Fragen und Antworten
Heizkosten senken: Wann ist die Wärmepumpe die beste Lösung?

12.09.2022 | Stand 17.09.2022, 14:39 Uhr

Was früher im Heizungskeller stand, findet sich heute im Garten: Wärmepumpen werden immer beliebter zum Heizen und zur Aufbereitung von Warmwasser. −Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Die Wärmepumpe ist die umweltfreundliche und zukunftssichere Alternative zur Öl- und Gasheizung - und im Neubau eine gefragte Lösung. Aber ist sie auch das richtige für die Umrüstung in Bestandsbauten?



Wärmepumpen erleben einen Boom. Sie werden als umweltfreundliche Alternative zu Öl- und Gasheizungen beworben und mit staatlichen Zuschüssen gefördert. Viele Hauseigentümer wollen daher schnellstmöglich auf diese Technik umsteigen. Doch blinder Aktionismus kann sehr teuer werden, wenn eine Wärmepumpe nicht richtig dimensioniert ist oder die Rahmenbedingungen am Gebäude nicht passen.

Wie funktionieren Wärmepumpen?

Wärmepumpen ziehen ihre Energie aus der Umwelt - aus der Luft, dem Erdreich und dem Grundwasser. Die Wärme wird über Rohre gewonnen, in denen Wasser mit Frostschutzmittel zirkuliert, oder über Ventilatoren, die die Luft ansaugen.

Sie treffen in der Wärmepumpe auf ein Kältemittel, das bei niedriger Temperatur verdampft. In einem Kompressor wird der Dampf verdichtet und dadurch sehr warm. Diese Wärme wird im dritten Schritt an den Heizkreis abgegeben. Ein Wärmeverteil- und Speichersystem lagert die Energie zwischen oder verteilt sie direkt im Haus.

Wo liegt der Vorteil dieser Heizungsart?

Einen Großteil ihrer Energie gewinnt die Wärmepumpe kostenlos aus der Umwelt, laut dem Bundesverband Wärmepumpe sind es rund drei Viertel. Ein Anteil Strom wird aber benötigt - zum Betrieb der Pumpe.

Da den Wärmepumpen aufgrund ihrer guten Ausnutzung regenerativer Energien eine tragende Rolle bei der Energiewende zugeschrieben werden, werden sie vergleichsweise gut gefördert. Was die recht hohen Kosten von rund 15.000 bis 35.000 Euro plus mögliche Kosten für Umbauten im Haus oder Erdbohrungen etwas puffern kann.

Wer eine Wärmepumpe in einem Bestandsgebäude installiert, erhält eine Grundförderung von 25 Prozent der Kosten vom Staat. Sie dient für Kauf, Installation, Planung und Entsorgung der Altanlage sowie weitere Arbeiten wie den Austausch von Heizkörpern. Der Anteil steigt auf 35 Prozent, wenn dadurch eine Öl- oder Nachtspeicherheizung oder eine noch funktionsfähige Gasheizung mit über 20 Jahren Betriebszeit ersetzt wird.

Weitere 5 Prozent bekommt man, wenn die Wärmequellen ihre Energie aus Erde, Wasser oder Abwasser ziehen. Maximal sind also 40 Prozent Förderung für ein Bestandsgebäude drin - bei einer Deckelung von 60.000 Euro pro Wohneinheit (Stand ab 15.8.22). Außerdem kann es regionale Fördertöpfe geben. Der Bundesverband Wärmepumpe bietet einen Förderrechner an, Co2online hat einen Fördermittel-Check.

Gibt es Nachteile?

„Eine Wärmepumpe, die effizient läuft, gewinnt mit möglichst wenig Strom möglichst viel Wärme“, sagt Stefan Materne vom Team Energieberatung der Verbraucherzentrale. Und genau da steckt auch das Problem vieler Bestandsbauten: Die optimale Leistung wird laut dem Energieexperten in der Praxis nicht immer erreicht. Weil die Wärmepumpe zu groß oder zu klein dimensioniert ist. Oder weil das Haus gar nicht für diese Technologie geeignet ist.

Für welche Gebäude eignen sich Wärmepumpen?

„Im Neubaubereich haben Wärmepumpenheizungen schon einen Anteil von über 50 Prozent“, so Stefan Materne. Aus gutem Grund: Diese energieeffiziente Neubauten benötigen am wenigsten Energie zum Heizen bei geringen Systemtemperaturen.

Auch in Bestandsbauten können Wärmepumpen in Frage kommen - vor allem wenn die Gebäude gut gedämmt sind und wenn die Modelle zum Gebäude passen. „Entscheidend ist die Vorlauftemperatur der Heizung“, sagt Martin Sabel, Geschäftsführer des Bundesverbands Wärmepumpe.

Die Vorlauftemperatur ist die Temperatur, die das Wasser im Heizungssystem hat, wenn es in die Leitungen und Heizkörper strömt - unabhängig von den Einstellungen, die wir etwa am Heizkörper vornehmen. „Je geringer sie ist, desto effizienter arbeitet die Wärmepumpe und umso weniger Strom wird verbraucht.“

Oder anders gesagt: Eine Wärmepumpe in einem unsaniertes Haus mit einem hohen Wärmebedarf führt häufig zu hohen Energiekosten. Eine vom Bauherren-Schutzbund in Auftrag gegebene Studie des Instituts für Bauforschung hat ergeben, dass dies einer der häufigsten Fehler beim Einbau und Betrieb von Wärmepumpen ist.

Ideal sind laut Martin Sabel Vorlauftemperaturen von 35 bis 40 Grad im Dauerbetrieb, wie sie in Neubauten, gut gedämmten Gebäuden und bei entsprechend dimensionierten Heizkörpern in weniger gut gedämmten Gebäuden möglich sind. Aber auch bei höheren Vorlauftemperaturen von 55 Grad reichten in den meisten Bestandsgebäuden aus, so der Wärmepumpenexperte. „Moderne Wärmepumpen kommen aber auch kurzzeitig an sehr kalten Tagen mit 70 Grad Vorlauftemperatur zurecht.“

Wechsel auch im Altbau möglich

Das heißt also: Der Wechsel zu einer Wärmepumpe ist auch im Altbau möglich, es kann aber sein, dass weitere Installationen und entsprechende Kosten dazukommen - etwa der Austausch von Heizkörpern oder die Dämmung der Wände und Decken.

Profis sprechen davon, dass ein Gebäude „niedertemperaturfähig“ oder neudeutsch „niedertemperatur-ready“ wird, erklärt Hans-Joachim Riechers vom Verband für Dämmsysteme, Putz und Mörtel. Das ist der Fall, wenn die Vorlauftemperatur am kältesten Tag des Jahres nicht höher als 55 Grad sein muss. An allen anderen Tagen muss sie sogar sehr deutlich darunter liegen.

Ob das eigene Haus schon soweit ist, errechnen Handwerker oder Ingenieure. Stefan Materne rät, vor dem Einbau der Wärmepumpe auch unbedingt die Heizlast berechnen zu lassen. „Dann kann die Wärmepumpe passgenau dimensioniert werden und optimal arbeiten.“

− dpa