Pförring bereitet sich auf Ausfälle der Stromversorgung vor
Wahrscheinlichkeit von Stromausfällen nimmt zu

28.02.2023 | Stand 28.02.2023, 7:38 Uhr
Strom −Foto: oh

„Stromausfall – was nun?“ lautete der Titel der Informationsveranstaltung, zu der Stefan Haser, der Vorsitzende der Unabhängigen Wähler Pförring, in der Schlossschenke Wackerstein vor vollem Haus insgesamt sechs Referenten begrüßen konnte. Stephan Leibl von der Bayernwerk Netz GmbH stellte dar, welchen Aufwand die Stromversorger betreiben, um Erzeugung und Verbrauch im Gleichgewicht zu halten.

„Wie das EKG beim Menschen spiegelt die Netzfrequenz von 50 Hertz den Gesundheitszustand des Stromversorgungssystems wider“, erläuterte der Kommunalbetreuer. Das letzte Mittel, um einen unvorhersehbaren und flächendeckenden Stromausfall, einen „Blackout“ zu verhindern, sei ein geplanter „Brownout“, erklärte Leibl. Dabei würden einzelne Sektoren reihum für jeweils drei Stunden abgeschaltet. Es komme zwar gelegentlich zu kritischen Netzsituationen, es habe aber nie Versorgungsunterbrechungen gegeben, betonte Leibl. Er hält deshalb die Warnungen für übertrieben, dennoch sei ein Blackout denkbar. 

Landkreis: Wahrscheinlichkeit von Stromausfällen nimmt zu
Im Landkreis Eichstätt geht man davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit von Stromausfällen zunimmt. Als mögliche Ursachen nannte stellvertretender Landrat Bernhard Sammiller Hackerangriffe, terroristische Angriffe, Naturkatastrophen und Energiekrisen. Aufgabe des Kreises sei es dann, „ein geordnetes öffentliches Leben“ aufrecht zu erhalten. Über Satellitentelefone und die alte Feuerwehrgleichwelle soll die Kommunikation mit Behörden, Gemeinden und Hilfsorganisationen sichergestellt werden. Kreiseigene Einrichtungen wie Kliniken werden über Notstromaggregate versorgt. Energieautarke Tankstellen wie die beim Autohaus Busch in Pförring sollen Blaulichtorganisationen und kritische Infrastruktur beliefern. Die Gemeinden sollen Anlaufstellen für Bürgerinnen und Bürger, sogenannte Leuchttürme, einrichten, die gemeindliche Infrastruktur aufrechterhalten, vor allem die Wasserversorgung und Alten- und Pflegeeinrichtungen. Der Markt Pförring ist dabei, entsprechende Pläne aufzustellen. Als Leuchtturm ist laut Bürgermeister Dieter Müller das Feuerwehrhaus mit Bauhof und Kinderkrippe vorgesehen. Denn dort gebe es neben der Nahwärmeversorgung auch eine Ölheizung, Duschen und Küchen für die Einsatzkräfte und für Notfälle. „Für einen Fall, der hoffentlich nie eintritt,“ seien bereits 50000 Euro im nächsten Haushalt eingestellt. 

„Eine Rundumversorgung für die Bürger ist nicht möglich“, stellte Müller klar. Deshalb solle jeder für sich durchgehen, welche Vorkehrungen vernünftig sind. So brauche man nicht unbedingt ein Kurbelradio, wenn ein Autoradio da ist. 

Feuerwehr Pförring braucht Stromerzeuger selbst
Bei der Freiwilligen Feuerwehr hat man bereits ein Konzept erstellt. Nach der Selbstalarmierung würden in der Einsatzzentrale Notrufe angenommen und die Funkverbindung mit der Rettungsleitstelle und den Ortsteilfeuerwehren hergestellt, berichtete Markus Grimm. Der Feuerwehrkommandant machte aber auch deutlich, dass die Feuerwehr nicht bei kleinen Problemen helfen und auch nicht die Bürgerinnen und Bürger versorgen könne. Auch die Stromerzeuger brauche die Feuerwehr selbst. Schließlich warnte er vor dem Betrieb von Grills, Heizpilzen oder Notstromaggregaten in Gebäuden. Es bestehe die Gefahr einer Kohlenmonoxidvergiftung.

Fachleute aus dem Handwerk gaben praktische Tipps. Albert Stuber verglich Notstromaggregate mit dem Notrad am Auto, mit dem man höchstens bis zur nächsten Werkstatt komme. Ein Ersatzstromgerät, am besten ein schwarzstartfähiger Speicher mit automatischer Netzfreischaltung sei dagegen wie das gute alte Ersatzrad, so der PV-Spezialist aus Mainburg. Auch Heizungsbauer Siegfried Höchtl warnte vor billigen Notstromaggregaten. „Spannungsschwankungen zerschießen schnell die Heizungssteuerung.“ Entwarnung konnte er für Biomassekessel geben. Solange das Wassernetz funktioniere, verhindere eine thermische Ablaufsicherung die Überhitzung. (ty)