In der Spur

Die Pop-Up-Radwege werden Ende der Woche abgebaut – Dauerlösung für Donaustraße in Sicht

27.10.2020 | Stand 27.10.2020, 8:39 Uhr
Radweg −Foto: Hauser

Die Pop-Up-Radwege werden Ende der Woche abgebaut – Dauerlösung für Donaustraße in Sicht

Von Johannes Hauser

Mit dem Oktober endet in Ingolstadt ein Verkehrs-Experiment. Die beiden so genannten Pop-Up-Radwege in der Donaustraße und auf der Schlosslände werden entfernt. Drei Monate lang hatten gelbe Markierungen Radlern an den beiden Stellen eine eigene Spur zugewiesen, wo sie sich sonst die Fahrbahn mit Autos teilen müssen. Wegen der Corona-Pandemie sind in diesem Sommer viele von öffentlichen Verkehrsmitteln und Autos auf das Rad umgestiegen. Nach Angaben der INVG sind die Passagierzahlen in den Bussen während der ersten Hochphase der Pandemie vor allem wegen Distanzunterricht, Homeoffice und Abstandsregeln um bis zu 85 Prozent zurückgegangen.

Auch andere Kommunen haben darauf mit der Ausweisung von Pop-Up-Radwegen reagiert. In Ingolstadt habe man sich in Absprache mit dem Verkehrsmanagement und dem Fahrradbeauftragten für die beiden Stellen entschieden, um zu sehen, ob die temporären Radwege auch als Dauerlösung infrage kommen, erklärt Walter Hoferer, der Leiter des Tiefbauamtes.

Auf der Schlosslände, so habe das Experiment ergeben, sei eine eigene Radspur nicht wirklich sinnvoll. „Der Pop-Up-Radweg hat hier kaum etwas verändert“, so Hoferer. Die meisten Radler seien lieber auf dem parallel verlaufenden Radweg geblieben und ignorierten die Radspur auf der Straße. Anders in der Donaustraße, wo die Radfahrer von der Adenauer-Brücke kommend derzeit noch auf einer eigenen Bahn Richtung Innenstadt geleitet werden. „Das hat das Sicherheitsgefühl deutlich erhöht“, so Hoferer. „Wir überlegen deswegen, an dieser Stelle dauerhaft einen Fahrradstreifen anzulegen.“ Das solle mit dem Bezirksausschuss besprochen werden. Wie Hoferer erklärt, ist daran gedacht, die neue Spur nicht wie aktuell den Pop-Up-Weg bis zur Steuartstraße verlaufen zu lassen, sondern sie bereits auf Höhe der Münzbergstraße zu beenden. „Es geht darum, die Radfahrer sicher auf die Straße zu bekommen.“ In der Donaustraße soll außerdem die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 30 auf 20 Kilometer in der Stunde gesenkt werden.

Beobachter des Verkehrs in der Donaustraße haben zuletzt immer wieder beschrieben, dass es an der Stelle eng wird, wenn sich zwei Busse im Gegenverkehr begegnen und Fahrzeuge in Richtung Innenstadt nicht über die durchgezogene Linie des temporären Radwegs ausweichen können. Ein grundsätzliches Problem sei das zwar nicht, erklärt Hans-Jürgen Binner, Prokurist der INVG, aber natürlich sei eine solche Engstelle eine Behinderung. Verzögerungen dieser Art machten es – vor allem, wenn sie an mehreren Stellen einer Busroute auftreten – nötig, dass Fahrplankonzepte überarbeitet werden. So seien die Verbindungen etwa darauf ausgelegt, dass die Busse zwischen Rathausplatz und dem Zentralen Omnibusparkplatz nur im Schritttempo fahren können. Derzeit sei das manchmal aber auch schon ab der Donaustraße der Fall. „Vor einer endgültigen Regelung müssen wir uns die Sache deswegen im Detail anschauen“, mahnt Binner. Als Verfechter einer dringend nötigen Verkehrswende warnt Binner davor, das eine umweltfreundliche Verkehrsmittel (Bus) gegen ein anderes (Rad) auszuspielen. Immerhin habe sich mittlerweile auch in Ingolstadt die Erkenntnis durchgesetzt, dass „der Radverkehr auch bei uns forciert werden muss“, sagt Hoferer.

Ein gesteigertes Interesse am Radeln hat auch Philipp Haid festgestellt, der mitten im Corona-Sommer in der Innenstadt einen neuen Fahrrad-Laden eröffnet hat. „Für die Fahrradbranche ist es wohl ein gutes Jahr“, sagt er. Das habe nicht nur mit der Pandemie zu tun, sondern auch mit dem weiter anhaltenden E-Bike-Trend. Auch wenn sich der in seinem Geschäft – er ist spezialisiert auf Vintage- und Retrofahrräder ohne Antrieb – weniger durchschlägt. Die Bemühungen der Stadt, mehr für Radler zu tun, erkennt er unbedingt an, auch wenn es „noch ein weiter Weg ist“, wie er sagt. Die Pop-Up-Radwege seien da sicher „nett gemeint“ könnten aber nur ein Anfang sein. Auch wenn er bei jeder Gelegenheit und jedem Wetter mit dem Rad fährt, möchte Haid nicht als Auto-Gegner verstanden wissen. Ganz im Gegenteil. „Ich fahre sehr gerne auch einmal Auto“, sagt er. „Ich nehme zum Beispiel an Rennen mit historischen Autos teil.“

Einen guten Blick auf den temporären Radweg in der Donaustraße hat Harald Kinzel, der Am Bachl seinen Fahradladen Dropbar betreibt. Den Zuwachs im allgemeinen Radverkehr hat er während der ersten Corona-Hochphase ebenfalls festgestellt. „Viele sind nicht mehr mit dem Bus gefahren und haben lieber die alte Gurke aus dem Keller geholt“, berichtet er. Sicher eine begrüßenswerte Entwicklung, die für einen, der hochwertige (Sport-)Räder verkauft, freilich nicht unbedingt die Kunden in den Laden spült. Prinzipiell seien die Pop-Up-Radwege auch in anderen Städten eine „sehr gute Sache“ gewesen, findet Kinzel. Vor allem für Radler, die flotter unterwegs sein wollen, ob mit Motorunterstützung oder ohne. Die Situation sei für Radler in Ingolstadt mittlerweile „schon ganz gut“, aber freilich noch weit entfernt von Städten, die ihr Straßennetz seit Jahren konsequent für den Radverkehr umbauen. Auch, weil offenbar viele Autofahrer nach wie vor mit dem steigenden Radverkehr überfordert sind. „Der Pop-Up-Radweg in der Donaustraße war immer wieder von Autos einfach zugestellt“, hat Kinzel beobachtet.

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