Das eigene Zuhause bleibt das gefährlichste Pflaster

Kundgebung auf dem Rathausplatz zum „Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“

25.11.2019 | Stand 25.11.2019, 14:38 Uhr
Frau −Foto: SCHMATLOCH

Kundgebung auf dem Rathausplatz zum „Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“

(ty) Eigentlich sollte das eigene Zuhause der Ort sein, wo man sich am sichersten fühlt. Für Frauen ist das leider nicht immer so. Für sie bliebt das eigene Zuhause das gefährlichste Pflaster, wie die Gleichstellungsbeauftrage der Stadt, Barbara Deimel, heute Mittag betonte, als sich ein breites Bündnis aus Stadt, Frauenhaus, Caritas, Wirbelwind, Zonta und Soroptimisten anlässlich des „Internationalen Tages zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ auf dem Rathausplatz versammelt hatte, um auf dieses gesamtgesellschaftliche Problem aufmerksam zu machen, die „häufigste Menschrechtsverletzung“, wie es OB Christian Lösel in seiner kurzen Anspreche formulierte.

Jeden Tag versucht ein Mann in Deutschland, seine Partnerin oder Ex-Partnerin zu töten. Und an jedem dritten Tag gelingt das auch. Eine bedrückende Statistik, von der auch Ingolstadt und die Region nicht ausgenommen sind. 758 Fälle von häuslicher Gewalt registrierte die Polizei heuer bereits. Ein Phänomen von „epidemischem Ausmaß“, wie Barbara Deimel sagte, wenn man bedenke, dass jede dritte Frau in Deutschland schon einmal Opfer von körperlicher oder sexueller Gewalt geworden ist.

„Wir müssen darüber reden, hinsehen und nicht wegsehen“, so der Oberbürgermeister, lange war das ein Tabuthema. Aber das hat sich zum Glück geändert. Gewalt an Frauen sei ein gesamtgesellschaftliches Problem und weltweit die häufigste Menschenrechtsverletzung. „Wir müssen den Tätern klar vermitteln, dass dieses Gewaltverhalten gesellschaftlich geächtet ist.“

Wie nah dieses Problem wirklich liegt, das verdeutlichten die Zahlen, mit denen Andrea Schlicht vom Ingolstädter Frauenhaus die Gewalt gegen Frauen auch im Raum Ingolstadt untermalte. „Frauen, die zu uns kommen, werden zu Hause oft über viele Jahre bedroht, beschimpft, geschlagen, isoliert, vergewaltigt, gewürgt, erpresst, aus der gemeinsamen Wohnung geworfen. In unserer täglichen Arbeit erleben wir, dass häusliche Gewalt in allen Schichten stattfindet. Wir erleben auch, dass viele Kinder und Jugendliche miterleben müssen, wie ihren Müttern Gewalt angetan wird oder sie selbst Gewalt erleben“, so Andrea Schlicht. 46 Frauen mit 42 Kindern seien alleine in diesem Jahr ins Ingolstädter Frauenhaus gekommen. 172 Mal habe man telefonisch beraten. 137 Hilferufe per Telefon erreichten die Bereitschaft des Frauenhauses am Abend, nachts und Wochenenden.