Eine angemessene Derby-Zeit ist es eigentlich ja nicht, wenn der VfB Eichstätt an diesem Dienstagabend den FC Ingolstadt II empfängt. Mitten unter der Woche, und dann auch noch um 18 Uhr – das brisante Spitzenspiel in der Bayernliga Nord hätte durchaus einen anderen Rahmen verdient. Aber der ursprüngliche Spielplan hatte das so auch nicht vorgesehen: Eigentlich war die Partie für Mitte November angesetzt gewesen, wurde dann aber aufgrund starker Regenfälle abgesagt. Und nachdem auch der Nachholtermin im Dezember dem Wetter zum Opfer fiel, wird eben jetzt gespielt. Inzwischen mit erheblich veränderten Vorzeichen.
Denn zum Ende der Hinrunde war der FCI noch im Niemandsland der Tabelle angesiedelt, während Eichstätt souverän durch die Liga spazierte. In die Winterpause ging der VfB als Tabellenführer mit satten zehn Punkten Vorsprung auf die Schanzer. Es sah alles danach aus, als würde der Regionalliga-Absteiger ungestört dem direkten Wiederaufstieg entgegenstürmen – doch davon ist die Elf von Coach Dominic Rühl aktuell noch einiges entfernt. Der Start ins neue Jahr verlief zäh; der 4:0-Sieg am vergangenen Freitag gegen Schlusslicht SC Feucht beendete eine Serie von zuvor vier sieglosen Spielen am Stück. „Das war ein Anfang, jetzt wollen wir nachlegen“, kündigt Rühl an, dessen Team immerhin punktgleich mit dem derzeitigen Tabellenführer SpVgg Hankofen-Hailing auf Platz zwei steht.
Bei den Ingolstädtern ist dagegen eine ganz andere Entwicklung festzustellen: Nach der Winterpause holten sie in den ersten fünf Spielen 13 von 15 möglichen Punkten, kamen zwischenzeitlich bis auf fünf Zähler an Eichstätt heran – drohen allerdings nach der unnötigen 0:1-Niederlage am Samstag gegen Fortuna Regensburg wieder etwas den Anschluss zu verlieren. „Wir sind froh, dass es jetzt gleich weitergeht und wir uns gar nicht so lange mit der Niederlage beschäftigen können. Das ist ein absolut wichtiges Spiel“, sagt Trainer Thomas Karg im Hinblick auf das Derby. Der FCI ist aktuell Tabellenvierter, der Rückstand auf das Führungsduo beträgt allerdings acht Punkte.
Was für ein Spiel erwartet die Zuschauer in Eichstätt also? Heiß hergehen wird es allemal, schließlich hat gerade Eichstätt noch etwas gutzumachen. Die bittere 2:5-Pleite aus dem Hinspiel haben die Hausherren noch lange nicht vergessen. „Wir wollen die Niederlage aus dem Hinspiel wettmachen. Das haben wir schon noch als Extra-Motivation im Hinterkopf“, betont Rühl. Das das nicht einfach wird, ist ihm auch klar – schließlich haben die Schanzer bereits 58 Treffer erzielt und sind eigentlich immer für ein Tor gut. Rühl attestiert ihnen daher eine „brutale Effektivität“, hat aber auch eine Schwachstelle beim Gegner ausgemacht: „Nach vorne können sie eine unfassbare Qualität entwickeln. Andererseits haben sie auch schon extrem viele Gegentore kassiert. Wir werden eine gute Restverteidigung brauchen und unseren Mann stehen müssen, um das weg zu verteidigen.“ Die U21 des FC Ingolstadt mag sich dagegen nicht allzu sehr mit dem Gegner und dessen durchwachsenen Start ins Jahr beschäftigen. „Sie hatten die ein oder andere Verletzungsproblematik, aber das ist uns letztendlich auch egal. Wir schauen auf uns und wollen ein deutlich besseres Spiel als am vergangenen Samstag auf den Platz bringen. Das ist das, womit wir uns beschäftigen“, betont Karg. „Power, Leidenschaft und Emotion“ will er von seinen Jungs sehen, dann könnte es mit den drei Punkten klappen.
Personell wird er auf den gleichen Kader wie gegen Regensburg zurückgreifen können. Fehlen werden weiterhin Din Alajbegovic und Mussa Fofanah (beide Schambeinprobleme), Ersatztorhüter Marcel Brinkmann (Knöchelverletzung) sowie Erion Metaj und Johannes Birkl (krankheitsbedingt). Ob der Ex-Eichstätter Julian Kügel – inzwischen beim FCI mit einem Profivertrag ausgestattet – wieder bei der U21 der Schanzer aushelfen wird, ist eher unwahrscheinlich, schließlich bestreitet das Drittliga-Team fast zeitgleich ihr Toto-Pokal-Halbfinale beim FV Illertissen. Auf VfB-Seite muss Rühl auf Johannes Fiedler verzichten, der privat verhindert ist. Lucas Schraufstetter ist bereits wieder im Lauftraining, für ihn kommt die Partie gegen Ingolstadt aber noch zu früh. Elias Herger ist dagegen nach seinem Bänderriss wieder eine Option für den Kader.
Übrigens, für Statistik-Freunde: Zweimal empfing der VfB die U21 des FCI seit der Reform des Amateurfußballs im Jahr 2012 zu einem Pflichtspiel, beide Partien entschieden die Domstädter für sich. Aber in dieser Bayernliga-Spielzeit kann ja bekanntlich jeder jeden schlagen. Auch mal mit 5:2.
DK
Gästetrainer Thomas Krag vom FC Ingolstadt II. Foto: Meyer
Gastgeber: VfB-Trainer Dominic Rühl. Foto: Traub
