Gewaltiger Flutpolder entsteht bei Großmehring

„So groß wie der Schliersee“

24.11.2022 | Stand 24.11.2022, 7:09 Uhr
Über den geplanten Flutpolder Großmehring informierten vier Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamts Ingolstadt (von links): Stephanie Friedrich, Thomas Zapf, Matthias Spitzbarth und Martin Mayer. −Foto: Eberl

Von Karlheinz Heimisch

Der Flutpolder bei Großmehring wird eine gewaltige Dimension haben: „Er wird ungefähr so groß wie der Schliersee“, informierten Martin Mayer und Thomas Zapf vom Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt. Beide zeigten sich überzeugt von der großen Wirksamkeit der Rückhaltefläche. 

Bürgermeister Rainer Stingl (WFG) sieht das anders. Er betonte beim Ortstermin: „Die Gemeinde Großmehring wird weiter versuchen, mit allen rechtlichen Mitteln gegen den Flutpolder zu kämpfen!“ Er kritisierte, dass dadurch „ein Kleinod verbaut wird“. Außerdem wies Stingl darauf hin, dass es sich bei dem vorgesehenen Schwemmland um ein Naturschutzgebiet handelt. Der Rathauschef ist auch zweiter Vorsitzender der Interessengemeinschaft gegen den Flutpolder. Deren Vorsitzender Rüdiger Woog übte unterdessen scharfe Kritik an dem geplanten Polder.

Martin Mayer als Leiter des Wasserwirtschaftsamts (WWA) betonte vor Medienvertretern, dass der Polder einen großen Schutz bei einem Jahrhunderthochwasser biete. Das Schwemmland südlich von Großmehring habe eine Größe von 348 Hektar und sei fast zur Hälfte eine Kiesabbau-Fläche (dazu 29 Prozent Acker, 16 Prozent Wald und 6 Prozent Brachland). Er informierte: Das WWA sei im vergangenen Jahr von der Bayerischen Staatsregierung und vom Landtag mit der Erstellung der Unterlagen für das Wasserrechts-Verfahren beauftragt worden. 

Kartierung soll bis Herbst 2023 abgeschlossen sein
Die Kartierung der im Polderraum vorhanden Lebensräume sowie der Flora und Fauna erfolge seit Sommer und solle bis Herbst 2023 abgeschlossen sein. Weiter teilte Mayer mit: „Die Erkundung der Bodenverhältnisse erfolgt durch Bohrungen und Sondierungen. Diese Arbeiten beginnen Ende November und sind bis Sommer 2023 beendet.“ Insgesamt seien 170 Bohrungen geplant. „Alle betroffenen Grundstückeigentümer wurden vom WWA informiert.“ Die Kosten für den Polder bezifferte der Amtsleiter auf 84 Millionen Euro.

Außerdem führte er aus: „Im Oktober überprüfte das WWA die Höhen der im Polderraum markierten Wasserspiegel des geplanten Polders mittels GPS und mit klassischen Nivellement.“ Dabei sei festgestellt worden, dass die Markierung des WWA der geplanten Wasserspiegelhöhe entspricht. Der Amtsleiter kritisierte die Interessengemeinschaft: „Die Schilder der Bürgerinitiative hängen zwischen 90 Zentimeter und 1,45 Meter zu hoch.“ Die Ergebnisse seien der BI im Oktober mitgeteilt worden. „Eine Korrektur der Schilder erfolgte bisher nicht.“

Bürgermeister schließt Messfehler aus
Dagegen sagte Bürgermeister Rainer Stingl, dass die Interessengemeinschaft auch mit einem GPS-Gerät gemessen habe. „Und wir haben uns nicht vermessen.“ Vor den Infotafeln des Wasserwirtschaftsamts betonte Martin Mayer: „Der Polder Großmehring wirkt bei großen Hochwässern entlastend bis Regensburg.“ Und Projektleiter Thomas Zapf meinte, dass dem WWA „nicht bekannt ist, dass der überwiegende Teil der Großmehringer Bürger gegen den Polder ist“. Schließlich hätten zahlreiche Grundstücksbesitzer ihre Flächen für die Baugrund-Erkundungen zur Verfügung gestellt.

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