Behörde: Versorgungslage „angespannt“
Beschaffungspreise für Erdgas seit Montag um 50 Prozent gestiegen

18.06.2022 | Stand 18.06.2022, 20:02 Uhr

Aus Russland fließt deutlich weniger Erdgas nach Deutschland als erwartet - die Beschaffungspreise für Energieversorger erhöhten sich seit Montag um 50 Prozent. −F.: dpa

Deutlich weniger russisches Erdgas als erwartet fließt seit ein paar Tagen durch die Ostseepipeline Nord Stream nach Deutschland. Die Besorgnis der zuständigen Behörde spiegelt sich erstmals in ihrem täglichen Bericht. Und auch die Preise legten deutlich zu.



Erstmals seit Ende März hat die Bundesnetzagentur in ihrem täglichen Bericht zur Gasversorgung die Lage als „angespannt“ bezeichnet. „Die Gasversorgung in Deutschland ist im Moment aber stabil“, schrieb die Behörde in ihrem am Freitagmittag veröffentlichten Bericht. Die Versorgungssicherheit in Deutschland sei derzeit gewährleistet.

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Grund für die Neubewertung ist eine geringere Gasliefermenge durch die Ostseepipeline Nord Stream in den vergangenen Tagen. Dabei hatte der russische Staatskonzern Gazprom den Fluss auf 40 Prozent der Maximalleistung gedrosselt und dies mit Verzögerungen bei der Reparatur von Verdichterturbinen begründet. „Von dieser Reduktion ist seit Mitte der Woche auch die Weitergabe von Gas in andere europäische Länder wie zum Beispiel Frankreich, Österreich und Tschechien betroffen.“ Den Lagebericht erstellt die Behörde seit dem 31. März fast täglich. Derzeit erscheint er von Montag bis Freitag.

Preissprünge nach oben beim Gaspreis im Großhandel

Am niederländischen Handelsplatz TTF kostete im Juli zu lieferndes Erdgas am Mittwoch vor einer Woche noch 79,40 Euro pro Megawattstunde. Am Montag hatte der Preis schon 83,40 Euro betragen. In den Folgetagen kam es zu deutlichen Preissprüngen nach oben - am Freitag legte er nur noch leicht zu - auf 125,50 Euro pro Megawattstunde nach 124,40 Euro am Vortag. Experten rechnen damit, dass die gestiegenen Beschaffungspreise mit Verzögerung auch bei Verbrauchern für stark steigende Preise sorgen werden.

60 Prozent weniger Gas als angemeldet

Die von den ausbleibenden Lieferungen betroffenen Unternehmen könnten die Gasmengen zurzeit beschaffen, hieß es. Deutschlands größter Importeur von russischem Erdgas, Uniper, berichtete, dass am Freitag rund 60 Prozent weniger Gas als angemeldet angekommen sei. „Seit Anfang der Woche ist immer weniger gekommen als das, was wir angemeldet haben“, sagte ein Sprecher. Im Moment ersetze man die fehlende Menge durch andere Quellen. Man stehe in engem Austausch mit der deutschen Regierung.

Die Netzagentur betonte, dass im Moment weiter Gas eingespeichert werden könne. Gegenüber Donnerstag sei die Einspeicherung leicht gestiegen. Der Füllstand aller deutschen Speicher kletterte nach jüngsten Zahlen auf über 56 Prozent. Ziel sind 90 Prozent am 1. November.

− dpa/ce