Bram Schot ist Geschichte

Ab kommenden April übernimmt wie erwartet Markus Duesmann das Ruder bei Audi

15.11.2019 | Stand 15.11.2019, 15:51 Uhr

Duesmann

Ab kommenden April übernimmt wie erwartet Markus Duesmann das Ruder bei Audi

(ty) Sich die Namen der Audi-Vorstände merken zu wollen, das ist in der Tat eine vergebliche Liebesmüh. Seit dem Dieselskandal wechseln die Vorstände bei Audi schneller als Fußballtrainer. Vor allem die der Technischen Entwicklung. Da rollten die Köpfe ob einer eventuellen Verstrickung in die Abgas-Affäre quasi im Minutentakt. Und mit den Köpfen rollten die Millionen-Abfindungen in schwindelerregender Höhe.

Das letzte Dieselgate-Opfer war der Vorstandsvorsitzende Rupert Stadler, der im vergangenen Jahr überraschend verhaftet worden war und Monate in Untersuchungshaft saß. Nach der Anklageerhebung durch die Staatsanwaltschaft wartet er nun auf seinen Prozess. Wie sein Vorgänger Martin Winterkorn auch.

In aller Eile hatte Audi den bis dahin als Vertriebsvorstand agierenden Holländer Bram Schot zunächst interimsmäßig und dann amtlich zu neuen Vorstandvorsitzenden gekürt. Doch vom ersten Tag an schwebte über ihm das Damoklesschwert namens Markus Duesmann. Er galt von Anfang an als der kommende Audi-Chef, war aber nicht verfügbar, weil er bei BMW noch unter Vertrag stand und zudem mit einer Sperrklausel belegt war. Die läuft nun im April 2020 aus. Und mit diesem Tag verdrängt er Bram Schot aus dem Chefsessel. Er dürfte damit der Vorstandsvorsitzende mit der kürzesten Halbwertszeit sein, den Audi je hatte. Er wurde vom niederländischen Hoffnungsträger in nur ein paar Monaten zum fliegenden Holländer, zum wohlfeilen Pausenclown, der Vorstandschef spielen durfte, bis nach VW auch der Chefsessel bei Audi sozusagen in die Hände von BMW überging. Und nachdem Bram Schot dem Vernehmen nach mit VW-Chef und Ex-BMWler Herbert Diess nicht wirklich kann, soll er, wie aus seinem Umfeld zu hören ist, nicht nur den Chefsessel bei Audi räumen, sondern den Konzern ganz verlassen.

Bram Schot ist also – wie zu erwarten stand – schon wieder Geschichte, bevor er selbst welche schreiben konnte. Und ebenso ohne jeden Überraschungseffekt übernimmt Markus Duesmann ab 1. April 2020 das Ruder bei Audi. Immerhin nach dem Finanzer Stadler und dem Vertriebler Schot wieder einmal ein Ingenieur wie Piech einer war. Und Martin Winterkorn. Ob das reicht, um den Slogan „Vorsprung durch Technik“ wieder in den Mund nehmen zu können ohne dabei rot zu werden, dass muss sich weisen.

Der 50-jährige Duesmann ist seit knapp drei Jahrzehnten in der Autobranche tätig, zuletzt war er Einkaufsvorstand bei BMW. „Markus Duesmann wird als exzellenter Ingenieur alles daransetzen, die großen Potenziale der Marke Audi zu heben und damit das Versprechen Vorsprung durch Technik erneut verstärkt unter Beweis zu stellen, so der Audi-Aufsichtsratsvorsitzende und VW-Chef Herbert Diess. Gleichzeitig dankt Diess dem scheidenden Vorstandsvorsitzenden Bram Schot: „Er hat die Führung in einer schwierigen Zeit übernommen, die Geschäfte sehr erfolgreich geleitet und wichtige Veränderungen angestoßen.“ Zu den wichtigsten Eckpfeilern der neuen Audi-Strategie gehöre der beschleunigte Wandel zum Anbieter nachhaltiger Mobilität und die entschlossene Dekarbonisierung des Unternehmens.

Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Peter Mosch: „Von Markus Duesmann und seinem Vorstandsteam erwarten wir eine stabile Auslastung der Werke und mehr Mut zu Vorsprung durch Technik. Wir freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit im Interesse der Beschäftigten und des Unternehmens.“ Zu Bram Schot sagt Mosch: „Der richtige Mann zur richtigen Zeit bei Audi. Er läutete einen Kulturwandel ein, hin zu weniger Hierarchien, einem klaren Wertesystem und mehr Offenheit.“

VW-Konzernchef Herbert Diess hatte Duesmann bereits vergangenes Jahr von BMW abgeworben. Sein Vertrag verbietet dem einstigen BMW-Einkaufsvorstand eigentlich, vor Oktober 2020 für einen Konkurrenten zu arbeiten. Der Münchner Autobauer hatte Duesmann sofort freigestellt, hob aber erst jetzt seine vertragliche Sperrfrist für einen Wechsel zur Konkurrenz auf.

Nach seinem Maschinenbaustudium an der Fachhochschule in Münster startete Duesmann seine Karriere 1992 bei Daimler-Benz in Stuttgart als Konstrukteur in die Motorenentwicklung. Drei Jahre später wechselte er zu einem Entwicklungsdienstleister. Bei Daimler leitete Duesmann die Sparte der Dieselmotorenentwicklung und wurde später zum Entwicklungsleiter für die Formel 1 ernannt.

2007 wechselte der Diplom-Ingenieur als Leiter für Entwicklung zum BMW Sauber F1-Team. 2010 stieg BMW aus der Formel 1 aus. Duesmann wurde dann Leiter der Entwicklung Fahrdynamik und Fahrerassistenz. Am 1. Oktober 2016 folgte der nächste Schritt auf der Karriereleiter: Duesmann wurde in den Vorstand der BMW AG berufen und wurde Nachfolger von Klaus Draeger.

Bram Schot verlasse Audi im "besten Einvernehmen", teilte Audi mit. Ein halbes Jahr nach der Verhaftung von Rupert Stadler hat Audi Bram Schot zum neuen Vorstandschef ernannt. Der Aufsichtsrat der Konzernmutter Volkswagen berief den 58-Jährigen zugleich in den Konzernvorstand in Wolfsburg. Dort ist er für den Konzernvertrieb zuständig. Beide Ämter trat er am 1. Januar an. Schot war Vertriebsvorstand und führte den Autobauer in Ingolstadt seit dem Abgang Stadlers im Juni als Interimschef.