Wahlkampf im Schatten der Thüringen-Wahl

Während am Stand der CSU die Bürger ihre Wünsche auf eine überdimensionale Zeitung schrieben, sah sich die FDP mit dem Debakel von Thüringen konfrontiert

09.02.2020 | Stand 09.02.2020, 9:16 Uhr
Wahl3 −Foto: Schmatloch

Während am Stand der CSU die Bürger ihre Wünsche auf eine überdimensionale Zeitung schrieben, sah sich die FDP mit dem Debakel von Thüringen konfrontiert

(ty) Freie Fahrt mit Bussen für Rentner oder für ein Euro, den Busverkehr gleich ganz kostenfrei machen, ebenso wie die Kita-Plätze. Die Leerstände verringern und die Kammerspiele schnell bauen. Ach ja: Und eine Straßenbahn. Das sind einige Wünsche der Bürger, die sie am Samstag am Wahlkampfstand der CSU hinterließen. Die Partei hatte die Idee umgesetzt, mit einer überdimensionalen Zeitung die Sorgen und Wünsche der Ingolstädter zu sammeln. Und die machten davon regen Gebrauch.

Während sich die Christsozialen also mit aktuellen Fragen rund um die Schanz konfrontiert sahen, hatte man bei der FDP ein ganz anderes Thema: Die Wahl des Thüringen FDP-Ministerpräsidenten, der mit den Stimmen der AfD an die Macht gekommen war. Zwar nur für ein paar Tage bis zu seinem Rücktritt. Aber das Thema beliebt aufregend.

„Es ging heute an unserem Stand um nichts anderes“, bedauert OB-Kandidat Jakob Schäuble. Freut sich jedoch, dass er sehr viel Zuspruch erhalten habe. „Ihr könnt ja nichts dafür“ war die Meinung der meisten, die am Stand der FDP Halt machten. Und ob die Ingolstädter FDP bei der nächsten Forsa-Umfrage noch einmal abstürzt wie in der bundesweiten Erhebung nach der Wahl, bleibt abzuwarten. Sie hatte beim ersten Mal nur zwei Prozent erreicht.

Das Thüringer Problem, das wichtige Entscheidungen mit Hilfe der umstrittenen AfD zustande kommen, das indes wird Ingolstadt wohl in der kommenden Legislaturperiode begleiten. Immerhin lag die rechte Partei bei der ersten Forsa-Umfrage de Donaukurier mit sieben Prozent auf dem vierten Platz, wäre als vierstärkste Kraft im neunen Stadtrat. Was also würde passieren, käme es bei der Wahl eines Bürgermeisters zu einer ähnlich heiklen Situation wie in Thüringen, was tun, wenn Mehrheiten bei Sachthemen nur mit Hilfe der Stimmen der AfD zustande kämen?

Dass keine der etablierten Partei eine wie immer geartete Zusammenarbeit mit der AfD eingehen würde, das haben alle Parteien und Gruppierungen mehr als klar gemacht. Aber sie wird da sein, sie wird mitstimmen und vielleicht sogar mitbestimmen. Wie sehen das die beiden einzig aussichtsreichen OB-Kandidaten, Amtsinhaber Christian Lösel und Christian Scharpf von der SPD?

Gesetzt den Fall, um ein aktuelles Beispiel zu nehmen, bei der Abstimmung zum Bau der Kammerspiele käme eine Mehrheit für den Bau nur durch die Stimmen der AfD zustande. Was würden sie tun? „Das Suchen und Finden mache ich nicht von den Stimmen der AfD abhängig. Wenn ich sonst keine andere Mehrheit finde, das geht es halt nicht anders“, sagt SPD-Kandidat Christian Scharpf und beurteilt die Situation ähnlich pragmatisch wie Oberbürgermeister Christian Lösel. „Dann ist es so. Was soll ich machen?“, sagt er, „wenn die Mehrheit tatsächlich, was ich fast nicht glaube, nur durch die Stimmen der AfD zustande käme, dann wird das im Stadtrat so hinzunehmen sein. Die Entscheidung wird aber nicht von einer einzigen Partei abhängig sein. Wir müssen formal korrekt entscheiden. Und da kommt raus, was rauskommt.“