Die Kundgebung der „Initiative soziale Sicherheit“ lockte heute kaum Zuhörer auf den Paradeplatz

Eva – Allein zu Haus

15.10.2022 | Stand 15.10.2022, 14:05 Uhr
−Foto: Schmatloch

Von Michael Schmatloch

Irgendwie gebricht es der Sozialpolitik an Sexappeal. Und dem sozialen Engagement ohnehin. Deswegen war es nicht weiter verwunderlich, dass die Kundgebung, zu der die „Initiative soziale Sicherheit“ heute Vormittag auf den Paradeplatz geladen hatte, von gerade einmal 30 Ingolstädtern wahrgenommen wurde.

Verwunderlich insofern immerhin, als es doch um hohe Energie- und Mietpreise ebenso ging wie um Einkommensanpassungen an die Inflationsrate oder die überfällige Übergewinnsteuer für die Energiemultis, die Milliarden an Zusatzgewinnen einfahren, während viele Bürger nicht mehr wissen, wie sie ihre Heizrechnung bezahlen sollen.

−Foto: Schmatloch

Und von denen gibt es auch in Ingolstadt genug. Daran ließ Eva-Bulling-Schröter bei ihrer Begrüßungsrede keinen Zweifel. Die „Frontfrau“ der „Initiative soziale Sicherheit“ und auch einzige Ingolstädter Stadträtin, die für ihre Überzeugung auf die Straße geht, benannte es als Grundübel, dass Energie in Deutschland nicht als Teil der Daseinsvorsorge begriffen werde, sondern als etwas, mit dem sich viel Geld verdienen lässt.

„Energie ist eine Frage der Zukunft und wird zu Kriegen führen“, zitierte sie Hermann Scheer, der 1999 den Alternativen Nobelpreis für seinen Einsatz für regenerative Energien bekommen hatte. „Es kann nicht sein, dass wir heute wieder dabei sind, die Klimaschutzziele aufzugeben“, so Bulling-Schröter.

Neben der Energie werden auch Lebensmittel immer teurer und viele Armutsrentner oder auch Flüchtlinge können nicht zuletzt auch wegen der hohen Mieten den Einkauf im Supermarkt schlicht nicht mehr bezahlen. Die Ingolstädter Tafel hat erst dieser Tage einen Aufnahmestopp verkündet, weil sie regelrecht überlaufen wird. „Wir haben in Ingolstadt das höchste Pro-Kopf-Einkommen auf der einen Seite und einen Aufnahmestopp bei der Tafel andererseits“, so Bulling-Schröter, „und statt zu unterstützen, sollen die Menschen jetzt aussortiert werden. Was wir brauchen ist eine Gesellschaft, in er es keiner Tafel mehr bedarf und in der diejenigen unterstützt werden, die es wirklich brauchen.“ Lobend erwähnte sie die Stadtwerke, die mit einem Fonds von 500 000 Euro die schlimmsten Härtefälle bei der Energiebelieferung unterstützen wollen.

URL: https://www.ingolstadt-today.de/news/eva-allein-zu-haus-6709400
© 2024 Ingolstadt-Today.de