Märkte und Verbraucher sparen

Nachfrage gesunken: Heimisches Obst und Gemüse vergammeln

19.06.2022 | Stand 19.06.2022, 20:53 Uhr

Supermarktketten und Verbraucher sparen beim Einkauf heimischer Erzeugnisse. −Symbolbild: dpa

Bayerns Gemüse- und Obstbauern werden in doppelter Hinsicht zu Leidtragenden von hoher Inflation und Krisenstimmung: Supermarktketten und Verbraucher sparen beim Einkauf heimischer Erzeugnisse.



Als erstes zu spüren bekommen haben das in diesem Frühjahr die Spargelbauern. Viele Betriebe haben weit weniger Spargel abgesetzt als erhofft, zudem steigen die Produktionskosten. Deswegen haben viele Höfe die Saison früher beendet als üblich und gar nicht alle Stangen geerntet, wie es beim fränkischen Spargelerzeugerverband heißt. Die Lieferungen an den Lebensmitteleinzelhandel seien um 30 bis 60 Prozent zurück gegangen, antwortete Verbandschefin Miriam Adel auf eine Anfrage.

Ein ähnlicher Trend zeigt sich nach Angaben des Bayerischen Bauernverbands in München bereits bei Erdbeeren und anderen Kulturen. „Der Verbraucher schaut vermehrt auf sein Geld und spart dann bei Lebensmitteln“, teilte Lisa-Maria Puschak mit, Referentin für Obst und Gartenbau.

Der Direktverkauf auf den Höfen nahm demnach in den beiden Pandemiejahren 2020 und 2021 einen deutlichen Aufschwung, der nun wieder abgeflacht ist. „Grundsätzlich bleiben die Verbraucher, die beim Erzeuger direkt einkaufen, diesem weiterhin treu, sie kaufen aber etwas weniger. Das gilt für alle Erzeugnisse des Obst und Gemüsesektors.“

Lage ist überall vergleichbar

Die Erdbeerpreise im Lebensmitteleinzelhandel blieben leider in einem nicht kostendeckenden Rahmen. „Diese Befürchtung haben die Anbauer auch für die kommenden Strauchbeeren und Kirschen“, erklärte Puschak.

Alljährlich reift der Spargel als erstes Gemüse aus heimischer Produktion. Die Saison endet offiziell immer zum Johannistag am 24. Juni, auch wenn das tatsächliche Datum von Wetter und Absatz abhängt. In Franken sitzt mit etwa 160 Spargelhöfen gut die Hälfte der bayerischen Betriebe, allerdings sind die fränkischen Höfe im Schnitt kleiner als in den anderen Regionen Bayerns.

Die Lage ist überall vergleichbar, auch außerhalb des Freistaats gab es in den vergangenen Wochen Klagen über mangelnden Absatz. Eine Ursache ist demnach angesichts gestiegener Lebenshaltungskosten, dass viele Menschen lieber billigeren importierten Spargel kauften.

Gut lief laut fränkischem Erzeugerverband der Direktverkauf: „Bei der ab Hof Vermarktung sind die Spargelbauern recht zufrieden, bei der Lieferung an den Lebensmitteleinzelhandel hingegen sind wir mehr als enttäuscht“, schrieb Adel. „Leider hat der Handel auf den ausländischen, vor allem griechischen Spargel gesetzt.“

Spargelernte als solche nicht schlecht

In Südeuropa gibt es zum Teil keine gesetzlichen Mindestlöhne, oder die Mindestlöhne sind niedriger als in Deutschland. „Man hat aufgrund der mangelnden Bestellungen die Stangen oftmals gar nicht geerntet und die Saison auf vielen Flächen vorab beendet.“ Dabei war die Spargelernte als solche nach Adels Worten nicht schlecht: Das Wetter habe im Großen und Ganzen gepasst, der Spargel sei gut gewachsen.

„Grundsätzlich ist eine Kaufzurückhaltung der Verbraucher deutlich geworden und das obwohl Spargel zumindest nicht teurer, teilweise sogar günstiger als im Vorjahr verkauft wurde“, erklärte Bauernverbandsreferentin Puschak. „Die Hoffnung bleibt aber vorerst, da das Wetter beste Bedingungen für die Ernte der Sommerfrüchte beschwert. Die Qualität ist ausgezeichnet und die Mengen werden voraussichtlich auch gut sein.“

Der Bauernverband appelliert an die Bürger, vor Ort heimische Erzeugnisse zu kaufen: „Diese Aspekte sprechen dafür, dass der Verbraucher unbedingt direkt in der Region sein Obst und auch Gemüse kaufen sollte. Die vielen Sonnenstrahlen machen die Früchte besonders süß.“

− dpa



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