46-Jähriger erzählt

„Corona haut sogar einen Büffel wie mich um“

Peter Mann aus Unterrödel ist von lebensgefährlichem Krankheitsverlauf bekehrt und wirbt jetzt fürs Impfen

05.12.2021 | Stand 05.12.2021, 17:32 Uhr

Lebensgefährlich war für Peter Mann die Infektion mit dem Corona-Virus. Foto: privat

Er stand auf der Schwelle zwischen Leben und Tod. Mit seinem Impfaufruf möchte Peter Mann all diejenigen aufwecken, die Corona immer noch verharmlosen – wie er selbst anfangs der Pandemie auch.



„Ich habe Corona nicht ernst genommen, war der Meinung, das wird bei mir höchstens eine leichte Grippe“, sagt der durchtrainierte, sportliche Mann, der sich, wie er offen zugibt, zu sehr von den Impfskeptikern beeinflussen ließ. Die Angst vor möglichen Nebenwirkungen oder schweren Impfschäden war bei ihm größer, als die Angst vor der Krankheit. Zu den „Impfverweigerern“ zählte sich die Familie Mann aber nicht. „Wir wollten das einfach erst mal beobachten und noch abwarten“, sagt Peters Frau Andrea und ihr Mann ergänzt „Ich war die letzten 15 Jahre nicht krank, mache Kraftsport, trinke keinen Alkohol und rauche nicht.“ Weil er sich wegen seiner gesunden Lebensweise und aufgrund seines Alters mit Mitte 40 also alles andere als zur sogenannten „Risikogruppe“ zählte, war für ihn Impfen kein Thema – ein schwerer Fehler, wie sich Ende August diesen Jahres herausstellen sollte.

„Wie cool, das ist jetzt wie Urlaub“

Nachdem bei Sohn Sascha (23) ein Schnelltest ein positives Ergebnis angezeigt hatte, ließ sich der Rest der Familie während der Quarantäne mehrfach testen. Obwohl das Ergebnis bei Peter nach einigen Tagen „positiv“ ausfiel, war er zunächst sehr entspannt. „Ich hab anfangs nichts gemerkt und dachte mir noch ,wie cool, das ist jetzt wie Urlaub’“, während er die freie Zeit im Sommer im Pool im Garten genossen hat. Während sich bei Frau Andrea und Sohn Sascha ein verhältnismäßig milder Krankheitsverlauf abzeichnete, bemerkte Peter am vierten Tag die ersten leichten Symptome. „Da war ein Kratzen im Hals, dann stellte sich ein unangenehmer Druck auf der Brust ein“, erzählt Peter, der diese Symptome noch als „erträglich“ einstufte.

Unerträglich wurde es dann aber, als das Fieber auf über 40 Grad hochschnellte und ihm das Atmen immer schwerer fiel. „Das Fieber ist einfach nicht mehr runtergegangen, die Tabletten haben nicht geholfen,“ erinnert sich Peters Frau Andrea zurück. „Mein Mann ist drei Tage nur auf der Couch herumgelegen, bis ich endlich beim Arzt angerufen habe.“ Der fackelte nicht lange: „Sofort den Krankenwagen rufen.“ In der Kreisklinik Roth wurde eine Lungenentzündung festgestellt. Peters Werte wurden in den nächsten Tagen immer schlechter und er bekam immer weniger Luft. Mit Blaulicht wurde er zu den Spezialisten in die Uniklinik nach Erlangen verlegt, wo er sofort ins künstliche Koma versetzt wurde.

„Ich wusste, er schwebt in Lebensgefahr“

„Ich höre noch immer die Angst in seiner Stimme, als er mir das kurz zuvor am Telefon mitgeteilt hat. Keiner konnte mir sagen, wie lange das dauert und ob es Folgeschäden geben wird. Ich wusste aber, er schwebt in Lebensgefahr, das war eine furchtbare Situation“, erinnert sich Andrea mit Schrecken zurück. Nach zwei Wochen wurde ihr Mann aus dem künstlichen Koma geholt „Als er aufgewacht ist, konnte er gar nichts mehr. Er war wie ein Baby, konnte nicht sprechen und war in seinen Bewegungen stark eingeschränkt“, sagt Andrea rückblickend und Peter fügt hinzu: „Mein Kopf war total matschig“, wohl auch wegen der starken Medikamente.

