Mit einem Festakt an der THI feiert Ingolstadt die Gründung „seiner“ Universität vor 550 Jahren
Von der Vergangenheit in die Zukunft

30.06.2022 | Stand 30.06.2022, 22:29 Uhr
Festansprache von Markus Söder −Foto: Hammer

Von Markus Schwarz

Er kam, grüßte, redete – und hinterließ ein Rätsel: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder war am Mittwochabend zu Gast in Ingolstadt – unter vielen anderen. Im Forschungszentrum Carissma an der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI), einer ebenso großen wie hochmodernen Halle vor allem zum Testen von (teilweise) autonom fahrenden Pkw, ging der städtische Festakt zum 550. Gründungsjubiläum der bayerischen Landesuniversität in Ingolstadt über die Bühne. Mit rund 250 Gästen aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und dem Hochschulwesen gedachte man der Geburt der Ingolstädter Wissenschaftsgeschichte im Jahr 1472, als Herzog Ludwig der Reiche von Bayern-Landshut die bayerische Landesuniversität in Ingolstadt aus der Taufe hob. Über Jahrhunderte wurde hier Wissenschaftsgeschichte geschrieben; nach zwei Verlegungen im 19. Jahrhundert lebt die Universität als Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München fort.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hielt die Festansprache. Und damit war genau der richtige Mann gefunden: Söder läuft immer zu Hochform auf, wenn es um Themen aus der Geschichte oder aus Zukunftstechnologien geht – und erst recht, wenn es um eine Kombination der beiden Themenfelder geht. Dementsprechend launig, geistreich und gewitzt tauchte Söder zurück in die Vergangenheit und erinnerte an der Universitäts-Gründervater Ludwig, der Ingolstadt als Standort lobte – weil dort der Wein zwar etwas teuer sei, das Fleisch aber gut und weil es sowohl genügend Wohnraum wie Platz und Gelegenheit zum Spazierengehen gebe.

Söder stürmte aber auch vorwärts und bekannte: „Ich bin ein Fan der Zukunft!“ Ingolstadt entwickele sich – nicht nur, aber auch dank seiner, Söders, High-Tech-Offensive, das musste natürlich erwähnt werden – mit seinen Hochschulen Katholische Universität Eichstädt-Ingolstadt (KU) und THI zu einem der weltweiten Zentren der Forschung an künstlicher Intelligenz (KI) und der Mobilität der Zukunft. Nun sollen auch Themen der Medizin und der Ethik bei technischen Entwicklungen dazukommen, wie Ingolstadts Oberbürgermeister Christian Scharpf in seiner Begrüßung ergänzte.

Darüber hinaus sprachen Thomas Sattelberger, Beauftragter des Bundesforschungsministeriums, Prof. Oliver Jahraus, Vizepräsident der LMU, Prof. Gabriele Gien, Präsidentin der KU und Prof. Walter Schober, der Präsident der THI. Umrahmt wurde die Feier von Musikerinnen und Musikern des Georgischen Kammerorchesters, die Stücke aus der Alten Musik spielten, die mittels künstlicher Intelligenz umarrangiert und umkomponiert worden waren. 

Der wunderbar organisierte Abend endete mit Häppchen und Gesprächen im Innenhof der THI. Thema dabei immer wieder: Was hatte der bereits gleich nach der Rede weitereilende Markus Söder gemeint, als er Ingolstadt als zweite Universität in Bayern bezeichnete? Des Rätsels Lösung: Wahrscheinlich spielte der gebürtige Franke auf Würzburg an. Dort wurde bereits 1402 eine Universität gegründet; die ging aber nach wenigen Jahren wieder ein und wurde erst Ende des 16. Jahrhunderts neu gegründet. Im Übrigen gehörte Würzburg damals noch gar nicht zu Bayern.