Es könnte alles so schön sein

04.07.2019 | Stand 09.10.2019, 3:33 Uhr

Am Adlmannsberg entsteht eine Auffangstelle für Tiere - gegen den Widerstand der Nachbar Veronika Hartmann Mit reichen Gesten untermauert Gerhard Schmidt, Leiter des Neuburger Tierheims, seine Ideen und Visionen bei einem Ortstermin für Mitglieder der Partei Die Linke. Die Gruppe hat sich am ehemaligen Minigolfgelände am Adlmannsberg getroffen, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Denn

Am Adlmannsberg entsteht eine Auffangstelle für Tiere - gegen den Widerstand der Nachbar

Veronika Hartmann Mit reichen Gesten untermauert Gerhard Schmidt, Leiter des Neuburger Tierheims, seine Ideen und Visionen bei einem Ortstermin für Mitglieder der Partei Die Linke. Die Gruppe hat sich am ehemaligen Minigolfgelände am Adlmannsberg getroffen, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Denn Schmidts Ideen für das rund 8000 Quadratmeter große Areal sind tatsächlich visionär: In der ehemaligen Privatvilla und dem angrenzenden Naturgrundstück soll ein Paradies für Mensch und Tier entstehen.

Als die ehemalige Besitzerin vor drei Jahren verstarb, hinterließ sie dem Tierheim Neuburg aus gutem Grund ihr Vermächtnis. Der erstklassig organisierte Verein hat nicht nur das Know-how, sondern ist auch in der Lage, die notwendigen Mittel zu mobilisieren, um ein so ehrgeiziges Projekt, wie es gerade im Entstehen ist, zu verwirklichen.

Mitten in der grünen Idylle am Stadtrand soll schon bald ein Hundehospitz entstehen, lahme und kranke Stadttauben gepflegt werden und in einer Außenvoliere ihrem Lebensabend entgegenblicken, Igel gepäppelt und überwintert werden, verletzte Fledermäuse Flugstunden bekommen und viele weitere große und kleine Tiere, die bisher weniger Glück im Leben hatten, ein Zuhause finden.

Damit das passieren kann, hat das Tierheim Neuburg den Pflichtteil an die Erben ausbezahlt und die Pflegekosten der toten Erblasserin beglichen. Fast noch einmal so viel Geld wird in den Umbau der 60er-Jahre-Villa gesteckt, bis dort nicht nur die Tiere, sondern auch zwei Pfleger mit ihren Familien einziehen können und vielleicht sogar ein Café eröffnet, in dem Ausflügler in der grünen Idylle ihren Sonntagskaffee genießen und dabei ein paar alte Hunde streicheln können. Denn Schmidts Ideen reichen weiter, als dass er nur eine Auffangstation für Tiere schaffen möchte. Stattdessen träumt er von einem Ort, an dem auch die Menschen Kraft schöpfen können. Kinder, Alte, Asylanten – einfach jeder. Ein Ort der Begegnung eben.

Außerdem hat er in den rund 30 Jahren Arbeit im Tierschutz gesehen, dass in diesem Bereich leider viel schief läuft. „Es gibt so viele Einzelinitiativen“, erläutert er. Igel, Fledermäuse, Hunde, Katzen – sie alle haben eine gute Seele in der Region 10, die ihr Herzblut für die Hege und Pflege einsetzt, wenn diese benötigt wird. Aber: Oft kann die Allgemeinheit von dem Wissensschatz, den diese Einzelpersonen haben, nicht profitieren. Die ausreichende Vernetzung fehlt. Und die Sache hat noch eine Kehrseite. „Diese Leute sind alleingelassen“, so Schmidt. Das Ergebnis: Katastrophen wie Ende vergangenen Jahres in Königsmoos beispielsweise oder Tierschützer, die emotional und finanziell am Limit sind und sich die ursprüngliche Tierliebe sich Stück für Stück in einen Albtraum für alle Beteiligten verwandelt. Wenn die Katastrophe dann da ist, muss das Landratsamt oder die Stadt einspringen, meist mit viel Geld und einem Notfallplan. „Das Geld könnte man besser verwenden, wenn man rechtzeitig handelt“, findet Schmidt. Deswegen soll in der Villa am Adlmannsberg Wissen gesammelt und Raum für die Einzelinitiativen geschaffen werden.

Dass Schmidt, dessen Tierheim in Neuburg bundesweit Vorbildcharakter genießt, damit bei den Verantwortlichen in Neuburg und Ingolstadt offene Türen einrennt, kann man sich leicht vorstellen. Auch die Besuchergruppe der Linken ist begeistert.

Nicht begeistert ist hingegen ein Anrainer. Ein Bauer, der auf dem Nachbargrundstück wohnt und die Interessensgemeinschaft einer Kleingartenanlage, versuchen den Tierschützern das Leben zur Hölle zu machen. Mit ständig neuen Aktionen versuchen sie das Projekt zu sabotieren. Die neueste Posse - ein Bienenstock gleich beim Eingang - juckt die Naturfreunde nicht. Schwerer wiegt da schon der Zaun, der vor einigen Wochen gezogen wurde und im Nichts endet. Damit ist die Zufahrt versperrt, die Bauarbeiten können nicht durchgeführt werden, was Mehrkosten verursacht. Immer wieder verlieren die Tiergegner Prozesse, aber dann wandert der Zaun eben ein Stück weiter und ein neuer Prozess muss angestrengt werden. Eine andere Zufahrtsmöglichkeit kann man aufgrund der Lage und örtlichen Gegebenheiten nicht bauen. Bei dem Weg handelt es sich um einen öffentlich gewidmeten Privatweg. Wettstettens Bürgermeister Gerd Risch stellte deswegen bereits fest, dass die Zufahrt gewährleistet werden müsse.

Eva Bulling-Schröter, Kreisvorsitzende der Linken in der Region, erklärte auf dem Ortstermin, dass die Mehrheit der Bevölkerung hinter dem Tierheimprojekt stünde und fügte hinzu: „Wie notwendig diese Art von Auffangstationen sind, zeigt sich jeden Tag und eigentlich könnten wir alle froh sein, wenn sich Menschen für verletzte und alleingelassene, alte Tiere stark machen. Deshalb fordern wir, diesen Weg, der ja eigentlich – wie wir gehört haben – der Öffentlichkeit zugänglich sein soll, in kommunales Eigentum zu überführen.“

Über die Motivation der Anrainer kann man nur spekulieren: Edle oder gemeinnützige Motive kann man sich hingegen nur schwer vorstellen. Wut mag dahinter stecken, weil der Bauer den Grund gerne selber erworben hätte, Lärm wird ins Feld geführt. Nur: Wer auf dem flachen Land wohnt, sollte sich durch Tiergeräusche nicht gestört fühlen.

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