesagt erst erarbeitet wird.

Ob aus dem alten Donaukurier – was zu hoffen ist – in naher Zukunft wieder ein echter Anziehungspunkt am südlichen Schanzer Innenstadtportal wird, steht und fällt mit diesem Betriebskonzept. Christian Delapuente von der SPD ist da a priori herzlich anspruchslos, wenn er schon vor dem ersten Pinselstrich von einem „Meilenstein für Ingolstadt“ spricht. Doch auch Meilensteine wollen erst einmal gemeißelt sein.

Aber er wollte doch eigentlich nur Albert Wittmann und Hans Stachel Paroli bieten, was ihn durchaus an die Grenzen der rhetorischen Fähigkeiten bringt. „Wenn man das Haar in der Suppe suchen will, findet man eines“, meinte er. Und dass es klar sei, dass nicht alle im Stadtrat für Kultur und Kreativwirtschaft stünden. Dass es jedoch die ureigenste Aufgabe des Finanzausschusses ist, sich Gedanken über die Kosten zu machen, musste er sich dann von Hans Stachel erklären lassen. Und Wittmann gab ihm mit: „Wenn Sie sich nicht dafür interessieren, dann klappen sie einfach die Ohren nach vorne.“

Das Einverständnis des Gesamtstadtrates vorausgesetzt, wird nun die Stadtverwaltung die Sanierung der Erdgeschosszone eigenständig durchführen. Und sie trägt auch die dafür anfallenden Kosten. Im Gegenzug steht, wie es in der Verwaltungsvorlage heißt, der Eigentümer einer unbefristeten Anmietung des Gebäudes durch die Stadtverwaltung „aufgeschlossen“ gegenüber. Was immer „aufgeschlossen“ auch bedeuten mag.

Das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr hat jedenfalls zur aktiven Unterstützung kreativer Projekte, die die Zukunft der Innenstädte attraktiv gestalten wollen, das Förderprogramm „Innenstädte beleben“ aufgelegt. Im Zuge dessen können bauliche Investitionen in leerstehenden Erdgeschosslagen zur Nachnutzung durch Kultur und Gewerbe gefördert werden. Für die Umsetzung der Maßnahmen wird ein erhöhter Fördersatz von 80 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben gewährt.

Um die Gesamtkosten für das „KuK“ zu eruieren, ist jetzt neben der Grundlagenermittlung eine Entwurfsplanung erforderlich, die wie gesagt auf rund 120 000 Euro geschätzt wird.

Die Verwaltung ist sich jedenfalls sicher, das ähnlich wie bei einem Projekt in Regensburg auch in Ingolstadt optimale Rahmenbedingungen entstehen könnten, um sowohl den direkten Austausch zwischen den kulturellen und kreativen Disziplinen zu ermöglichen, als auch einen Ort für die Durchführung niederschwelliger Projekte wie Ausstellungen, Lesungen, aber auch Wahlen, Bürgerbeteiligungsveranstaltungen oder Real-Labore zu schaffen.