Hybride Ausschusssitzung mit Liveschaltung zur „Raumstation ISS“
Wen interessiert schon, was die AfD meint?

10.02.2022 | Stand 10.02.2022, 18:56 Uhr
Sitzungssaal −Foto: Rössle/Stadt Ingolstadt

Der Slogan „Vorsprung durch Technik“ ist mindestens so originär ingolstädterisch wie der merkantile Spruch „Geiz ist geil“. Während jedoch der geile Geiz nachhaltig auf die gesamte Stadt übergegriffen hat, ist das mit dem Vorsprung durch Technik so eine Sache, vor allem was die Stadtverwaltung selbst betrifft.

Das lehrt ein Blick in die Vergangenheit. Denn ob nun das Wasser(trauer)spiel auf dem Paradeplatz, das ewig nicht dazu zu bewegen war, auch tatsächlich mit dem Wasser zu spielen – sprich erkennbar kleine Wasserfontänen zu produzieren – oder die Leuchtbänder in der Donaustraße, die bereits nach kurzer Zeit wieder entfernt wurden, weil sie nicht geleuchtet haben. Städtische Planungen und Innovationen hat in aller Regel dann der Teufel gesehen, wenn sie mit fließend Wasser oder Strom zu tun haben.

Jüngster Beleg dieser These sind die Livestream-Bemühungen der Stadt. Heute fand erstmals eine Ausschusssitzung in hybrider Form statt. Sprich eine ganze Reihe der Räte nahmen von zuhause aus an der Sitzung teil, heutzutage eigentlich eine läppische Fingerübung. Gerade seit den coronabedingten Homeoffice-Aktivitäten keine wirkliche Herausforderung.

Für Ingolstadt jedoch schon. Ob nun Hans Achhammer, Klaus Böttcher oder Patrizia Klein: Die digital zugeschalteten Räte scheinen derzeit Urlaub auf der Raumstation ISS zu machen und deswegen der Sitzung fernzubleiben. Zu verstehen war jedenfalls ziemlich wenig und es klang nach Entfernungen von vielen, vielen Lichtjahren. Es erforderte schon höchste Konzentration, deren Einlassungen folgen zu können.

Auch der AfD-Rat Günter Schlüter war der Sitzung hybrid zugeschaltet. Und während der seine Meinung zum Seniorenheim Auf der Schanz zum Besten gab, waren im Sitzungssaal natürlich wieder mal die verräterischen Mikrofone am Führungstisch eingeschaltet und übertrugen so diesen vielsagenden Dialog: Sagt der eine „Da versteht man ja nichts“, darauf ein anderer: „Macht doch nix“. Mehr demokratische Wertschätzung geht praktisch nicht. (ty)