Aufzug am Hauptbahnhof schon wieder kaputt

Der Ärger nimmt kein Ende

04.07.2022 | Stand 04.07.2022, 16:24 Uhr
Mühsame Ankunft in Ingolstadt: Szene am Hauptbahnhof am vergangenen Sonntag. Eine gehbehinderte Frau arbeitet sich die Treppe hinauf, ein Begleiter trägt ihren Rollstuhl. Der Aufzug an Gleis 1 ging nach der Reparatur am Donnerstag gleich wieder kaputt. −Foto: Silvester

Von Christian Silvester

Es ging nicht lange gut. Handwerker haben am Donnerstag den seit Mai defekten Aufzug an Gleis 1 des Hauptbahnhofs Ingolstadt repariert. Die Deutsche Bahn informierte am selben Tag darüber, dass er nun wieder funktioniere.

Der wochenlange Ausfall hat viele Reisende verärgert. Die Freude währte allerdings nur kurz, denn schon am Freitag rührte sich der Fahrstuhl nicht mehr. Wie sich aus Beobachtungen rekonstruieren lässt, ist der Lift offenbar nur wenige Stunden gelaufen, bis er erneut ausfiel.

Auch am Montag ergab ein Ortstermin am Hauptbahnhof: „Defekt“. So steht es auf einem Aufkleber an der Tür. Ein mittlerweile vertrauter Anblick. Bernhard Förch ist ehrenamtlicher Helfer bei der Bahnhofsmission. Am Montag hat er allein bis Mittag rund 40 Koffer oder Fahrräder die Treppe an Gleis 1 herunter oder hinaufgetragen, erzählt er. „Wir machen das von früh bis spät. Seit Wochen.“ Eben seit der Aufzug defekt ist. „Aber ich tu das gern.“ 

So wie alle im ehrenamtlichen Team der Bahnhofsmission. „Vor allem die Menschen mit Behinderung tun mir leid.“ Förch berichtet von Rollstuhlfahrern, die fast ihren Zug verpasst hätten, weil der Weg zum Gleis ohne Aufzug so lange gedauert hat. Einmal habe er zusammen mit einem Servicemitarbeiter der Bahn einen Rollstuhlfahrer zu einem Bahnsteig gebracht– da seien sie eine halbe Stunde beschäftigt gewesen. „Es sind außerdem viele Mütter allein mit Kinderwagen unterwegs, denen muss ja auch einer helfen.“ Wer außerhalb der Präsenzzeit der Bahnhofsmission (Montag bis Freitag, 9 bis 17 Uhr) auf Unterstützung angewiesen ist, muss auf hilfsbereite Reisende hoffen.

„Es trifft Senioren mit Rollator, Menschen mit Behinderung, Reisende mit schwerem Gepäck oder Fahrrad und Eltern mit Kinderwagen“, erzählt Heike Bergmann, Caritas-Mitarbeiterin und Leiterin der Bahnhofsmission. Sie hat die Misere von ihrem Arbeitsplatz aus gut im Blick. „Der kaputte Aufzug ist ein Riesenproblem! Unsere Ehrenamtlichen haben deshalb die drei- bis vierfache Arbeit.“ Jetzt in der beginnenden Urlaubszeit und wegen der stark erhöhten Frequenz auf dem Bahnhof dank des 9-Euro-Tickets bedürfe es umso mehr eines funktionierenden Fahrstuhls. Heike Bergmann hat das zuständige Management der Bahn angeschrieben. 

Die Leiterin der Bahnhofsmission erinnert auch an die Schülerinnen und Schüler aus Ringsee, die das Schulzentrum Südwest besuchen und den Tunnel unter den Gleisen täglich zwei Mal mit dem Fahrrad durchqueren. An der Treppe zu Gleis 1 gibt es keine Laufschiene oder Rampe. Also müssen die Kinder und Jugendlichen ihr Rad tragen „Das geht nicht!“ Heike Bergmann hat einen großen Wunsch: „Hoffentlich läuft der Aufzug bald wieder.“

„Immerhin weiß ich jetzt, was so ein E-Bike wiegt“, erzählt Bernhard Förch: Gut 25 Kilo bei einem mittelschweren Modell. Das Gepäck kommt noch dazu. Der ehrenamtliche Mitarbeiter der Bahnhofsmission behält weiter die Bahnsteige im Blick, um sofort anzupacken, wenn es nötig ist.

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