Laden nurINpur droht Schließung
Einkaufen in Ingolstadt ohne Verpackung – wie lange noch?

24.11.2023 | Stand 25.11.2023, 6:08 Uhr

Nudeln, Kaffee oder Müsli: Bei nurINpur kann der Kunde alles unverpackt einkaufen. Aber wie lange noch, fragen sich Simon Stapf und Paola Vannucci von der Geschäftsleitung. Wenn die Umsätze nicht bald merklich steigen, muss der Laden nahe des Hauptbahnhofs schließen. Fotos: Hammer

Die Zukunft des ersten Ingolstädter Unverpackt-Ladens steht auf der Kippe. „Wenn sich nicht bald, also bis Ende des Jahres, etwas an der Situation ändert, dann werden wir de facto schließen“, sagt Simon Stapf, einer der Gründer und ehrenamtlichen Geschäftsführer.



Es mangelt an allem: nurINpur braucht mehr Kundschaft, mehr Ehrenamtliche, die tatkräftig mithelfen, mehr Spender und Sponsoren. „Wir müssten zehn Prozent mehr Umsatz machen“, so Stapf. „Gewinn erzielen wir schon lange nicht mehr.“

Plastik-Problem nicht mehr so präsent

Ein verpackungsfreier Supermarkt – regional, ökologisch und fair: Nach langer Suche nach einer geeigneten Immobilie war das Team von nurINpur vor fünf Jahren in dem kleinen Laden Am Pulverl 13 voller Optimismus und Tatendrang gestartet. „Die ersten zwei Jahre liefen solide, und wir haben unsere Gewinne sogar reinvestiert – zum Beispiel in den Garten mit Spielplatz, wo Hochzeiten oder Geburtstage gefeiert werden können“, sagt Stapf gegenüber dem DK. „Doch dann kam Corona, gefolgt vom Ukraine-Krieg. Wir machen jetzt nur noch ein Drittel des anfänglichen Umsatzes.“ Ein Grund sei auch, dass das Plastik-Problem nicht mehr so präsent sei wie zuvor.

Stattdessen beherrschen Krisen die Debatten, und die Leute schauen aufs Geld. Allerdings sei es gar nicht so viel teurer, unverpackt einzukaufen, betont Geschäftsführerin Paola Vannucci. „Wir sind eine fünfköpfige Familie mit Hund, und ich kaufe Lebensmittel wie Nudeln gleich säckeweise ein. Der Preis für fünf Kilo Haferflocken liegt bei uns nicht höher als im Bioladen. Nur Hundefutter gibt es noch nicht unverpackt. Ich jedenfalls kann mir ein Leben nicht mehr ohne diese Nachhaltigkeit vorstellen.“

Betriebe als Sponsoren gesucht

Die 57-jährige Unternehmerin leitet den Ingenieurdienstleister TTC. An einem Spender für Kaffeebohnen prangt das Firmenlogo. „So eine Spender-Patenschaft ist doch eine Sponsoring-Idee für Firmen“, sagt sie. „Außerdem verteile ich an meine Mitarbeiter die 50 Euro, die ich ihnen monatlich steuerfrei geben darf, in Form von Gutscheinen. Die kommen dann in den Laden und kaufen vielleicht auch mehr ein. Für uns zählt wirklich jeder Kunde.“ Es würde nurINpur unterstützen, würden mehr Betriebe diesen Beispielen folgen: „Das sind Pluspunkte für Nachhaltigkeit, die man in die Lieferketten einberechnen kann,“ erklärt Vannucci. „Wir haben doch hier in Ingolstadt große Arbeitgeber, die mit gutem Beispiel vorangehen könnten.“ Auch mit Vertretern der Stadt Ingolstadt seien schon Gespräche geführt worden.

Lesen Sie auch: Zwischen Bach und Voodoo-Exzessen: Stephanie Nilles in Ingolstadt

Simon Stapf betont, man wolle die Menschen nicht belehren oder ihnen vorschreiben, unverpackt einzukaufen: „Wir verstehen uns vielmehr als Impulsgeber. Man kann ja auch schrittweise etwas verändern – zum Beispiel im Drogeriebereich, und Zahnpasta im Pfandglas oder Deocreme verwenden.“

„Es wäre traurig, wenn eine Stadt mit ihrem Nachhaltigkeitsprädikat den Unverpackt-Laden verlieren würde“, sagt Paola Vannucci. Das wäre auch ein herber Rückschlag für die ehrenamtlich tätigen Gründer, die nicht nur viel wertvolle Freizeit, sondern auch Kapital in den Laden gesteckt haben – etwa für das neue Klohaus.

Neben den Ehrenamtlichen arbeiten bei nurINpur Schüler und Studenten, von denen sich viele mit der Idee des Projekts identifizieren. Doch weil das Personal nicht reicht, mussten jetzt die Öffnungszeiten verkürzt werden: Dienstags ist nun Ruhetag. Geöffnet ist der Laden montags, mittwochs und freitags von 10 bis 18.30 Uhr, donnerstags von 10 bis 19.30 Uhr und samstags von 10 bis 16 Uhr. Noch, wohlgemerkt. Die Unverpackt-Läden in Eichstätt und Neuburg mussten schon vor längerem schließen.