Zweite Eröffnung in diesem Jahr

Jura Museum öffnet wieder am 2. Juni: Großes Riffaquarium muss erneuert werden

22.05.2020 | Stand 22.05.2020, 8:55 Uhr
Juramuseum −Foto: Klenk/upd

Jura Museum öffnet wieder am 2. Juni: Großes Riffaquarium muss erneuert werden

(ty) Zum zweiten Mal in diesem Jahr wird das Jura Museum in Eichstätt am 2. Juni wiedereröffnet. Nach dem Neustart aufgrund der Trägerübernahme durch die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) zum Jahresbeginn musste die Naturkundeausstellung seit Mitte März eine Corona-Zwangspause einlegen. Nach elf Wochen können die Versteinerungen von Archaeopteryx und Juravenator nun wieder begutachtet werden. Der Zugang zum Museum muss aufgrund der Bauarbeiten auf der Willibaldsburg allerdings geändert werden. Und auch im Museum stehen Veränderungen bevor.

Bei ihrem Antrittsbesuch haben der Eichstätter Oberbürgermeister Josef Grienberger und der Eichstätter Landrat Alexander Anetsberger gemeinsam mit Christoph Würflein, dem Geschäftsführer des Naturparks Altmühltal, noch den direkten Weg durch die lange Torhalle im Osten der Burganlage genommen. Im dahinter liegenden Burghof haben Archäologen vor der großen Schildmauer den Boden tief aufgegraben und die Reste eines Burggrabens freigelegt. Die Baugruben und große Maschinen machen den gewohnten Zugang für Museumsgäste zu unsicher, weshalb die Besucher die Burg bis auf weiteres über eine alternative Route und zugleich auf historischen Pfaden betreten werden: Der ausgeschilderte Weg führt über den Mondscheinweg an der Nordbastion vorbei über die Binderschanze und die botanische Treppe in den Innenhof der Burg. Über die gewöhnlich nicht zugängliche botanische Treppe gelangte einst Fürstbischof Johann Konrad von Gemmingen in den von ihm angelegten „Hortus Eystettensis“. Noch heute sind Pflanzenmotive auf der bemalten Kassettendecke der Treppe zu erkennen.

Die archäologischen Grabungen bilden den Auftakt für eine umfassende Sanierung der Willibaldsburg, die im März begann und voraussichtlich bis Ende 2022 dauern wird. Trotz der damit verbundenen Einschränkungen soll der Museumsbetrieb aber weiterlaufen. Die Sanierung biete „eine große Chance, die Attraktivität der Burg für die Bürger und Gäste der Stadt noch deutlich zu steigern“, sagte Oberbürgermeister Grienberger bei dem Treffen mit Museumsleiterin Christina Ifrim und KU-Präsidentin Gabriele Gien. „Das Jura Museum und die Willibaldsburg sind Leuchttürme für die Stadt und die Region“, so Grienberger weiter. Alexander Anetsberger betonte, er sei „sehr froh, dass es mit vereinten Kräften gelungen ist, die Zukunft des Jura Museums zu sichern. Die Bedeutung der Einrichtung für die Stadt, den Landkreis und den Naturpark Altmühltal ist allen bekannt – wir hätten eine wichtige Attraktion verloren, wenn die Universität nicht die Trägerschaft übernommen hätte“. Als Geographiestudent an der KU habe er einst selbst als Führer im Jura Museum gearbeitet, berichtete Anetsberger. „Schon damals war ich vor allem von den Aquarien begeistert – so etwas findet man in Bayern kein zweites Mal.“

Das große Aquarium gehört zu den vielen Highlights des Jura Museums. Es beherbergt das artenreichste Riff Bayerns. Doch nun steht eine besondere Herausforderung bevor: Da das 44 Jahre alte Aquarium inzwischen starke Schäden hat und so nicht mehr weiter betrieben werden kann, müssen die Korallen und Fische in ein Evakuierungsbecken umziehen. Dieses „Notquartier“ fasst 6500 Liter Salzwasser und steht bereits im Raum neben dem Museumseingang. Derzeit wird die Aquarientechnik installiert. In wenigen Wochen werden dann die mindestens 80 Arten von Korallen, Salzwasserfischen, Seeigeln, Garnelen und weiteren Riffbewohnern umgesetzt. Aus technischen Gründen wird das Evakuierungsbecken für die Besucherinnen und Besucher leider kaum einsehbar sein. Doch zumindest für wenige Wochen wird es nach der Wiedereröffnung des Jura Museums noch die Möglichkeit geben, einen letzten Blick auf das große Aquarium in seiner jetzigen Form zu werfen. Wann das Riff vom Notquartier in ein neues Ausstellungsbecken umziehen kann, steht noch nicht fest.

Auch ohne das große Aquarium gibt es für die Besucher im Museum viel zu sehen und zu entdecken. Die Ausstellung steht in diesem Sommer ganz im Zeichen des Archaeopteryx. Nirgendwo anders in der Welt können so viele Originale bestaunt werden wie im Altmühltal – jener Region, in der der Urvogel vor 150 Millionen Jahren ausschließlich lebte. Das Eichstätter Exemplar dieses weltberühmten Fossils wurde von der Paläontologischen Gesellschaft zum Fossil des Jahres 2020 gekürt. Die Fossilmuseen der Region feiern dies mit einem „Archaeopteryx-Sommer im Altmühltal“. Eine „Flugroute“ führt Besucherinnen und Besucher zu den sechs Archaeopteryx-Originalen und weiteren fossilen Schätzen. Beteiligt sind neben dem Jura Museum auch das Dinosaurier Museum Altmühltal in Denkendorf, das Bürgermeister-Müller-Museum in Solnhofen sowie das Museum Bergér bei Eichstätt.

Die Willibaldsburg mit dem Jura Museum und dem Museum für Ur- und Frühgeschichte öffnet wieder am Dienstag, 2. Juni (Dienstag bis Sonntag sowie an Feiertagen von 9 bis 18 Uhr). Aufgrund der derzeitigen Corona-Pandemie müssen Besucher während des Aufenthalts eine Mund-Nase-Bedeckung tragen. Um Risiken für Gäste und Personal zu minimieren, können vorerst keine museumspädagogischen Angebote wie Führungen oder Workshops angeboten werden.

Das Jura Museum auf der Eichstätter Willibaldsburg ist eines der am schönsten gelegenen Naturkundemuseen in Deutschland. Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf den Fossilien der Solnhofener Plattenkalke, die in den Steinbrüchen der Region zutage gefördert worden sind. Die Versteinerungen, die im Museum gezeigt werden, ermöglichen eine Zeitreise rund 150 Millionen Jahre in die Vergangenheit, in eine tropische Insel-, Riff- und Lagunenlandschaft, die von Fischsauriern und Krokodilen, Korallenfischen und Krebsen, Insekten und Flugsauriern bevölkert war. Träger des Museums ist die Stiftung Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt. Der größte Teil der Sammlung befindet sich im Besitz des Bischöflichen Seminars St. Willibald in Eichstätt.