Auswandern trotz Corona: Neuburgerin wagt den Schritt

08.05.2021 | Stand 08.05.2021, 12:33 Uhr
Auf nach Spanien geht es für die Neuburgerin Jasmin Schweiger ? da darf Hund Nero natürlich nicht fehlen. −Foto: Veronika E. Schweiger

Die Neuburgerin Jasmin Schweiger wagt den mutigen Schritt und wandert Ende des Monats samt Ehemann, Hund und Katze nach Barcelona aus. Auch wenn die Umzugspläne wegen der Corona-Pandemie zunächst ein wenig ins Stocken geraten sind, ist die Vorfreude auf die neue Heimat bei der 31-Jährigen groß.

Arbeiten und leben, wo andere - endlich gerne mal wieder - Urlaub machen würden, diesen Traum erfüllt sich die Neuburgerin Jasmin Schweiger mit ihrem Mann Peter, Hund Nero und Katze Stella. Spanien, genauer gesagt die Stadt Barcelona in der Region Katalonien, ist das Ziel der Auswanderung. "Wir haben schon länger die Idee, ins Ausland zu gehen", erzählt die 31-Jährige. Schließlich habe sich bei ihrem Mann beruflich eine Möglichkeit aufgetan: "Er arbeitet bei Audi und hat das Angebot bekommen, für drei Jahre bei Seat in Spanien bei einem Projekt mitzuwirken." Wie passend, dass ein Land im Süden, wie Spanien oder Italien, bei den Schweigers ganz oben auf der Auswanderungsliste stand.

"Ich habe einen Master in Romanistik", verrät Schweiger. "Das ist ganz praktisch, da kann ich meine Spanischkenntnisse wieder auspacken." Ehemann Peter muss die Sprache erst noch lernen und glücklicherweise bietet der Arbeitgeber auch ein interkulturelles Training an. "Denn außer typische Sätze wie ,Una cerveza, por favor' kann er noch nicht viel", sagt die Neuburgerin und lacht.

Pläne für die Auswanderung gibt es schon seit dem vergangenen Jahr, die endgültige Entscheidung ist allerdings erst vor einigen Tagen gefallen. Und natürlich - wie sollte es in diesen Zeiten auch anders sein - hat Corona Einfluss darauf genommen. "Erst ist lange nichts passiert und jetzt passiert alles auf einmal." Am letzten Maiwochenende soll es schon losgehen - mit dem Auto samt Hund und Katze. "Das wird auch recht spannend", vermutet Schweiger und meint damit vor allem die Fahrt durch Frankreich. Wo wohl mit Kontrollen und der Pflicht, einen negativen PCR-Test vorzulegen, zu rechnen ist. Auch die Pandemie-Situation in ihrer künftigen Heimat hat Schweiger immer wieder im Blick. "Dort ist die Lage vergleichbar mit der hiesigen, aber es gibt schon weniger strikte Einschränkungen."

Erst einmal wird sich das Paar mit relativ leichtem Gepäck gen Süden aufmachen. Ihr Hab und Gut aus der Wohnung in Neuburg wird vorerst zwischengelagert und schließlich bei Zeiten mit einer Umzugsfirma nach Spanien gebracht. "Denn bislang wissen wir noch relativ wenig", sagt Schweiger und macht angesichts dieser Tatsache einen recht entspannten Eindruck. Eine Erkundungstour vorab sei pandemie-bedingt leider nicht möglich gewesen, der letzte Besuch war bei der Abiturfahrt. Die Schweigers werden in der Anfangszeit in einer Ferienwohnung unterkommen. "Wir wollen dann vor Ort ein Haus suchen", erklärt die 31-Jährige. "Und mit unseren eigenen Möbeln fühlen wir uns bestimmt dann auch bald heimisch." Das neue Zuhause wird aber eher außerhalb des Zentrums von Barcelona zu finden sein, bestenfalls mit einem Garten für die Tiere.

Wenn Jasmin Schweiger über die bevorstehende Auswanderung spricht, ist ihr die Vorfreude anzusehen. Immer wieder huscht ein Strahlen über ihr Gesicht. Bedenken oder gar Zweifel schwingen dabei scheinbar kaum mit. "Wir lieben das Abenteuer und im Umziehen sind wir geübt." Von 2014 bis 2016 hat das Paar bereits in Graz gelebt. "Außerdem brauche ich die Abwechslung und Veränderung", erklärt die Neuburgerin, die sich im vergangenen Jahr als Online-Coach selbstständig gemacht hat. Dabei begleitet und unterstützt sie Führungskräfte mit individuellen Programmen. Da sei glücklicherweise so gut wie alles online möglich - auch Live-Coaching via Zoom beispielsweise. "Da kann ich jetzt alle Vorteile auskosten, das ist total praktisch - ich kann meinen Laptop überall auf- und abbauen und einfach weiterarbeiten." Das sei auch für sie selbst, beruflich wie privat, eine spannende Erfahrung.

Die Umzugspläne haben bei der restlichen Familie zunächst für Überraschung gesorgt. "Aber wir haben ja schon in der Schweiz gewohnt und sind dann auch wieder zurückgekommen", erklärt die 31-Jährige. Daher habe letztlich die Freude überwogen. Es ist ja auch nicht unbedingt ein großes Fernweh, das die Neuburgerin verspürt und damit stillen möchte. Vielmehr hätten sich die bisherigen Auslandsaufenthalte eben so ergeben - wie zum Beispiel bei ihrem Erststudium, als sie für ein halbes Jahr in Spanien und Frankreich war. "Wenn wir wirklich Urlaub machen, sind das eher kleinere Reisen. Es ist nicht so, dass wir drei Wochen mit dem Rucksack irgendwo unterwegs sind."

Im Freundeskreis haben die Barcelona-Pläne für viel Freude und ein wenig Neid gesorgt. "Viele unserer Freunde sind Spanien-affin und haben gleich gesagt, dass sie uns besuchen." Das wecke wohl bei dem einen oder anderen die Reiselust, die durch Corona ja schon seit längerem gedämpft sei. Auch Schweiger freut sich auf das besondere Flair des Südens. "Ich freue mich vor allem auf das gute Wetter, Tapas-Touren, rauszukommen, eine neue Gegend zu erkunden - ich will das spanische Leben aufsaugen." Das Ehepaar möchte natürlich Zeit am Meer und in den Bergen verbringen, wo sich viele neue Spazierwege mit dem Hund entdecken lassen.

In den kommenden Wochen steht bei den Schweigers erst einmal ausmisten, Sachen packen und Wohnung ausräumen an. "Außerdem muss ich noch die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Umzug meines Online-Business abklären", verrät die 31-Jährige. Danach sind noch corona-konforme Abschiedsessen mit der Familie in "kleinen Grüppchen" geplant. "Und die große Willkommensparty können wir dann hoffentlich bald in Barcelona feiern", sagt Jasmin Schweiger voller Vorfreude. "Ich möchte einfach einen guten Abschluss hier und einen guten Beginn dort haben." DK