Fatale Viertelstunde
Wieder kostet Anfangsphase den FC Ingolstadt Punkte – Tabellenkeller rückt näher

20.10.2024 | Stand 21.10.2024, 12:30 Uhr |

Die einen sagen so, die anderen so: Während sich die Schanzer über Sebastian Grönnings energisches Durchsetzen vor seinem Kopfballtor zum 1:1 freuten, reklamierten die Verler ein klares Aufstützen an ihrem Rechtsverteidiger Patrick Kammerbauer. Foto: Bösl

Wie stünde der FC Ingolstadt in der 3. Liga da, wenn es nur diese Anfangsviertelstunde nicht gäbe?

  

Hypothetische Frage, einfache Antwort: viel besser, als es die Schanzer nach dem 1:1 (0:1) am Samstag gegen den SC Verl und nur einem Dutzend Punkte nach zehn Spielen tun. Die Abstiegszone liegt inzwischen deutlich näher als die vom FCI anvisierten Top-Plätze.

FC Ingolstadt wieder früh 0:1 hinten

Gegen die Westfalen um den gebürtigen Raitenbucher Patrick Kammerbauer fingen sich die Ingolstädter zum fünften Mal in dieser Saison das 0:1 schon in den ersten 15 Minuten. „Die erste Viertelstunde ist für uns unerklärlich. Wir kriegen wieder so ein Kack-Tor, dem wir hinterherlaufen müssen. Das darf nicht passieren“, befand ein bedienter Marcel Costly nach dem Treffer seines Namensvetters Benger (11. Minute) und vermisste „den letzten Willen, das Tor zu verteidigen“.

Das aus Schanzer Sicht besonders Ärgerliche an dem abgefälschten Schuss nach einer von Michel Stöcker initiierten Eckballvariante: FCI-Trainerin Sabrina Wittmann hatte ihre Mannschaft auf genau solche Situationen eingestellt, wie sie nach der Partie verriet. „Wir wussten, wie wir solche Situationen verteidigen wollen, haben es aber nicht hinbekommen.“ Weil die Ingolstädter aber schliefen, konnte Benger aus 16 Metern frei abziehen. „Diese frühen Gegentore tun einfach weh. Es ist dann schwierig, wieder das Selbstvertrauen aufzubauen“, meinte Costly.

Frühe Gegentore nerven die Schanzer

Wittmann machte keinen Hehl daraus, dass die frühen Rückstände „mich nerven. Meine Unzufriedenheit hilft nicht, die Dinge in dem Moment zu ändern. Wir können nichts anderes tun als zu versuchen, diese frühen Rückstände zu vermeiden. Das ist uns heute wieder nicht gelungen.“

Positiv: Die FCI-Innenverteidigung um Ersatz-Kapitän Simon Lorenz (Lukas Fröde saß nach gesundheitlichen Problemen 90 Minuten lang auf der Bank) und Mladen Cvjetinovic (erster Startelfeinsatz seit Ende August) ließ vor der Pause sonst kaum etwas zu. Offensiv lieferten die Gastgeber in den ersten 45 Minuten eine statische und biedere Vorstellung, die Pfiffe vieler Fans zur Pause nach sich zog.

Das Klima änderte sich, als Wittmann Sebastian Grönning für den erneut vollkommen wirkungslosen Dennis Borkowski einwechselte, auch wenn der dänische Edeljoker an den ersten Chancen gar nicht direkt beteiligt war. Pascal Testroet verpasste eine flache Hereingabe Costlys nur um Haaresbreite (47.). Yannick Deichmann schoss den Ball nach einer Kombination über Max Besuschkow und Benjamin Kanuric an die Latte (48.).

Joker Grönning trifft zum Ausgleich

Nachdem Verl durch Jonas Arweiler (49., im Eins-gegen-Eins gegen FCI-Keeper Marius Funk) und Berkhan Taz (51., Linksschuss knapp rechts vorbei) zwei Chancen auf das 0:2 verstreichen ließ, schraubte sich Grönning nach einer Flanke Deichmanns in die Höhe, setzte sich dabei beherzt gegen Kammerbauer durch und köpfte zum 1:1 ein (64.).

Können und etwas Glück bewahrten die Schanzer im Anschluss vor dem neuerlichen Rückstand: Funk parierte einen Fallrückzieher von Lars Lokotsch (68.). Schiedsrichter Timon Schulz verwehrte Verl nach einem Zweikampf zwischen Leon Guwara und Fabio Gruber einen Elfmeter (75.).

Die Schanzer bliesen danach zur Schlussoffensive, doch der Lucky Punch gelang nicht mehr, so dass sich der FCI in seinem 200. Drittliga-Spiel mit einem Remis zufriedengeben musste. „Der Geist, den wir heute hatten, Bälle erobern zu wollen, war über die gesamten 90 Minuten sehr gut“, lobte Wittmann ihre Schützlinge dennoch. Grönning, mit vier Toren derzeit bester FCI-Schütze vor Fröde und Testroet (jeweils drei), bilanzierte nordisch nüchtern: „Wenn man hinten liegt, muss man manchmal mit einem Punkt zufrieden sein.“

Die frühen Gegentore gehen auch ihm auf den Keks. „Natürlich nervt es, immer einem Rückstand hinterherlaufen zu müssen“, meinte er – und schob nach: „Wenn ich ehrlich bin, kommt es mir so vor, als könnten wir fast ein bisschen befreiter aufspielen, wenn wir zurückliegen, als hätten wir nichts mehr zu verlieren. Da spielen wir manchmal sogar besser.“ Alle Schanzer dürften aber auf eine neuerliche Kostprobe verzichten können, wenn bereits morgen Abend (19 Uhr/Magenta Sport) mit dem Gastspiel bei Viktoria Köln weitergeht.