Corona-Impfung für Schulkinder: Söder appelliert an Impfkommission

04.07.2021 | Stand 04.07.2021, 13:46 Uhr
Markus Söder −Foto: CSU-Fraktion

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder forderte die Ständige Impfkommission (Stiko) auf, dringend zu überlegen, wann sie das Impfen von Jugendlichen empfehle.

(ty) "Das wirksamste Mittel gegen die Delta-Variante ist die Schülerimpfung. Gerade in den jüngeren Altersgruppen sind die Inzidenzzahlen am höchsten", sagte der CSU-Chef der "Bild am Sonntag". Am Sonntagvormittag legte Söder via Twitter nach: "Wir erhöhen damit den Schutz für alle und geben einer Generation, die auf viel verzichten musste, wieder Freiheiten zurück."

Bisher war die Datengrundlage zu Kindern aus Sicht der Impfkommission zu gering für eine allgemeine Impfempfehlung - und das Risiko möglicher Folgewirkungen bei ihnen größer als das einer Corona-Erkrankung mit schwerem Verlauf.

Biomediziner: "Impfungen bei Kindern überfällig"

Kritik an der Ständigen Impfkommission kommt auch vom renommierten Biomediziner Gerhard Ehninger. Sie blockiere "unverantwortlich den Einsatz von zugelassenen Medikamenten", schrieb der Hämatologe, Onkologe und Krebsforscher in einer Kolumne der "Dresdner Neuesten Nachrichten". "Die Impfungen bei Kindern sind überfällig." Angesichts der Delta-Variante, die in Israel und Großbritannien das Infektionsgeschehen trotz Impfrate über 50 Prozent wieder verstärkt hat, müssten alle vorhandenen Impfdosen rasch verabreicht und eine Quote von über 90 Prozent erreicht werden.

"Delta-Variante hat in Klassenzimmern leichtes Spiel"

Ehninger appellierte zudem, den Sommer zu nutzen, um die Sicherheit für Kinder und Jugendliche zu erhöhen. An Schulen fehle es an Infrastruktur wie Klimageräten und Informationstechnologie, Ausweichräumen und virensicheren Belüftungsanlagen. "Die Delta-Variante hat unter diesen Bedingungen in kleinen Klassenräumen mit 25 ungeimpften Schülerinnen und Schülern leichtes Spiel", warnte er. Das Schuljahr dürfe nicht "mit der gleichen Blauäugigkeit" beginnen wie im Herbst 2020.

Baerbock: Luftfilteranlage für jeden Klassenraum

Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock fordert deshalb massive Investitionen, um sämtliche Schulen gegen das Virus zu wappnen. "Es muss eine Luftfilteranlage für jeden Klassenraum in diesem Land zur Verfügung gestellt werden", sagte sie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe und der französischen Zeitung "Ouest-France". "Ja, das kostet Geld. Aber ich nehme nicht hin, dass wir wieder in eine Situation geraten, wo ein Teil der Kinder von Zuhause aus lernen muss, nur weil keine Vorsorge geleistet wurde."

Virologin Brinkmann setzt auf PCR-Tests

Dass jedes Klassenzimmer deutschlandweit bis nach den Ferien ein individuell zugeschnittenes Belüftungssystem hat, hält die Virologin Melanie Brinkmann nach eigenen Worten allerdings für illusorisch. Die Professorin vom Braunschweiger Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) spricht sich für das Maskentragen und den vermehrten Einsatz sogenannter Lollitests oder Gurgeltests aus - anstelle der weniger präzisen Antigen-Schnelltests. "Das spart Kosten und kann per PCR ausgewertet werden", erklärte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Das sei sehr effektiv, wenn es regelmäßig erfolge. Lollitests und Gurgeltests können auch gruppenweise abgenommen und auf einmal ausgewertet werden, nur bei positivem Ergebnis ist dann eine individuelle Nachtestung nötig. "Die Delta-Variante wird nach den Sommerferien sehr schnell durch die Schulen rauschen, wenn wir keine Vorsorge treffen", warnte Brinkmann.