Zwei Tote und 616 Infizierte

Coronavirus zieht in der Region weiter Kreise - Behandlungskapazitäten werden ausgebaut

27.03.2020 | Stand 27.03.2020, 0:38 Uhr
Schutzmaske
Frau mit Schutzmaske −Foto: fotoART by Thommy Weiss /pixelio.de

Coronavirus zieht in der Region weiter Kreise - Behandlungskapazitäten werden ausgebaut

Nun hat das Coronavirus auch in der weiteren Region die ersten Todesopfer gefordert. Zwei Senioren aus dem Landkreis Kelheim, beide nach Behördenangaben über 80 Jahre alt und bereits vorbelastet, starben an der neuartigen Infektion - einer in der Goldberg-Klinik in Kelheim, der andere in der Ilmtal-Klinik in Pfaffenhofen. Letzterer war 87 Jahre alt und soll zuvor schon an zahlreichen Erkrankungen gelitten haben, sein Krankheitsbild sei chronisch gewesen. Die Gesamtzahl der Infizierten in Ingolstadt und der Region beläuft sich - Stand gestern - auf 616. Auffallend ist der teils sprunghafte Anstieg gegenüber den Vortagen.

In Ingolstadt lag die Zahl der Infizierten gestern Nachmittag bei 29, drei weitere sind inzwischen wieder genesen. Zehn Betroffene befinden sich stationär im Ingolstädter Klinikum, vier davon auf der Intensivstation.

Das Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen spricht von einem weiteren Anstieg der positiv Getesteten auf derzeit 56, seit die ersten Corona-Fälle am 14. März bekannt wurden. "Aber wir haben auch eine gute Nachricht. Zwei der Patienten in unserem Landkreis sind bereits genesen", erklärte Landrat Peter von der Grün (FW). Vier der Infizierten liegen im Kreiskrankenhaus Schrobenhausen, bei den übrigen verlaufe die Krankheit meist mild, so dass sie sich daheim auskurieren können. Unterdessen rüstet der Landkreis auf und hat unter anderem in Schrobenhausen die Beatmungskapazitäten und Zahl der Intensivbetten weiter erhöht sowie diese Woche ein Notkrankenhaus in Neuburg eingerichtet. Zwei Fieberambulanzen sollen niedergelassene Ärzte entlasten.

Das Landratsamt in Pfaffenhofen meldet ebenfalls 56 Infizierte, davon gelten sechs als geheilt. Die gestern fünf Neuinfizierten befinden sich nach Behördenangaben in einem "guten bis stabilen Allgemeinzustand" in häuslicher Isolation. Die Zahl der Quarantänebescheide erhöhte sich auf 317.

Im Landkreis Eichstätt sind aktuell 47 Personen positiv getestet, in Quarantäne befinden sich 230. Im Raum Neumarkt gibt es 60 Fälle, drei Patienten sind genesen. Der Kreis Kelheim meldete gestern Nachmittag neben den beiden ersten Corona-Toten insgesamt 76 Infizierte. Im Landkreis Aichach-Friedberg waren bis gestern 72 Infizierte amtlich erfasst, etwa 330 Personen befinden sich in Quarantäne. Der Kreis Dachau zählte mit 220 Infektionen die höchste Zahl, das sind 46 mehr als am Vortag.

Die bayerische Staatsregierung bemüht sich derweil, mehr Behandlungskapazitäten für Covid-19-Patienten aufzubauen. Unter anderem sollen die Gesundheitsämter um 400 Mitarbeiter verstärkt werden. Vorgestern erhielten niedergelassene Veterinäre über die Landestierärztekammer per Mail eine Allgemeinverfügung aus dem Gesundheitsministerium, wonach sie die Zahl der in der jeweiligen Praxis verfügbaren Beatmungsgeräte melden sollen - insbesondere solche, die für die Behandlung von Menschen geeignet sind. Auch Humanmediziner sollen dieser Meldepflicht umgehend nachkommen.

"Um bereits kurzfristig auftretende Materialengpässe bei Ärzten, Gesundheitsämtern und Kliniken zu bekämpfen, werden alle Möglichkeiten zur Beschaffung von notwendigem Material ausgeschöpft", teilte dazu eine Ministeriumssprecherin auf unsere Anfrage mit. "Besonders notwendig ist jetzt die unverzügliche Bereitstellung von ausreichend Beatmungsgeräten. "

Die bis 20. April geltende Verfügung zum Vollzug des Infektionsschutzgesetzes weist auf die Meldepflicht hin, im Zitat: "Es ist nicht ausgeschlossen, dass zum Gesundheitsschutz der Bevölkerung und der Behandlung schwerkranker Menschen Beatmungsgeräte beschlagnahmt und zentral nach Bedarf verteilt werden müssen. Hierfür muss zunächst der Bestand festgestellt werden."

Von Horst Richter