Corona-Ausbruch im Seniorenheim: "Wir kämpfen weiter"

Trotz Booster-Impfung positiv

23.11.2021 | Stand 23.11.2021, 7:38 Uhr
Seniorenzentrum −Foto: S. Hofmann

Von Sebastian Hofmann

Der Corona-Ausbruch im BRK-Seniorenheim Neuburg am Wochenende, bei dem 30 Heimbewohnerinnen- und Bewohner sowie Angestellte positiv getestet worden waren, beschäftigt die Gesellschaft in und um Neuburg auch am Wochenanfang. Gesundheitsamtsleiter Johannes Donhauser ist froh, dass die Krankheitsverläufe bei den Infizierten bislang gemäßigt sind.

Ins Krankenhaus hat keiner der positiv Getesteten aus dem BRK-Heim eingeliefert werden müssen - auch weil eine Ärztin des Gesundheitsamtes schnell gehandelt hat. Denn ein bereits von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) angekündigter Mediziner ist nicht gekommen. Obwohl Johannes Donhauser ausgebildeter und promovierter Mediziner ist, hinterlässt der Ausbruch im BRK-Seniorenheim emotionale Spuren beim Gesundheitsamtsleiter. 

Der Grund: Vier Heimbewohner haben vor fünf Wochen bereits die als "Booster" bezeichnete Auffrischimpfung erhalten, drei von ihnen sind unter den Positiv-Getesteten. "Man hat schon gehofft, dass es dadurch etwas besser wird", sagt Donhauser. Der Fachmann weiß, dass, wie er in den vergangenen Monaten selbst immer wieder betont hat, eine Impfung "keinen sterilen Menschen hinterlässt". Das solle jedem nun wieder mehr ins Gedächtnis rufen, dass sich auch Zweifach-Geimpfte mehr testen lassen. 

Zweifel am Bayerischen Roten Kreuz will Donhauser wegen des Ausbruchs in dessen Neuburger Heim nicht aufkommen lassen. Auf dem medizinischen Sektor sieht er den Sozialverband als "einen unserer Leistungsträger" an. Auch die Betreuung der Heimbewohner habe er als vorbildlich erlebt. Die Infizierten seien in gutem Zustand gewesen, manche hätten leichten Husten oder Schnupfen gehabt. Einigen sei wegen Dehydrierung, die bei alten Menschen schnell eintreten kann, eine Kochsalzlösung verabreicht worden.

St. Augustin Neuburg
"Mein Mitgefühl gilt den Kolleginnen und Kollegen sowie den Erkrankten im BRK-Heim", sagt Klaus Müller, Leiter des Altenheimes St. Augustin in Neuburg. Dort weiß man, wie es sich anfühlt, wenn das Virus trotz aller Sicherheitsvorkehrungen zuschlägt, hat es in der Einrichtung der Barmherzigen Brüder doch im Januar ebenfalls einen Ausbruch gegeben. Damals waren fünf Heimbewohner und vier Mitarbeiter positiv getestet worden, in Sachen Impfung stand man mit der ersten Dosis bei einigen Bewohnerinnen und Bewohnern erst am Anfang. Zehn Monate später, berichtet Müller, ist man stark um die Auffrischimpfung bemüht. Im Oktober ist die Hälfte der 106 Bewohner zum dritten Mal geimpft worden, an diesem Dienstag ist ein weiterer Termin. "Bei dem bekommen wir dann hoffentlich alle durch, die sich noch impfen lassen wollen", sagt Müller. Der Heimleiter berichtet, dass man sich in seiner Einrichtung bereits im Sommer um den "Booster" bemüht habe, Termine aber sehr schwer zu bekommen seien. 

Der Ausbruch im BRK-Heim habe Sorgen, die seit Beginn der Pandemie immer da seien, wieder in den Vordergrund gerückt. "Die Einschläge kommen schnell nah", formuliert Müller seine Gedanken in Bezug auf die hohen Infiziertenzahlen. Man habe ein engmaschiges Testsystem. Mitarbeiter, Besucher und Dienstleister können jeden Tag von 12.30 bis 13.30 Uhr kostenlos die hauseigene Teststraße nutzen. Überall muss eine FFP2-Maske getragen werden, ohne negativen Test gibt es generell keinen Zutritt zum Haus. "Für eine soziale Einrichtung ist dieser Zustand schwierig. Aber wir kämpfen weiter und hoffen auf Besserung", sagt Müller.

Seniorenpflege Bertoldsheim
Auch Stefan Wolters Gedanken sind beim BRK-Heim. Der 39-Jährige leitet die Seniorenpflege in Bertoldsheim mit ihren derzeit etwa 70 Bewohnerinnen und Bewohnern. "Hoffentlich geht das gut", sagt der Neuburger in Bezug auf das BRK. "Helles Entsetzen" habe der Vorfall unter seinem Personal nicht ausgelöst, denn man sei auf so etwas gefasst. "Wir werden ob der aktuellen Lage einfach nur müde", sagt Wolter. Die Situation habe man in diesem Beruf dauerhaft im Bewusstsein. "Was anderes bleibt einem auch nicht übrig." Der Einrichtungsleiter hofft nun, dass die "Booster"-Impfungen, mit denen man in Bertoldsheim schon begonnen hat, bald abgeschlossen sind. 

Besuch im Heim ist weiterhin erlaubt, denn: "Die Angehörigen aussperren geht gar nicht. Das ist wirklich das letzte Mittel", sagt Wolter. In der Seniorenpflege gibt es ebenfalls engmaschige Tests: Geimpfte werden zweimal, Ungeimpfte dreimal die Woche getestet - egal, ob es sich um Personal oder Bewohnerinnen und Bewohner handelt.

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