Was ein T-Shirt soll alles sagen kann
Von Machern und Rednern

31.05.2022 | Stand 31.05.2022, 12:57 Uhr
−Foto: Schmatloch

Von Michael Schmatloch

Was ist es doch für ein kraftvolles Kompliment, wenn man über irgendjemand sagt, er sei ein Macher. Das klingt nach schweißtreibender Entschlossenheit und stählernem Durchsetzungsvermögen. Gut, in den Gefilden der Schanzer Kommunalpolitik gibt es nicht unbedingt die Möglichkeit, dieses Kompliment großflächig zu streuen.

Im Digitalen Gründerzentrum immerhin hat man verstanden. Und hat sich deswegen zur Einweihung des neuen Domizils im Kavalier Dalwigk T-Shirts bedrucken lassen. „Machen, Machen, Machen“ steht auf dem schwarzen Unisex-Oberteil zu lesen. Da weiß man doch gleich, wo der Hammer hängt.

Das dachte sich wohl auch die Stadtratsfraktion der CSU und ließ uns per Pressemitteilung aus der Klausur am Gardasee wissen: „Es gibt nichts Gutes - außer: Man tut es!“ Das wäre doch auch mal ein T-Shirt-Spruch. Erich Kästner immerhin, den Erfinder dieses Satzes, würde es freuen. Auch wenn die Grammatik ein wenig christsozial verbogen scheint. Denn Kästner hat mit Absicht nach „Gutes“ einen Punkt gemacht: „Es gibt nichts Gutes. Außer man tut es.“

Aber in Zeiten semantisch reduzierten WhatsApp-Gebrabbels geht das schon in Ordnung. Und immerhin klingt der Satz doch auch verschärft nach entschlossenem Handeln, das irgendwann vielleicht sogar den Weg in die christsoziale Praxis findet.

Als dieser Spruch noch hip war, also vor Jahrzehnten, da erschien er uns als naturgemäß faulen Studenten doch ein wenig zu anstrengend in der Umsetzung. Deswegen haben wir als Gegenentwurf gerne einen anderen Spruch benutzt: „Das Gute, dieser Satz steht fest, ist stets das Schlechte, das man lässt.“ Das ist doch eine ganze Ecke leichter durchzuhalten und weit weniger anstrengend.

Sollte die CSU nun ihren Kästner-Spruch tatsächlich auf T-Shirts drucken lassen, dann schiene doch der zweite Spruch für die SPD angemessen. Zumal der Ex-Sozi Thomas Thöne diese Form der mehr oder weniger modischen Meinungsäußerung doch vor Jahren im Stadtrat sozusagen salonfähig gemacht hat, also er mit einem Shirt in der Sitzung auflief, auf dem zu lesen stand: „Top Down is out.“

−Foto: Schmatloch

Es müssen jedoch nicht immer die komplexen Sprüche sein, die das mehr oder weniger gepflegte Oberteil zieren. Lieber kurz, knackig und griffig. Und wie man beim Digitalen Gründerzentrum brigk mit „Machen, Machen, Machen“ die Lebensphilosophie zum Ausdruck bringt, könnte dieses Shirt, textlich leicht modifiziert, angesichts ungezählter Arbeitskreise, runder Tische und Kümmerer auch im Ingolstädter Rathaus Karriere machen. „Reden, Reden, Reden.“ Die Farbe schwarz für jenes sommerliche Oberteil erscheint – nebenbei bemerkt – dabei durchaus angemessen.

Und sollte sich schließlich der gesamte Stadtrat zu einem fraktionsübergreifenden, bedruckten Kleidungsstück durchringen können, dann wäre dies wohl ein Spruch tiefgreifender Wahrheit: „Ich verlasse mich auf meine Sinne: Irrsinn, Wahnsinn, Blödsinn.“