Aktuelle Finanztest-Untersuchung
Bauzinsen inzwischen deutlich gesunken – doch sehr niedrige Angebote haben einen Haken

27.02.2024 | Stand 03.03.2024, 17:37 Uhr

Hohe Bauzinsen machten für viele den Traum vom Eigenheim zunichte. Im Vergleich zu den Höchstständen haben die Zinsen für Immobilienkredite laut der Zeitschrift „Finanztest“ zuletzt stark nachgegeben. Lohnt sich die Investition in die eigenen vier Wände wieder? Und ist es ein Hoffnungsschimmer für die Bauwirtschaft in der Region? − Symbolbild: dpa

Die Bauzinsen sind nach den Spitzenwerten aus dem Vorjahr wieder deutlich gesunken. Das berichtete die Zeitschrift Finanztest – doch ihr zufolge haben besonders niedrige Angebote meist einen Haken. Die regionale Bauwirtschaft könnte unterdessen einen Impuls gut vertragen.



Das könnte Sie auch interessieren: Energieausweise für Wohnhäuser: Darum sind viele in den nächsten Jahren unbrauchbar

Finanztest ermittelt jeden Monat Zinssätze für Darlehen von knapp 70 Banken und Vermittlern und berichtet über aktuelle Zinstrends. Die Zinsen für Hypothekendarlehen waren demnach seit März 2022 fast durchgehend auf Klettertour. Im November und Dezember sind sie dann kräftig gesunken – im Januar blieben sie weitgehend stabil.

Banken verlangen für Zinsbindungen von 10 bis 20 Jahren inzwischen rund 0,9 Prozentpunkte weniger Zinsen pro Jahr als noch Ende Oktober. Kredite mit zehn Jahren Zinsbindung waren Ende Dezember schon ab 3 Prozent zu haben. Damit sind Baukredite inzwischen günstiger als zu Beginn des Jahres 2023.

Zinsanstieg und hohe Baukosten bremsten Bauwirtschaft in den letzten Monaten aus – auch in der Region



„Der Neubaumarkt ist stark eingebrochen“, bestätigte Robert Soppart, Elektroinnungs-Obermeister von Passau erst kürzlich der Mediengruppe Bayern. Auch einige Kommunen im Landkreis Passau verzeichneten stark rückläufiges Bauinteresse. In den Landkreisen Regen und Freyung-Grafenau ist die Nachfrage nach Neubaugebieten je nach Kommune völlig unterschiedlich – wohl auch weil in FRG der Quadratmeterpreis in den vergangenen zehn Jahren um 209 Prozent anstieg.

Inflation, steigende Baukosten und die stark gestiegenen Zinsen machten für viele den Traum vom Eigenheim zunichte. Zum Teil rieten Banken aus der Region ihren Kunden schon von einer Immobilienfinanzierung ab. In Roding im Landkreis Cham hat mancher Bauplatz gar schon mehrfach den Besitzer gewechselt, wie vor Ort zu hören war.

Und in Ingolstadt gab es laut Pestel-Institut in den ersten sechs Monaten 2023 lediglich 75 Baugenehmigungen für neue Ein- und Zweifamilienhäuser. Der Traum vom Eigenheim war zwischenzeitlich nur noch für was für Reiche: Den Wissenschaftlern zufolge brauchte man fürs Bauen hier mindestens 6400 Euro Nettoeinkommen.

Das könnte Sie auch interessieren: Aktuelle Analyse der Arbeitsagentur: So viel verdienen Angestellte in der Region

Bauzinsen sind gesunken, lohnt sich jetzt die Investition ins Eigenheim oder eine Mietimmobilie?



Die Bauzinsen sind nun – bezogen auf die Höchststände in den vergangenen beiden Jahren – schon wieder kräftig gesunken. Ist bereits ein Zinsniveau erreicht, bei dem man wieder zugreifen sollte? Oder sollte man statt auf Immobilien lieber auf Sparzinsen, Aktien, Bitcoin & Co. setzen? Das fragte die Mediengruppe Bayern kürzlich Matthias Herold, Direktor bei der Robert Beer Management in Parkstein (Landkreis Neustadt/Waldnaab).

„Die Zinsen sind bei Hypothekendarlehen in der Tat deutlich zurückgekommen und mit jährlich drei Prozent bei zehnjähriger Zinsbindung deutlich niedriger als vor wenigen Monaten“, sagt er. Für Eigenheime könne man daher eine Investition schon wieder überlegen, bei vermieteten Objekten sei es schon schwieriger. „Bei Mietrenditen um die drei Prozent müssen entweder die Mieten steigen oder die Preise der Immobilien noch weiter zurückkommen, um attraktiv gegenüber Zinsanlagen zu sein“, so der Experte.

Besonders niedrige Zinsen aus Angeboten bekommt fast keiner



Wenn Banken und Kreditvermittler mit besonders niedrigen Zinssätzen für Baudarlehen werben, hat das laut Finanztest den Haken, dass sie fast niemand bekommt. „Dazu kommt, dass die Anbieter in der Praxis nicht immer ihren günstigsten Kredit empfehlen. Das hat unsere Stichprobe ergeben“, so Stefan Hüllen von der Zeitschrift.

Wie viel ein Kredit am Ende kostet, fällt je nach Kreditwunsch, Immobilie und Eigenkapital ganz unterschiedlich aus. Auch die Reihenfolge der günstigsten Anbieter kann variieren. Vergleichbar seien deshalb nur Kreditangebote, die auf die geplante Finanzierung und den Bedarf des Kunden zugeschnitten sind.

Auf der Suche nach dem günstigsten Kredit helfen auf Baufinanzierungen spezialisierte Kreditvermittler. Sie belegen in Finanztest-Zinsvergleichen fast immer die vordersten Plätze. Die Vermittler greifen über Plattformen auf die Zinssätze und Darlehensbedingungen vieler Kreditinstitute zu, darunter zunehmend auch auf die regionaler Sparkassen und Genossenschaftsbanken.