"Wir wollen das Geschenk auspacken"

Sieg im Derby bei 1860 München soll FC Ingolstadt Aufstiegschance sichern - Knaller bleibt im Tor

04.07.2020 | Stand 04.07.2020, 8:57 Uhr

Fußball

Sieg im Derby bei 1860 München soll FC Ingolstadt Aufstiegschance sichern - Knaller bleibt im Tor

Was für ein Saisonfinale! Ausgerechnet am letzten Spieltag der 3. Liga geht es im Derby zwischen dem TSV 1860 München und dem FC Ingolstadt (Samstag, 14.03 Uhr) für beide Vereine um alles. Nicht auszudenken, was im Grünwalder Stadion los wäre, wenn Zuschauer dabei sein dürften und live den Aufstiegskampf verfolgen könnten.

So aber müssen es die Spieler auf dem Platz alleine richten. FCI-Trainer Tomas Oral ist überzeugt, dass dies seinem Team gelingt, obwohl es mit der 0:2-Heimniederlage zuletzt gegen den 1. FC Magdeburg einen herben Rückschlag verkraften musste. "Die Mannschaft hat das direkt abgeschüttelt und mir im Training gezeigt, dass sie voll fokussiert ist", sagt Oral, gesteht aber: "Für mich war es schwer, dass ich mich selbst aufrichte. "

Deshalb greift der Motivator vor diesem brisanten Duell entgegen seinen Gewohnheiten nicht mehr in die Psycho-Trickkiste - selbst seinen Glücks-Pullover, den er während der Serie von 676 Minuten ohne Gegentor als Talisman trug, hat Oral nach dem 0:1 gegen Magdeburg sofort abgelegt. "Man darf es auch nicht übertreiben. Das ist ein schmaler Grat. Die Jungs brauchen jetzt nur auf die Tabelle schauen, was sie erreichen können. Da ist der Ehrgeiz von jedem Einzelnen groß genug", meint der FCI-Coach.

Ein Blick zurück helfe ebenfalls. "Nach der langen Durststrecke hätten wir mit dem Thema Aufstieg schon lange nichts mehr zu tun haben dürfen. Aber jetzt haben wir diese Chance, und die wollen wir beim Schopf packen", sagt Oral und greift mit Bezug auf das 2:2 zwischen Bayern München II und dem MSV Duisburg, das dieses "Finale" erst ermöglichte, zu einer Metapher. "Das ist wie ein Geschenk. Das muss man nicht nur entgegennehmen, sondern dann auch auspacken. "

Personalrochaden will der Trainer im Saisonfinale keine mehr vornehmen. Deshalb kehrt die Nummer eins, Fabijan Buntic, nach überstandener Schädelprellung nicht mehr ins Tor zurück. "Ich will in der Saisonendphase keine Wechselspiele. Knaller hat es sehr gut gemacht, er wird das durchziehen, da rudere ich nicht mehr zurück", meint Oral, stärkt aber auch Buntic. "Er weiß, dass er sofort funktionieren muss, falls nochmal etwas passiert. An seinem Status als Nummer eins wird nicht gerüttelt. Er ist der Mann der Zukunft. "

Im Fokus stehen jetzt ohnehin die erfahrenen Recken. Maximilian Beister soll - wie in den vergangenen Spielen seit Orals öffentlichem Rüffel - zeigen, dass er ein Unterschiedsspieler ist. Stefan Kutschke, Marcel Gaus, Tobias Schröck und Robin Krauße sind als verbliebene Stützen aus der Zweitliga-Abstiegsmannschaft besonders gefragt, sich noch mal ins Zeug zu legen, um die Chance auf Wiedergutmachung zu wahren.

Und Björn Paulsen wird auf der Tribüne die Daumen drücken. Der gelbgesperrte Abwehrhüne, der mit seiner Wucht so gut in Orals Philosophie vom Powerfußball passt, will nicht als Zuschauer sein möglicherweise letztes Spiel als FCI-Profi erleben. Der Däne hat zwar noch einen Vertrag für die kommende Saison, ist aber umworben. "Ich hoffe, wir haben noch zwei Spiele. Da will ich dabeisein", sagt Paulsen und sieht vor allem in der Fitness seiner Teamkollegen einen Vorteil. "Wir haben in der Corona-Pause am härtesten von allen Mannschaften gearbeitet. Wir schauen körperlich gut aus", verspricht der 29-Jährige, der entweder von Frederic Ananou oder Michael Heinloth vertreten wird.

Jedenfalls sollte die Partie ein offener Schlagabtausch werden und insofern eine dankbarere Aufgabe für den FCI als das ewige Anrennen gegen ein Abwehrbollwerk wie das des 1. FC Magdeburg. Zudem hofft Oral auf den Kampfgeist seines Teams: "1860 will uns was wegnehmen, was wir selbst haben wollen. Wir werden uns wehren, das kann ich garantieren. "

Von Gottfried Sterner