Audi und Stadtwerke präsentieren erste Hochleistungs-Ladestationen für E-Autos in der Stadt

02.08.2020 | Stand 02.08.2020, 9:08 Uhr
Corona −Foto: Audi

(ty) Das Ingolstädter Straßenverkehrsamt meldete Anfang des Jahres einen Rekord: Zum ersten Mal waren in Ingolstadt mehr als 100 000 Autos zugelassen - so viele, wie noch nie zuvor.

Die allermeisten dieser Fahrzeuge werden von Verbrennungsmotoren angetrieben, aber der Anteil von Elektro- und Hybridmodellen steigt stetig. Die städtische Pressestelle vermeldete am Freitag auf Anfrage aktuell 2086 reine Elektrofahrzeuge (nicht nur Autos) und gut 6600 Hybridgefährte in Ingolstadt. Der Eindruck, dass ihr Anteil vor allem in den letzten Wochen und Monaten gestiegen ist, täuscht nicht. Das liegt zum einen daran, dass die e-tron-Modelle seit rund einem Vierteljahr in das Mitarbeiter-Leasing-Angebot von Audi aufgenommen worden sind. Zum anderen hat die Bundesregierung im Rahmen der Corona-Maßnahmen gezielt Fahrzeuge mit alternativen Antrieben gefördert. Das macht sich zunehmend auch im Straßenbild bemerkbar. Ein sichtbares Zeichen dieser Veränderung sind auch die Ladestationen am Straßenrand, an denen Elektrofahrzeuge mit Energie versorgt werden.

Unweit des Audi-Kreisels an der Friedrichshofener Straße haben die Stadtwerke und Audi am Freitag vier neue in Betrieb genommen. Sie unterscheiden sich aber deutlich von den 64 anderen öffentlichen Ladepunkten, die die Stadtwerke bisher schon in Ingolstadt betreiben. Die Säulen im so genannten Schnellladepark haben eine Leistung von je 300 Kilowatt. "Ein Audi e-tron 55 steht dort knapp zehn Minuten, um Energie für etwa 110 Kilometer Reichweite zu laden", schreiben die Stadtwerke in einer Mitteilung. Solche Ladesäulen finden sich sonst meist entlang von Autobahnen, um weit Reisenden ein schnelles Fortkommen zu garantieren. Im Stadtgebiet wird dagegen meist mit 22 Kilowatt geladen.Audi wolle damit unter anderem Ingolstadt als Smart City voranbringen, sagt Werksleiter Achim Heinfling. "Ich kenne keine Stadt vergleichbarer Größe, in der es ein solches Angebot gibt. " Auch für die Stadtwerke sind es die ersten Schnellladesäulen. Der Standort sei mit Bedacht gewählt, erklärte Geschäftsführer Matthias Bolle. In unmittelbarer Nähe gebe es Geschäfte, den Westpark und die Möglichkeit, einen Kaffee zu trinken, bis das Auto geladen ist. Außerdem liegt der Schnellladepark an der Bundesstraße 13 und damit an einer Hauptverkehrsachse der Stadt. "Der neue Ladepark ist herstellerunabhängig, da die Ladesäulen die in Europa einheitliche Ladeschnittstelle CCS Combo 2 nutzen, so dass alle Fahrzeuge mit diesem genormten Stecker dort Strom nachladen können", betonen die Stadtwerke. Für die Projektpartner sind die vier Ladestationen - die Gesamtkosten liegen bei mehr als einer Viertelmillionen Euro - auch ein Experiment.

Der Autobauer und der Stromanbieter erhoffen sich Erkenntnisse über das Kundenverhalten und die Akzeptanz der E-Mobilität im Alltag. "Wir wollen sehen, wie gut ein solches Angebot angenommen wird", erklärt Andreas Schmidt, Sprecher der Stadtwerke. Auch die Wirtschaftlichkeit der Anlage ist interessant. Neben den Stadtwerken bieten auch andere Unternehmen Ladeinfrastruktur in Ingolstadt an. Es gibt auch ein halböffentliches Angebot, wenn etwa ein Supermarktbetreiber seinen Kunden für die Zeit eines Einkaufs eine Lademöglichkeit anbietet. Interessenten sind auch Hotels oder Arztpraxen. Zuletzt hätten die Stadtwerke in diesem Segment ein deutlich gesteigertes Kundeninteresse verzeichnet, sagt Schmidt. Die Nachfrage nach gewerblicher Ladeinfrastruktur habe sich im vergangenen halben Jahr rund verdreifacht. Auch daran merke man, dass die E-Mobilität gerade in der jüngsten Vergangenheit einen deutlichen Schub bekommen habe. Die Nachfrage von privaten Interessenten hat sich im selben Zeitraum verdoppelt. "Da geht jetzt was", sagt Schmidt.

Diese Entwicklung spürt auch Maximilian Huber, der bei Audi für die Ladeinfrastruktur verantwortlich ist. Die meisten Besitzer von E-Autos, so weiß er, laden ihre Fahrzeuge entweder am Arbeitsplatz oder zu Hause an der eigenen Ladestation. "Überall dort, wo die Autos lange stehen. " Allerdings hat nicht jeder potenzielle e-tron-Fahrer auch die Möglichkeit, sich eine so genannte Wallbox zu installieren. Wer etwa in der Altstadt zur Miete wohnt, ist auf öffentliche Ladestationen angewiesen. Auch für solche Kunden ist die Schnellladestation gedacht, so Huber. Die Möglichkeit, innenstadtnah schnell sein Fahrzeug aufzuladen, mag dem einen oder anderen den Umstieg auf ein Elektroauto erleichtern. Abzuwarten ist, ob jeder, der den Schnellladepark nutzen möchte auch immer eine freie Säule findet. Zumindest, was die herkömmlichen Säulen betrifft, müsse man sich da allerdings kaum Sorgen machen, sagt Schmidt. Natürlich seien innenstadtnahe Ladestationen - etwa in der Donau- und in der Mauthstraße - häufig besetzt, aber auf das gesamte Stadtgebiet gesehen herrsche an Lademöglichkeiten kein Mangel. Das belegen die Erhebungen an den 64 Ladepunkten der Stadtwerke. In den vergangenen zwölf Monaten wurden rund 29 Ladevorgänge am Tag registriert - das entspricht 0,45 pro Säule. Allerdings hat sich auch hier zuletzt etwas getan: Im Juni wurden schon 40 Nutzungen pro Tag gezählt. Mit der innerstädtischen Schnelllademöglichkeit werden die Zahlen wohl weiter nach oben gehen. Die E-Mobilität nimmt offenbar Fahrt auf.