Heilig-Geist-Spital Ingolstadt: Vier Infizierte gestorben

Sechs Todesfälle im Heim seit Beginn des Jahres - vier davon sind auf Corona zurückzuführen

12.01.2021 | Stand 12.01.2021, 22:15 Uhr
Heim −Foto: Brandl

Sechs Todesfälle im Heim seit Beginn des Jahres - vier davon sind auf Corona zurückzuführen

Von Ruth Stückle

Die Lage ist ernst. Man kann mit Fug und Recht behaupten, todernst. Nach dem Corona-Ausbruch im Heilig-Geist-Spital in der Fechtgasse sind mittlerweile vier der 56 Bewohner, die mit dem Coronavirus infiziert sind oder waren, gestorben. Wie berichtet, hatte sich vor einer Woche bei PCR-Reihentests herausgestellt, das 56 von 85 Bewohnern der Senioreneinrichtung in der Ingolstädter Altstadt Corona positiv sind. Unter den Bewohnern gibt es laut Roland Wersch, Geschäftsführender Vorstand der Heilig-Geist-Spital-Stiftung, bislang keine weiteren neuen Fälle, allerdings sei die Zahl der infizierten Mitarbeiter mit Stand Dienstag auf 18 gestiegen. 15 weitere sind in Quarantäne. "Die Aufrechterhaltung des Betriebes wird zunehmend zum Problem", sagte Wersch gegenüber unserer Zeitung. Und dankt auf diesem Weg allen Mitarbeitern, die gegenwärtig "unter größten Belastungen" ihren Dienst machen müssen. "Sie leisten Maximales."

Seit Beginn des Jahres gab es in dem Heim in der Fechtgasse sechs Todesfälle. Vier davon sind laut Wersch auf das Coronavirus zurückzuführen. Darunter ist auch ein 90-jähriger Ingolstädter, dessen Sohn am Dienstagvormittag den Donaukurier über den Todesfall seines Vaters und einige weitere im Heim informierte. Von den vier Todesfällen ist bislang erst einer in der täglich gemeldeten Statistik des städtischen Gesundheitsamt vermerkt: Am Dienstag meldete die Behörde zwei weitere Todesfälle in Ingolstadt in Verbindung mit dem Virus - einen 56-Jährigen und einen 90-jährigen Mann. Letztgenannter dürfte aus dem Heilig-Geist-Spital sein.

Warum die vier Todesfälle in der Statistik noch nicht auftauchen, erklärt Stadtsprecher Michael Klarner so: "Todesfälle sind in der Statistik und der Tagesmeldung des Gesundheitsamtes enthalten, sobald dem Amt die offizielle Todesmeldung vorliegt." Die Fälle im Spital würden sich wohl in den nächsten Tagen in der Statistik niederschlagen.

Der Sohn des im Spital verstorbenen 90-jährigen führt den Ausbruch auf "die Unvernunft der Leute über Weihnachten zurück". Sein Vater habe zwar Vorerkrankungen gehabt, sei jedoch medikamentös gut eingestellt gewesen und hätte ohne Corona sicher noch einige Zeit leben können. Er habe ihn zuletzt einige Tage vor Weihnachten besucht - mit FFP2-Maske und viel Abstand für 20 Minuten im Besucherraum. "Wir haben so aufgepasst, aber ihn hat es erwischt." Dabei sei sein Vater trotz seines hohen Alters noch relativ fit gewesen. Er habe mitbekommen, dass einige Heimbewohner über Weihnachten von ihren Angehörigen abgeholt worden seien, erzählt der Ingolstädter. In der Woche nach Weihnachten gab es im Heim die ersten Verdachtsfälle. Ob diese darauf zurückzuführen seien, könne er natürlich nicht sagen. Sein Vater jedenfalls habe letzte Woche Donnerstag erfahren, dass er Corona positiv ist. "Er war nur etwas müde." Am Samstagmorgen brach sein Sauerstoffgehalt ein, er kam ins Klinikum, wo er am Sonntagnachmittag starb.

Im Heim, berichtet der Angehörige, gehe die Angst um. Angehörige würden schlecht informiert, die alten Menschen sähen sich oft Pflegekräften gegenüber, die sie nicht kennen. "Von den Pflegekräften, die früher da waren, ist keiner mehr da."

Das kann Stiftungschef Wersch so nicht bestätigen. Man habe versucht, alle Angehörigen zu erreichen. Aber der Fokus liege darauf, den Betrieb aufrecht zu erhalten. "Die Mitarbeiter, die wir noch haben, sind extrem unter Druck." Für mögliche Verzögerungen in der Information bitte er um Verständnis. "Wir haben keine Möglichkeit, über weiteres Personal zu verfügen", so Wersch. Es habe allerdings intern einige Verlegungen gegeben, um die Situation zu meistern. "Sorgen macht sich momentan jeder - Mitarbeiter genau so wie Angehörige."

Der Stiftungsvorstand hofft, "dass wir die Spitze mittlerweile erreicht haben". Am Montag seien alle gesunden Bewohner des Heilig-Geist-Spitals und ein Teil der Mitarbeiter geimpft worden. 42 Impfdosen standen dafür zur Verfügung.