AfD-Wahlkampf in Ingolstadt: Spitzenkandidat Tino Chrupalla sprach

Die erste große Veranstaltung der AfD im Bundestagswahlkampf mit Spitzenkandidat Tino Chrupalla

22.08.2021 | Stand 23.08.2021, 11:14 Uhr
Recht überschaubar war die Zuhörerzahl bei der ersten großen Wahlkampfveranstaltung der AfD am Theatervorplatz. Hauptredner war Tino Chrupalla, einer der beiden Spitzenkandidaten. −Foto: Pehl

Begleitet von einem massiven Polizeiaufgebot und einer zahlenmäßig stärkeren Gruppe Gegendemonstranten hat die AfD am Sonntagnachmittag am Theatervorplatz ihre erste große Wahlkampfveranstaltung in Ingolstadt abgehalten. Hauptredner war der Bundestagsabgeordnete Tino Chrupalla, einer der beiden Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl, der erstmals in Bayern sprach.

Wenig überraschend war die Asylpolitik nach der Eroberung Afghanistans durch die Taliban ein Schwerpunkt Chrupallas. Er forderte, eine Aussetzung des Asylrechts zu prüfen und Asylzentren in sicheren Drittstaaten unter EU-Mandat einzurichten. Als Beispiel dafür nannte er Dänemark, wo eine ähnliche Praxis herrsche. "2015 darf sich nicht wiederholen", forderte er und entwarf das Szenario einer Gefahr für die innere Sicherheit, "wenn hunderttausende Afghanen nach Deutschland kommen".

Massive Kritik äußerte er unter anderem dann noch an der CO2-Steuer, an der "unverhältnismäßigen Coronapolitik" sowie am Euro, der zu einer sinkenden Kaufkraft der Bevölkerung und zu einem Niedergang des Mittelstands führen könne. Ganz allgemein sieht Chrupalla die Bundesrepublik von Feinden geradezu umzingelt: "Es ist unser Land, das von vielen Seiten bedroht ist - auch von politischen Eliten", sagte er, ohne freilich konkret zu werden. Das "Raumschiff Berlin" aber schwebe in einem "politischen Paralleluniversum".

Chrupalla will ein "Europa der Nationalstaaten, aber ohne diese EU". Für seine Ausführungen bekam er oft Beifall von seinen "lieben Landsleuten", wie er seine Zuhörer ansprach, und auch Begriffe wie Heimat, Vaterland oder "gute deutsche Tugenden" kamen gut an. Finanziell konnte er seinen Zuhörern nach einem Wahlsieg der AfD freilich "keine Entlastungen versprechen". Stattdessen müsse man die Ausgaben überprüfen.

Vor Chrupalla hatten der bayerische AfD-Spitzenkandidat Peter Böhringer, der Abgeordnete Stefan Protschka aus Dingolfing sowie der Direktkandidat für den Wahlkreis 216, Lukas Rehm, am Theatervorplatz gesprochen.

Keine 50 Meter entfernt hatte sich eine zahlenmäßig größere Gruppe von Demonstranten versammelt, von der Polizei mit einem Absperrgitter weit von der AfD-Versammlung entfernt. Es war ein buntes Bündnis, das immer wieder lautstark seinen Protest zum Ausdruck brachte. Linke, Grüne und Sozialdemokraten, Friedensbewegung, Verfolgte des Nazi-Regimes, Antifaschisten und Christen, "Omas gegen Rechts", Flüchtlingsinitiativen oder das Bündnis "Ingolstadt ist bunt" machten sich und ihre Anliegen mit etlichen Reden, Sprechchören, Pfeifkonzerten oder lauter Musik bemerkbar. "Nazis raus" oder "Hass ist keine Meinung" stand auf Plakaten zu lesen.

"Wir demonstrieren friedlich", betonte Malik Diao, der die Demo angemeldet hatte und angesichts der Kürze der Zeit sich enorm über die Beteiligung freute. "In Ingolstadt ist kein Platz für Faschismus", brachte er eine oft gehörte Ansicht der Demonstranten auf den Punkt. "Da muss man einfach Farbe bekennen", erklärte die ehemalige SPD-Stadträtin Gerda Büttner ihre Beweggründe. "Wir wollen keine Hetze, keine Coronaleugner und wir wollen vor allem nicht, dass sich Deutschland so verändert, wie die AfD das will", rief die Linken-Stadträtin Eva Bulling-Schröter den Demonstranten zu. Die AfD hetze gegen Geflüchtete und Muslime - und verbreite seit Jahren die Lüge, dass ohne Flüchtlinge die Renten steigen würden. "Das stimmt einfach nicht", betonte Bulling-Schröter, das Gegenteil sei der Fall: "Die AfD macht die Reichen noch reicher."

Die Polizei war mit Dutzenden Kräften vor Ort, es waren über 20 Polizeiautos am Theaterplatz abgestellt. Die Beamten mussten jedoch nur einmal eingreifen, als eine kleine Gruppe Demonstranten über die Tränktorstraße zur AfD-Kundgebung vorstoßen wollte. Rasch gelang es den Polizisten, die Protestierer daran zu hindern. "Davon abgesehen keine besonderen Vorkommnisse", vermeldete Peter Heigl, der als Leiter der Polizeiinspektion Ingolstadt selber anwesend war, gegen 17.30 Uhr am Ende der Veranstaltung.

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