Drei weitere Wochen verbrachte der Familienvater auf der Intensivstation und nahm in dieser relativ kurzen Zeit stark ab, brachte statt 100 nur noch 82 Kilo auf die Waage. „Das hat mich alles sehr mitgenommen“, sagt Andrea, die zwischenzeitlich riesige Angst hatte, ihren Mann und den Vater der vier gemeinsamen Söhne zu verlieren. Während seines Aufenthalts in der Uniklinik wurde Peter mit einem Medikament behandelt, das aus Antikörpern von genesenen Patienten entwickelt wurde. „Das ist noch nicht zugelassen und wird derzeit zu Studienzwecken eingesetzt“, sagt Peter, dem der Vorschlag, es mit dieser Methode zu versuchen, vom behandelnden Arzt, Dr. rer. nat. Karl Bihlmaier unterbreitet wurde. „Da habe ich mit meiner Unterschrift nicht lange gezögert und mir nur gedacht, ,die wissen schon, was sie tun’.“ Eine weise Entscheidung, wie sich schnell herausstellen solle. Die Therapie schlug sofort an und von da an ging es Tag für Tag aufwärts. „Das war meine Rettung“, ist sich Peter sicher.

Bereit zur Impfkampagne: „Das machen wir“

Über die Uniklinik Erlangen entstand auch der Kontakt zum Gesundheitsministerium, das dort nach Covid-Patienten für ihre Impfkampagne angefragt hatte. „Ich bin eigentlich zu schüchtern für die Kamera“, sagt Peter und lächelt. „Doch meine Frau hat gesagt, das machen wir“, fügt er hinzu. Doch bis das achtköpfige Filmteam bei der Familie Mann in Unterrödel für die Aufnahme des Videos anrückte, von dem bisher nur ein kleiner Ausschnitt in den sozialen Medien zu sehen ist, hatte Peter noch einen weiten Weg vor sich.



Nach insgesamt sechs Wochen Krankenhausaufenthalt durfte Peter wieder nach Hause. „Meine größte Freude war es, meine Familie wieder zu sehen“, sagt er und fügt nachdenklich hinzu: „Man denkt, so etwas passiert immer den anderen, aber dass es einen selber treffen kann, damit rechnet man nicht.“ Im familiären Umfeld hat sich Peters Zustand mehr und mehr verbessert. „Wir waren viel spazieren in der Natur und haben die gute ,Unterrödler Luft’ genossen“, sagt Andrea. Zur weiteren Genesung hat die Reha in der Rangauklinik in Ansbach erheblich beigetragen. „Da war er richtig gut aufgehoben und hat sich gut stabilisiert“, sagt Andrea.

„Ich möchte wieder voll durchstarten“

„Ganz der Alte" ist Peter aber noch nicht. „Beim Treppensteigen komme ich schnell an meine Grenzen“, sagt er und gibt zu, dass er noch immer mit mangelnder Ausdauer, Koordinationsproblemen und schneller Erschöpfung zu kämpfen hat. Doch Peter Mann gibt sich kämpferisch. „Ich möchte wieder voll durchstarten. Das wird schon wieder“, sagt er und fügt hoffnungsvoll hinzu „Ich hoffe, dass da nichts bleibt.“ Einen bleibenden Eindruck hinterlässt er aber mit seinem Weckruf im Rahmen der Impfkampagne des Gesundheitsministeriums. Sowohl im engen Freundeskreis als auch im weiteren Umfeld haben Peter Manns schmerzliche Erfahrungen mit Corona und sein Appell viele Impfskeptiker zum Umdenken gebracht. „Viele haben jetzt wenigstens begriffen, wie ernst Corona ist – wenn es sogar einen Büffel wie mich umhaut“, sagt er und kann dem Ganzen damit wenigstens noch etwas Gutes abgewinnen.

− HK



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