Die Qual der Wahl
Wie der breite Kader des ERC Ingolstadt für Erfolg und Entlastung sorgen soll

26.09.2024 | Stand 27.09.2024, 9:31 Uhr |

Wieder im Einsatz: Nach seiner Knöchelverstauchung ist Verteidiger Mat Bodie zurück auf dem Eis und hofft im Heimspiel gegen die Löwen Frankfurt auf den zweiten Saisonsieg der Panther. Foto: Traub

Die neue Tiefe im Kader des ERC Ingolstadt soll den Wettbewerb verschärfen und zugleich die Spieler entlasten. Für Dauerläufer wie Verteidiger Mat Bodie ist das von Vorteil – Trainer Mark French muss allerdings aufpassen, dass er all seine Panther über die gesamte Saison der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) bei Laune hält.

  

Auf der Tribüne wird es in der neuen Saison mitunter kuschelig. So groß ist der Kader des ERC, dass in jeder Partie gleich fünf Spieler zuschauen oder zu Kooperationspartner Ravensburg müssen. Der neue Konkurrenzkampf der Panther soll die Spieler zu mehr Leistung anstacheln und gibt French reichlich Möglichkeiten. Er zwingt den Trainer allerdings gerade zu Saisonbeginn, wenn noch alle seine Spieler fit sind, auch zu schwierigen Entscheidungen: So verfolgte beispielsweise Abbott Girduckis die 2:3-Derbyniederlage nach Verlängerung zum Saisonauftakt von der Tribüne des Curt-Frenzel-Stadions in Augsburg. Drei Tage später entschied sich French gegen einen Einsatz von Enrico Henriquez im Duell mit den Straubing Tigers, das der ERC mit 5:2 gewann.

French will einen „gesunden Wettbewerb“ und ist sich sicher, dass dieser der Mannschaft guttun wird, „wenn das in der richtigen Art und Weise geregelt wird“. Dafür aber muss er diesen moderieren, um alle Spieler bei Laune zu halten. Die Qual der Wahl darf nicht zum Leid der Panther werden. „Auf solche Gespräche mit Spielern, die nicht zum Einsatz kommen, freut man sich als Trainer nicht gerade“, sagt French. „Aber sie sind notwendig. Das Wichtigste ist dabei, dass man sie mit der nötigen Direktheit und Empathie führt.“

Mat Bodie wirkte ausgebrannt



Die neue Tiefe im Kader hat neben dem Wettbewerb einen weiteren entscheidenden Vorteil: Sie kann Spieler wie Mat Bodie entlasten. Der Verteidiger stand in der vergangenen Saison im Schnitt 25:43 Minuten auf dem Eis, in den Play-offs gegen die Pinguins Bremerhaven mitunter sogar mehr als eine halbe Stunde. Der Kanadier gilt schon seit seinem Wechsel nach Ingolstadt vor vier Jahren als Dauerläufer, doch gerade zum Ende der Saison macht sich die Belastung bemerkbar, der 34-Jährige wirkte ausgebrannt. „Natürlich will jeder so viel spielen wie möglich, aber es gibt irgendwo ein Limit“, sagt Bodie.

In der neuen Saison sollen sich die Eiszeiten der Panther deshalb ausgewogener verteilen. Der ERC Ingolstadt hat nun mit Bodie, Morgan Ellis und Alex Breton bereits drei statt bislang zwei Kontingentstellen in der Verteidigung besetzt. Zusammen mit Leon Hüttl gibt es damit vier Defensivspieler, die sich in die Offensive der Ingolstädter einbringen können. Zum Saisonauftakt konnte man diesen Effekt schon beobachten: Während Breton (29:49 Minuten Eiszeit) und Ellis (25:01) im Spiel gegen Augsburg Bodies Ausfall noch auffangen mussten, war das Trio gegen Straubing nach Bodies Rückkehr jeweils rund 21,5 Minuten im Einsatz. Nebenbei leistete Breton mit zwei Treffern am Eröffnungswochenende einen wichtigen Beitrag in der Offensive.

Mat Bodies große Ziele in der neuen Saison



Bodie sieht einen großen Vorteil darin, dass seine Mannschaft nun breiter aufgestellt ist. „Es ist klar, dass man einen großen Kader braucht, um erfolgreich zu sein“, sagt er. „Wenn man sich die Mannschaften in der DEL oder auch in der NHL ansieht, sind es die Teams, die mit vier Sturmreihen und drei Verteidigerpaaren spielen können, die in den langen Play-off-Phasen bestehen. Das wollen wir in dieser Saison auch so handhaben.“

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Denn der Vizekapitän geht mit großen Zielen in seine fünfte Saison beim ERC. Er erkenne im diesjährigen Kader viele Parallelen zu dem Team, das vor zwei Jahren ins Finale eingezogen war, sagt der Verteidiger. Bodie selbst ist nach seiner Knöchelverstauchung, die er sich im Gäuboden-Cup zugezogen hatte und die ihn in den letzten drei Vorbereitungspartien sowie im ersten Liga-Spiel in Augsburg zum Zuschauen zwang, wieder fit. „Es fühlt sich einigermaßen gut an, aber ich habe definitiv noch nicht wieder die gewohnte Energie. Das dauert drei bis vier Spiele, bis man zurück auf dem normalen Level ist“, sagt Bodie. Umso hilfreicher, dass er in dieser Saison bei den Panthern mehr entlastet wird.

ERC Ingolstadt in Kürze



Personal: Alle Panther sind fit – so hat ERC-Trainer Mark French vor dem Heimspiel gegen die Löwen Frankfurt an diesem Freitag (19.30 Uhr) wieder die Qual der Wahl. Stürmer Johannes Krauß soll zu seinem ersten Saisoneinsatz kommen, dafür ist Luca Hauf dieses Wochenende für Kooperationspartner Ravensburg im Einsatz.

Gegner: Nach dem 3:2-Sieg zum Auftakt gegen Nürnberg mussten sich die Löwen zwei Tage später gegen München nach hartem Kampf knapp mit 2:3 geschlagen geben. „In den ersten beiden Partien haben sie sehr aggressiv im Forecheck gespielt“, sagt French. Spannend wird, ob Trainer Tom Rowe an diesem Freitag bereits Thomas Greiss ins Tor stellt. Der langjährige NHL-Goalie überbrückt bei den Löwen den Personalengpass bis zur Rückkehr der verletzten Stammtorhüter Jussi Olkinuora und Cody Brenner. Der 38-Jährige war seit seinem Karriereende im Sommer 2023 allerdings nicht mehr aktiv. Seit dieser Saison Teil der Löwen ist außerdem Ex-Panther Kevin Maginot, der als Ersatz für Colin Ugbekile zurückkehrte. Für den ERC waren die Hessen zuletzt ein unangenehmer Gegner: Die jüngsten drei Spiele in der Saturn-Arena konnte der Tabellenzwölfte der vergangenen Saison für sich entscheiden. Mat Bodie erwartet einen „harten Kampf“ gegen den Meister von 2004.

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