Fall weiter ungeklärt

Dutzende Hinweise zu totem Buben aus der Donau: Aktenzeichen XY soll helfen

03.12.2022 | Stand 18.09.2023, 20:58 Uhr

Die Polizei fahndete im Sommer mit Plakaten (rechts), inzwischen gibt es ein neues, ergänzt mit dem Gesicht des Kindes. Der Fall kommt nun in die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY... Ungelöst“ Fotos: Polizei

Bekommt der tote Bub aus der Donau bald eine Identität? Seit die Polizei eine Gesichtsrekonstruktion veröffentlichte, sind mehrere Dutzend Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen. Der Fall soll zudem in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY… Ungelöst“ am kommenden Mittwoch angesprochen werden.



Mehr dazu: Diese Rechtsmedizinerin hat dem toten Buben in der Donau ein Gesicht gegeben

Ein Kanufahrer hatte die Kinderleiche am 19. Mai bei Vohburg (Kreis Pfaffenhofen) im Fluss entdeckt. Seither herrscht Rätselraten, um wen es sich handelt. Doch jetzt besteht Hoffnung: Seit die Polizei vor zwei Wochen eine Gesichtsrekonstruktion des jungen Unbekannten veröffentlicht hat, sind mehrere Dutzend Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen. Der mysteriöse Fall soll zudem in der nächsten ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY… Ungelöst“ am kommenden Mittwoch angesprochen werden.

Rund 40 Anrufe seit Gesichtsrekonstruktion



Die Ausstrahlung in dem ZDF-Klassiker könnte den Durchbruch bringen, denn das Programm ist deutschlandweit und darüber hinaus zu sehen. „Wir erwarten uns dadurch noch mehr Resonanz und einen großen Schub“, sagt Andreas Aichele vom Polizeipräsidium Oberbayern-Nord in Ingolstadt. „Es kommen dann hoffentlich auch überregionale Hinweise.“ Schon nach Veröffentlichung der dreidimensionalen, von der renommierten Frankfurter Rechtsmedizinerin Constanze Niess erstellten Gesichtsrekonstruktion in unserer Zeitung waren rund 40 Anrufe eingegangen. Das ging von vagen Beobachtungen bis hin zur Nennung konkreter Namen. „Es ist jetzt Aufgabe der Ermittlungsgruppe, jeden einzelnen Hinweis akribisch abzuarbeiten und zu schauen, ob da was dran ist“, sagt Andreas Aichele.

Details bleiben unveröffentlicht



Die Kriminalpolizei geht von einem Verbrechen aus, soviel lässt sie heraus - nicht aber irgendwelche Details, weil es sich um Täterwissen handelt. Woran war der Bub gestorben? Vermutlich hat die Obduktion darüber genauen Aufschluss gegeben. Offen bleiben derweil auch viele andere Fragen, etwa die, ob das Kind Kleidung trug und falls ja, welche. Und wo war der tote Bub ins Wasser geworfen worden? War es in Höhe von Ingolstadt, wo sich flussaufwärts das nächste Stauwehr als Sperre befindet? Der Leichnam war vermutlich wochenlang am Flussgrund gelegen, eingewickelt in Plastikfolie und beschwert mit einer 40 mal 20 Zentimeter großen und 6 Zentimeter dicken Steinplatte der Marke Diephaus vom Typ „Natura Vido“. Faulgase hatten die sterblichen Überreste dann im vergangenen Mai an die Wasseroberfläche befördert.

Der Bub soll zu Lebzeiten drei bis sieben Jahre alt und ungefähr 1,10 Meter groß gewesen sein. Er wog rund 15 Kilogramm, hatte blaue Augen und dunkelblondes bis braunes Haar. Für Hinweise zur Aufklärung des Falls ist eine Belohnung von 10.000 Euro ausgesetzt. Die Ermittler haben deutschlandweit alle Vermisstenmeldungen abgeklärt und sogar europaweit nachgefragt, ob irgendeine Beschreibung auf den toten Buben aus der Donau passt - ohne Erfolg. Nun setzen sie ihre Hoffnung am Mittwoch auf die Sendung „Aktenzeichen XY… Ungelöst“ (Beginn 20.15 Uhr).

Ähnliche Fälle



In der Donau treibende Tote hatte es losgelöst vom aktuellen Fall wiederholt gegeben - auch mit Kindern. So hatte ein Maschinist im April 2010 ein lebloses Neugeborenes im Rechen der Staustufe Bertoldsheim westlich von Neuburg entdeckt. Die Mädchenleiche steckte in einem Müllsack. Die Kripo Ingolstadt vermutete die Mutter in einer Gruppe von Landfahrern, die ihr Lager tags zuvor in Genderkingen (Kreis Donau-Ries) aufgeschlagen hatte. Sie fand dort aber nur noch eine warme Feuerstelle und ein blutiges Taschentuch.

So bleibt der Fall bis heute ungeklärt – ebenso wie der Fund eines getöteten Mädchens im Main-Donau-Kanal bei Essing (Kreis Kelheim) im August 2000. Das zum Todeszeitpunkt etwa zehn Tage alte Kind war mit Betonsteinen beschwert in zwei Plastiktüten gepackt und ins Wasser geworfen worden. Alle Ermittlungen liefen damals ins Leere, selbst ein DNA-Massentest mit rund 1300 Frauen brachte die Polizei nicht weiter.

DK

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