Schlange stehen für den Booster
Großer Andrang bei den Impfsprechstunden in Mühlried – Kaum Erstimpfungen dabei

17.11.2021 | Stand 23.09.2023, 22:25 Uhr

Schon am Morgen bildete sich eine lange Schlange vor dem Impfzentrum in der Rinderhofer Breite in Mühlried. Foto: Ammer

Von Isabel Ammer

Mühlried – Fast über den ganzen Parkplatz erstreckt sich die Schlange aus Menschen. Es ist Mittwochmorgen um kurz nach acht Uhr – und sie alle haben ein Ziel: das Impfzentrum in Mühlried. Immer wieder biegen Autos in den Parkplatz ein, mit Plätzen wird es langsam eng. Doch das Team aus Mitarbeitern von Kreiskrankenhaus und Landratsamt hat alles im Griff – und das, obwohl nur Stunden zuvor die Security abgesagt hat.

Auf drei Impfstraßen wird an diesem Mittwoch geimpft. Bislang waren von der bayerischen Regierung maximal 150 Impfungen am Tag erlaubt, doch nun darf das Kontingent wieder erhöht werden.

Und die Nachfrage ist offensichtlich groß. Die ersten Wartenden standen schon vor 7 Uhr vor der Tür, offizieller Impfbeginn ist um 8.30 Uhr. Vor dem Impfzentrum werden Nummern an die Ankömmlinge ausgegeben. So stellen die Betreiber vom Kreiskrankenhaus sicher, dass nicht jemand drei Stunden in der Kälte warten muss und am Ende doch keine Impfung mehr bekommt. Denn natürlich können die Verantwortlichen auf den drei Impfstraßen im vorgegebenen Zeitfenster auch nicht unbegrenzt viele Menschen impfen.

150 Nummern werden am Vormittag erst einmal vergeben, am Nachmittag noch einmal 60 weitere. Geimpft werden können dann sogar noch einige mehr. Dazu kommen noch 165 Personen an diesem Mittwoch, die einen Termin über die Seite impfzentren.bayern bekommen haben. Sie dürfen an der langen Schlange vorbeigehen.

Es sind kaum Erstimpfungen dabei

Wer allerdings denkt, dass bei so einem Andrang die Zahl der Ungeimpften rasch dahinschmelzen wird, liegt falsch, denn: „Es handelt sich vor allem um Auffrischungsimpfungen, Erstimpfungen sind eher selten“, sagt Stefanie Schmid, Pressesprecherin des Kreiskrankenhauses. Wer sich also hier in die Kälte stellt, um auf die ersehnte Spritze zu warten, ist meist nicht Impfgegner, sondern im Gegenteil: „Das sind hauptsächlich Leute, sie sich aus Überzeugung haben impfen lassen und die sich nun boostern lassen“, weiß Chefarzt Shahram Tabrizi.

Drei Minuten haben die Verantwortlichen pro Impfung eingerechnet. Damit es schneller geht sollen die zu Impfenden vor den Boxen schon einmal ihre Jacken ausziehen. Trotzdem wartet man vor der Türe auch mal zwei Stunden. Manche haben sich Kaffee oder Tee in Thermoskannen mitgebracht, ein Mann liest ein Buch, während er Zentimeter um Zentimeter vorrückt. Hier und da ist jemand ärgerlich über die Wartezeiten, doch im Großen und Ganzen läuft alles friedlich. Zum Glück, sagt Stefanie Schmid. Denn die Securityfirma hat am Abend zuvor kurzfristig abgesagt. Deswegen lotst ein Mischteam aus Kreiskrankenhaus- und Landratsamtsmitarbeitern die Leute über den Parkplatz.

Die Wirkung der Impfung lässt nach

Als Mediziner weiß Tabrizi, wie wichtig die Auffrischung ist: „Die Wirkung der Impfung lässt mit der Zeit nach.“ Aus seiner Sicht, ist ab einem halben Jahr eine sogenannte Booster-Impfung wichtig, gerade für ältere Personen und Risikopatienten.

„Man bräuchte das Go, um in die Vollen gehen zu können“, sagt Katharina Huber, Abteilungsleiterin am Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen. Sprich neue Impfzentren aufbauen und keine Deadline mehr im Landkreis bei 400 Impfungen pro Tag an fünf Tagen die Woche. Vor allem gehe es ja gerade vorrangig um Personen über 60 Jahren, die dann stundenlang in der Kälte auf ihre Booster-Impfung warten würden. Absolut nicht sinnvoll aus Hubers Sicht. Das Ministerium hätte sogar dazu aufgefordert, die Personengruppe anzuschreiben wegen einer Auffrischungsimpfung – doch Huber weiß mit Blick auf die aktuellen Schlangen, dass man eben diese vulnerable Gruppe aktuell sehenden Auges in die Kälte schicken würde. Bei den Hausärzten werde momentan auch nicht viel geimpft, sie hätten nicht die Kapazitäten dazu – „die wenigen Hausärzte, die wir noch haben“.

Auch die Organisation der Impfungen sei ein Wahnsinn – „immerhin müssen wir mit dem Personal auch noch ein Kreiskrankenhaus führen“. Da lege jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin noch eine Schippe drauf oder mehr. Und sei das entsprechende Personal gefunden, so Huber, müsste es sich noch den Frust der Leute anhören. Leute, die immer noch nicht erstgeimpft sind, und die sich dann am Telefon über die Wartezeiten echauffieren. Etwas, wozu sie in den vergangenen Monaten durchaus Gelegenheit gehabt hätten.

Im Impfzentrum geht es relativ zügig voran. Viele nehmen ihre Nummern auch mit und kommen einfach eine oder zwei Stunden später wieder. Über den Tag verteilt kommen sogar noch einige mehr zum Zug als gedacht, weil der Ablauf so reibungslos klappt. 455 Impfungen gibt es am Mittwoch in Mühlried und Stefanie Schmid ist froh, dass alles so gut läuft. Zwar müssen einige Impfwillige trotz aller Bemühungen auf einen anderen Tag vertröstet werden – aber zumindest muss keiner umsonst in der Kälte warten.

SZ